Bye-bye, Beinfreiheit

Italienische Firma präsentiert Stehsitz für Flugzeuge

Wie die Zukunft der Fliegerei aussieht, weiß niemand so genau. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie halb im Stehen erleben werden, ist seit der Präsentation eines italienischen Kabinenausstatters auf einer Messe in den USA aber erheblich gestiegen: "Aviointeriors" will mit dem Stehsitz "Sky Rider" das Kurzstreckengeschäft revolutionieren.

Derzeit fliegen die meisten Airlines mit einem Sitzreihenabstand von 78 bis 86 Zentimetern in der Economy-Klasse. Mit einem Abstand von nur 58 Zentimetern ließen sich mit dem "Sky Rider" die Kapazitäten eines Kurzstreckenflugzeugs um ein Drittel und mehr erhöhen. Dann sitzt man so dicht hintereinander, dass die nur leicht abgewinkelten Knie unter den Hintern des Vordermannes ragen.

"Cowboys reiten auch acht Stunden"
Den Begriff "Stehsitz" will Aviointerior übrigens nicht hören. Der italienische Kabinenausstatter vergleicht das Sitzerlebnis auf dem "Sky Rider" mit einem Pferdesattel. "Cowboys reiten auf ihren Pferden auch acht Stunden und fühlen sich immer noch wohl!", zitiert die Zeitung "USA Today" Firmenchef Dominique Menoud.

Für Langstreckenflüge würde Menoud den "Sky Rider" aber trotzdem nicht empfehlen. Ein dreistündiger Flug - damit würde man von Wien nach ganz Nordeuropa sowie im Süden bis Madrid kommen - sei aber ohne Komforteinbußen zu überstehen. 

Genehmigung wird schwierig
Eine entscheidende Hürde muss Aviointeriors auf dem Weg zum Stehsitz-Revoluzzer aber noch nehmen: Bislang gibt es weder von der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde FAA noch von deren europäischem Pendant eine Genehmigung für den Sitz. 

"Es ist nicht unmöglich, so einen Sitz zu bauen und auch Flugzeuge damit zu bestücken. Nur stellt sich die Frage, ob er für die Airlines noch leistbar ist, wenn die Konstruktion einmal alle FAA-Kriterien erfüllt", zitiert "USA Today" einen Sprecher der Behörde.

Airlines haben Lust auf Stehen
Aviointeriors befindet sich nach eigenen Angaben bereits mit mehreren Interessenten aus den USA im Gespräch, auch aus China hätten sich Fluglinien gemeldet. Dort beantragte vor wenigen Wochen eine Airline, auch einige Stehplätze bei ihren Inlandsflügen anbieten zu dürfen. Der Chef der irischen Billigfluglinie Ryan-Air, die auch in Österreich aktiv ist, hatte erst vor kurzer Zeit gemeint: "Wenn es mir die irische Flugsicherheit erlaubt, würde ich die Leute auch im Stehen fliegen lassen."