65 Jahre nach Krieg

Japan entschuldigt sich für “Schaden und Schmerz”

Ausland
15.08.2010 13:18
65 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hat die japanische Regierung mit einer umstrittenen Tradition gebrochen: Am Jahrestag der japanischen Kapitulation besuchte am Sonntag erstmals kein Minister den Yasukuni-Schrein in Tokio, in dem auch als Kriegsverbrecher verurteilte Soldaten geehrt werden. Stattdessen entschuldigte sich Ministerpräsident Naoto Kan bei einer Gedenkveranstaltung für die Rolle Japans während des Krieges.

Kan besuchte gemeinsam mit Kaiser Akihito, dessen Vater Hirohito 1945 die Kapitulation ausgerufen hatte, eine Gedenkveranstaltung in Tokio. "Während des Krieges hat Japan vielen Ländern bedeutenden Schaden und Schmerz zugefügt, besonders den Menschen asiatischer Länder", sagte der Regierungschef in einer Ansprache. "Ich bedaure dies zutiefst und spreche den Opfern und ihren Angehörigen mein aufrichtiges Beileid aus."

Zuvor hatte Kan auf einem staatlichen Friedhof in Tokio zum Gedenken an die Hunderttausenden im Ausland getöteten Soldaten des Landes einen Kranz niedergelegt. Anders als die Vorgängerregierungen besuchten aber weder er noch seine Kabinettsmitglieder den umstrittenen Yasukuni-Schrein. Dieser Schritt wurde jedoch nicht überparteilich getragen: Dutzende Parlamentarier, darunter auch der frühere Regierungschef Shinzo Abe, gedachten dort des Kriegsendes.

Schrein ist Denkmal für getötete Japaner
Der Yasukuni-Schrein ist ein Denkmal für die etwa 2,5 Millionen getöteten Japaner. Allerdings werden dort auch 14 verurteilte Kriegsverbrecher geehrt. Offiziellen Angaben zufolge begannen die Besuche von Regierungsmitgliedern an dem Schrein spätestens im Jahr 1985. Demnach war es am Sonntag das erste Mal seit 25 Jahren, dass kein Kabinettsmitglied dort der Opfer gedachte.

Ministerpräsident Kan unterstrich mit diesem Schritt seine Politik der Öffnung gegenüber den asiatischen Ländern. Erst in der vergangenen Woche hatte er sich beim koreanischen Volk für die Kolonialherrschaft entschuldigt, die 1910 begann und mit der Kapitulation Japans 1945 endete. Die früheren Besuche von Ministern an dem Yasukuni-Schrein hatten regelmäßig heftige Kritik vor allem aus Peking hervorgerufen. China wirft Japan vor, mit dem Denkmal die japanische Aggressionspolitik gegen Peking während des Zweiten Weltkriegs zu glorifizieren.

Europas Rechtsextreme besuchen Schrein
Am Samstag besuchten mehrere rechtsextreme europäische Politiker um den Franzosen Jean-Marie Le Pen den Schrein. Der Vorsitzende des Front National wurde dabei vom Vizechef der britischen Rechtspartei British National Party, Adam Walker, sowie Gesinnungsgenossen aus Österreich, Belgien, Spanien, Ungarn Portugal und Rumänien begleitet. Die europäischen Rechtsextremen hielten sich auf Einladung der nationalistischen japanischen Bewegung Issuikai in Japan auf, um über die Zukunft nationalistischer Gruppen zu diskutieren. Mehr Infos dazu in der Infobox!

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