Und das dürfte Stefan Matschiner seinem früheren Freund wohl nie verzeihen. Der Angeklagte: „Kohl wäre der erste Athlet gewesen, den ich betreut habe und der wirklichen Erfolg gehabt hat.“ Doch bevor der Radrennfahrer seinen dritten Platz bei der Tour de France in bare Münze umwandeln konnte, wurde er des Dopings überführt. Er legte ein umfangreiches Geständnis ab und wurde im Verfahren gegen Matschiner zum wichtigsten Belastungszeugen.
Die Vorwürfe im Einzelnen: Matschiner soll an acht Spitzensportler verbotene Medikamente verkauft haben. Namentlich genannt werden in der von Staatsanwältin Nina Weinberger verfassten Anklage nur drei: Bernhard Kohl, sein Teamkollege Markus Zberg und die Triathletin Lisa Hütthaler. Weitere fünf Abnehmer werden nur mit „Sportler A“ bis „Sportler E“ bezeichnet.
Stefan Matschiner will diese Namen nicht nennen, plaudert aber sonst munter aus der Doping-Schule: Epo, Testosteron und Wachstumshormone habe er quasi zum Selbstkostenpreis an die Spitzensportler weitergegeben: „Ich wollte an Doping nichts verdienen, aber ich habe das Management mit der medizinischen Komponente gekoppelt.“ Und damit gab es eine Umwegrentabilität: Matschiner war mit sechs bis acht Prozent an den Einnahmen seiner Schützlinge beteiligt . . .
Im zweiten Punkt der Anklage geht es um Blutdoping, das Matschiner auch nach dem Inkrafttreten des Anti-Doping-Gesetzes (siehe Kasten unten) betrieben haben soll. Was er bestreitet. Er habe just Anfang August 2008 das Gerät aus Wien nach Slowenien gebracht, wo Blutdoping bis heute nicht verboten ist.
Die einzelnen Komponenten für die Blutbehandlung beschaffte sich Matschiner auf skurrile Weise, erzählt er. Teile davon stammten von der Firma „Humanplasma“, an der laut Staatsanwältin auch Langlauf-Trainer Walter Mayer beteiligt war. „Nach der Doping-Affäre bei Olympia in Turin wurde denen die Sache zu heiß, und sie haben mir Teile verkauft.“ Ein wichtiger zusätzlicher Baustein fürs Blutdoping stammte von einer Wiener Pharmafirma. Wo sich Sportmanager Matschiner beim Einkauf als „Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen“ ausgegeben hat . . .
Einen Punkt hinterfragt Richterin Spreitzer-Kropiunik immer wieder: „Hatten Sie keine Bedenken, dass das gesundheitsschädlich ist, was Sie da machen?“ „Nein“, beharrt der Angeklagte (Verteidigung Franz Essl): „Nicht bei den geringen Mengen, die ich gegeben habe.“ Bei diesen Dosierungen sei er auch ziemlich sicher gewesen, dass sie bei Kontrollen nicht auffallen. Damit kommt der Sportmanager wieder auf Bernhard Kohl zu sprechen: „Hätte er sich nicht Dopingmittel aus anderen Quellen besorgt, wäre er nie aufgeflogen“
von Peter Grotter, Kronen Zeitung
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