"Briefe an Julia"

Amanda Seyfried ist in Verona der Liebe auf der Spur

Kino
18.08.2010 15:44
Die bezaubernde Kino-Romanze "Briefe an Julia" macht Verona zum Angelpunkt akuter und verjährter Herzensturbulenzen, in die sich Amanda Seyfried, Vanessa Redgrave und Franco Nero verstricken.

"Verbreite deinen dichten Vorhang, Nacht! Du Liebespflegerin! Damit das Auge der Neubegier sich schließ', und Romeo mir unbelauscht in diese Arme schlüpfe  bis scheue Liebe kühner wird und nichts als Unschuld sieht in inn'ger Liebe Tun. Komm, Nacht! - Komm, Romeo, du Tag in Nacht!" Worte aus der Feder von William Shakespeare, der mit "Romeo und Julia" das archetypische Drama einer zutiefst romantischen Liebe schreiben sollte.

Balkon als Mythos
Um die norditalienische Stadt Verona und das Haus, wo die blutjunge Julia auf dem Balkon gestanden haben soll - glühende Sehnsucht im Herzen, dem Zwist der Capulets und Montagues zum Trotz -, entstand ein regelrechter Kult. Millionen Touristen pilgern an diesen Ort einer kühnen und tragischen Liebe und deponieren an der pittoresken Steinmauer der Casa di Giulietta Briefe und Botschaften an Julia - auf ewig Hohepriesterin großer Gefühle. Ein Mythos, der seine Interpretation auf unzähligen Bühnen und in famosen Leinwandadaptionen fand - Historie, Weltliteratur und Emotion miteinander verflechtend.

Ein bezaubernder Film mit dem Titel "Letters to Juliet - Briefe an Julia", eingebettet in italienisches Flair, das Herz und Auge trunken machend, nähert sich der Stadt Verona nun auf besondere Weise, widmet er sich doch eben all jenen Schreiben, die seit Jahrzehnten aus aller Welt hier einlangen. Mit der Hoffnung auf Antwort und Rat! Da verhilft ein wieder aufgetauchter Liebesbrief einem reifen, aber nie verjährten Sehnen zu seinem Triumph über alle Hindernisse, da findet ein junges Glück seinen Weg - in exzellenter Besetzung und unter der Regie von Gary Winick ("Lipstick Jungle", "Bride Wars - Beste Feindinnen"). Eine Reise nach Bella Italia, dort, wo die Zeit auf steinernen Bänken träumt und uns bisweilen ein nachsichtiges Lächeln schenkt.

Kochen oder Liebe?
Ciao Verona also. Auf romantische Urlaubstage hofft die New Yorker Journalistin Sophie (Amanda Seyfried), als sie mit ihrem Verlobten Victor (Gael Garcia Bernal), einem Spitzenkoch und angehenden Restaurantbesitzer, in dessen Heimat fliegt. Doch schnell wird klar, dass Victors Leidenschaft ausschließlich (!) der italienischen Kochkunst gilt. Sein kulinarisches Begehr erstreckt sich auf edle Tropfen, gut gereiften Käse, olfaktorische Orgasmen beim Erschnüffeln von Trüffeln und das Erschmecken golden-sämiger Olivenöle. Dass die Kochmütze über der Erotik des Essens die Liebe ganz vergisst und den gemeinsamen Trip kurzerhand zur Dienstreise erklärt, ist ein Skandal!

Sophie indes entdeckt beim Schlendern durch die pittoresken Gassen des Centro storico, der Altstadt Veronas, Julias Haus und den ihm angeschlossenen "Club di Giulietta", eine Gruppe von Frauen, die als "Julias ehrenamtliche Sekretärinnen" Liebesbriefe aus aller Welt beantworten. Begeistert schließt sich Sophie den feinfühligen Ghostwriterinnen an, um schon am nächsten Tag einen Brief in einer Mauerritze der Klagemauer unglücklich Verliebter zu finden, der 50 Jahre alt ist. Darin beweint eine gewisse Claire aus England die Trennung von ihrem geliebten Lorenzo, der ihr einst einen Heiratsantrag machte. Eine rührende Verbindung, die ohne Abschied ihr abruptes Ende fand - gescheitert am Despotismus der wohlmeinenden Eltern des Mädchens.

Ehepaar gemeinsam vor der Kamera
Sophie wird diesen Brief beantworten und damit einen amourös-detektivischen Reigen in Gang setzen, der uns nach Siena und auf idyllische Landgüter führt. Denn Claire - ein wunderbarer Part für Vanessa Redgrave - kehrt in Begleitung ihres Enkels nach Italien zurück, um ihrer großen Liebe eine zweite Chance zu geben. Dass Lorenzo von Redgraves Ehemann Franco Nero gespielt wird - das illustre Schauspielerpaar hatte sich 1966 am Set zu "Camelot" kennengelernt -, verleiht dem Wiedersehen besondere Wärme.

Für Regisseur Gary Winick ist Mut die Essenz seiner Kino-Romanze "Briefe an Julia": "Manche Menschen leben wie Figuren auf einem Schachbrett und bewegen sich gerade so viel, wie es der nächste Zug erfordert. Wer ausbricht aus gewohnten Bahnen, dem schenkt sich das Leben ganz!"

Das italienische "coraggio" bedeutet Mut. Und "amore", das ist die Liebe. Zwei Wörter, die ein Magnetismus verbindet. Weil Hingabe immer großen Mutes bedarf. Dann wird sie spürbar, die Magie von Romeo und Julia - und jene Shakespeare'scher Poesie, die von "wildem Blut, das in den Wangen flattert", spricht.

von Christina Krisch, Kronen Zeitung

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