Vorgaben befolgen

Nehammer-Appell: „Bitte halten Sie jetzt durch“

Politik
27.03.2020 09:57

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) präsentierten am Freitag eine Zwischenbilanz über die Wirkung der bisherigen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich. Nehammer appellierte an das Durchhaltevermögen der Österreicher: „Halten Sie jetzt durch!“ Die hohe Bereitschaft zur Disziplin müsse aufrechterhalten werden, um die Anstiegskurve bei den Neuinfektionen weiter abzuflachen. Anschober riet besonders den Risikogruppen, jetzt zu Hause zu bleiben und sich nicht einem unnötigen Risiko auszusetzen. 

Innenminister Karl Nehammer betonte, dass ein Großteil der Menschen, die in Österreich leben, sich vorbildlich verhalte: „Mein Appell, bitte halten Sie jetzt durch.“ Es sei unbedingt notwendig, sich an das Einhalten der Vorgaben zu halten. „Es ist ein Gesamtauftrag an die Bevölkerung, Lebensretter zu werden.“ 

Nulltoleranz für „Lebensgefährder“
Diejenigen, die sich nicht an die Vorgaben halten, „sind Lebensgefährder“. Eine Nulltoleranz gebe es für „Corona-Partys“, „Spuckattacken“ oder bei Menschen, „die sich verantwortungslos verhalten“. Bei einzelnen Vergehen von Personen gebe es Geldstrafen in der Höhe von 3600 Euro. Gastronomen, die ihre Geschäftslokale trotz Verbots öffnen, müssten sogar mit Geldstrafen von 30.000 Euro rechnen.

Ältere Menschen derzeit besonders gefährdet
Besonders gefährdet seien derzeit ältere Menschen, aber nicht nur wegen einer möglichen Corona-Ansteckung, sondern auch, weil Trickbetrüger derzeit verstärkt im Internet ihr Unwesen treiben würden. Im Verdachtsfall solle man sich hier sofort an die Polizei wenden.

Dass derzeit mehr Asylwerber aufgenommen und auf ganz Österreich verteilt würden, sei „eine Falschmeldung“. Bei Asylanträgen gebe es derzeit die geringsten Zahlen „seit ewigen Zeiten“. Man dürfe hier auf keinen Fall Fake News glauben, die derzeit im Internet verbreitet werden. 

Zwischenbilanz der Corona-Krise am Montag
„Wir arbeiten am Wochenende an unserer größeren Evaluierung für die erste Zwischenbilanz und werden diese am Montag präsentieren“, berichtete Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei der Pressekonferenz. Vor 17 Tagen habe man die ersten Großveranstaltungen abgesagt. Vor elf Tagen sei das erste große Paket präsentiert worden. Hier gebe es immer Verzögerungen, was die Wirksamkeit solcher Maßnahmen betreffe. „Im besten Fall kann eine Ansteckung in den nächsten Tagen verhindert werden.“

Globale Pandemie schreitet „rasant“ voran
Insgesamt schreite die globale Pandemie „in einem rasanten Tempo“ voran. „Mittlerweile sind wir in einem Wachstum, das gigantisch ist.“ Die USA hätten China bei den Erkrankungen mittlerweile überholt. In China gebe es eine deutliche Abnahme und eine „sehr, sehr gute Entwicklung“. Noch immer gebe es aber keine Erklärung für die hohe Zahl an Todesfällen in Italien.

Zuwachsraten: Bis Ostern in einstelligen Bereich kommen
In Österreich liege man am Freitag bei mehr als 7000 Erkrankungen, ein Plus von 18 Prozent gegenüber dem Donnerstag. Bei den Zuwachsraten sei das Ziel gewesen, unter 20 Prozent zu kommen: „Wir müssen bis Ostern in den einstelligen Wachstumsbereich kommen.“ Die Prognosen würden punktgenau stimmen, weshalb man sich auf diese verlassen könne. 52 Todesfälle sind bislang zu verzeichnen.

Bisher habe man 40.000 Tests in Österreich durchgeführt, hier werde die Kapazität aber laufend erhöht, so Anschober. Eine Knappheit gebe es aber bei den Rohstoffen, die man für die Testungen brauche, weshalb man derzeit noch nicht mehr Tests durchführen könne.

Antikörper-Tests als „große Chance“
In einer nächsten Phase wolle man verstärkt sogenannte Antikörper-Tests durchführen. „Diese Antikörper-Tests könnten eine große Chance sein.“ Die Tests würden eine Aussage darüber machen, wer bereits eine Corona-Infektion gehabt habe, und aufklären, wie hoch die Dunkelziffer in Österreich sei.

Anschober: „Bleiben Sie zu Hause!“
Der Gesundheitsminister riet Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören und auch älteren Menschen, dass sie zu Hause bleiben sollten, um sich nicht einem unnötigen Risiko auszusetzen. Dazu gehörten auch Diabetiker und Personen mit einer Immunschwäche oder mit anderen Vorerkrankungen.

Noch vor Beginn der Pressekonferenz wurde bekannt, dass sich die Bau-Sozialpartner auf einen Acht-Punkte-Maßnahmen-Plan für den Weiterbetrieb von Baustellen geeinigt hätten. Dadurch soll es möglich sein, dass auf den heimischen Baustellen auch während der Corona-Krise unter verschärften Schutzmaßnahmen weitergearbeitet werde.

Anschober prüft Acht-Punkte-Plan für Baustellen
Laut Baugewerkschafts-Chef Josef Muchitsch habe man den Acht-Punkte-Plan bereits am Donnerstag mit Anschober abgestimmt und dieser prüfe nun, ob man die Punkte in einen Erlass übernehme. „Damit steht es auf rechtlichen Beinen und bekommt noch mehr Gewicht“, so Muchitsch.

Höhepunkt bei Neuinfektionen steht noch bevor
Gesundheitsminister Rudolf Anschober erwartete bereits vor den aktuellen Informationen zur Corona-Krise, dass der Höhepunkt bei den Infektionen in Österreich noch bevorstehe und geht „von einem Zeitfaktor irgendwo zwischen Mitte April bis Mitte Mai aus“.

Diese Szenarien erwarten uns nach Ostern
Die aktuelle Hoffnung sei, die Maßnahmen schrittweise wieder aufzuheben, aber auch nur dann, wenn die Steigerungsrate bei den Neuinfektionen kontinuierlich unter zehn Prozent liege, so Anschober. Möglicherweise könne zumindest ein Teil des Schulbetriebs wieder aufgenommen werden. Ein normaler Alltag, wie man ihn in Österreich vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie kannte, scheint jedoch immer noch in weiter Ferne.

In wenigen Wochen droht Akutsituation in der Pflege
Außerdem droht laut Anschober wegen möglicher Ausfälle von ausländischem Pflegepersonal in wenigen Wochen eine „Akutsituation“ in der Pflege. Derzeit gebe es zwar in den Bundesländern nur wenige Akutfälle, es sei aber zu erwarten, dass eine solche „in zwei, drei Wochen“ eintrete, sagte der Gesundheitsminister im Ö1-„Morgenjournal“.

Anschober: Pflege daheim beibehalten
Eine der Hauptprioritäten habe die Beibehaltung der Pflege von zu Hause. Derzeit sei es jedoch noch nicht bekannt, wie viele der 33.000 Pflegebedürftigen, die auf eine 24-Stunden-Pflege angewiesen sind, dann nicht daheim bleiben könnten. „Es hängt stark mit Maßnahmen unserer Nachbarländer zusammen, was die Grenzschließungen betrifft.“

Bis hier eine Lösung gefunden sei, müsse man ein konkretes Ersatzangebot zur Verfügung stellen. Man spreche etwa Menschen an, die eine Pflegeausbildung hätten, derzeit aber arbeitslos seien. Zivildiener könnten bei der unmittelbaren Pflege am Menschen zwar nicht zum Einsatz kommen, stellte Anschober klar. Dafür könnten sie aber „im Umfeld“ unterstützen. 

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