Wahl in Polen

Komorowski siegt in TV-Duell gegen Rivale Kaczynski

Ausland
28.06.2010 13:01
Eine Woche vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Polen haben sich beide Kontrahenten erstmals einen direkten Schlagabtausch vor laufenden Fernsehkameras geliefert. Beim TV-Duell am Sonntagabend warb der liberal-konservative Kandidat Bronislaw Komorowski für eine weitere Integration seines Landes in die EU sowie für die Aussöhnung mit Russland. Laut einer Online-Umfrage des Webportals TVN24 fanden 81 Prozent der Befragten, dass Komorowski in dem Duell besser abschnitt als sein Rivale Jaroslaw Kaczynski.

"Polen muss sich immer tiefer in Europa integrieren, weil das dem nationalen Interesse des Landes entspricht", sagte der derzeitige Parlamentschef. Die Aussöhnung mit Deutschland sei bereits gelungen, jetzt solle man dasselbe mit Russland versuchen, sagte Komorowski.

Sein national-konservativer Herausforderer Jaroslaw Kaczynski kritisierte dagegen die von der russischen Staatsanwaltschaft geführten Ermittlungen über den Flugzeugabsturz der polnischen Präsidentenmaschine bei Smolensk als "nicht befriedigend". "Es gibt immer mehr Zweifel", betonte Kaczynski. Er forderte die Übernahme des Verfahrens durch die polnischen Ermittler". Es gehe um die polnische Ehre, sagte der national-konservative Bewerber. Beim Flugzeugabsturz am 10. April war der Zwillingsbruder von Jaroslaw Kaczynski, Präsident Lech Kaczynski, ums Leben gekommen.

Komorowski für Afghanistan-Abzug
Komorowski sprach sich bei Debatte am Sonntagabend für einen Abzug aus Afghanistan bis 2012 aus. Der Einsatz verschlinge 20 Prozent der Mittel, die für eine Modernisierung der polnischen Armee notwendig seien. Polen solle sich von der Politik von Jaroslaw Kaczynskis Zeit als Regierungschef 2006 bis 2007 abwenden. "Sie haben einige tausend polnische Soldaten dort hingeschickt, wo sie keine nationalen Interessen haben. Es ist Zeit, diese Politik zu beenden", sagte der Kandidat der regierenden rechtsliberalen "Bürgerplattform". Er wolle als Präsident darauf hinwirken, dass die Regierung in Warschau eine Strategie für einen Abzug im Jahr 2012 entwickle. Derzeit sind 2.500 polnische Soldaten in Afghanistan stationiert, ihre Zahl soll im Laufe des Jahres auf 2.600 steigen.

Kaczynski wies Komorowskis Kritik am Afghanistan-Einsatz zurück. Das Ziel der polnischen Politik müsse es sein, "als große europäische Nation behandelt zu werden", sagte der Vorsitzende der rechtskonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit". Eine "minimalistische Politik" könne dies nicht leisten.

Stichwahl am 4. Juli
Beim ersten Wahlgang vor einer Woche hatten alle Präsidentenbewerber die absolute Mehrheit verfehlt. Deshalb müssen die beiden Bestplatzierten am 4. Juli erneut antreten. Den jüngsten Umfragen zufolge gilt Komorowski mit 51 bis 53 Prozent der Stimmen als Favorit. Kaczynski könnte danach mit 42 oder 43 Prozent rechnen.

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