Grazer Karlau

Häftling: „Es ist okay, dass ich im Gefängnis bin“

Steiermark
30.12.2019 06:00
In der Karlau, da sitzen die „schweren Jungs“, wie man sagt. Doch Häftling ist nicht gleich Häftling. Die einen streiten weiterhin ihre Schuld ab, und dann trifft man auf andere, wie Herrn G. (Name geändert), die ganz genau wissen, warum sie hier sind. Und das auch akzeptieren. Der „Krone“ erzählte er seine Geschichte

von einem glücklichen Leben, das plötzlich von Krankheit überschattet wurde. Die darauffolgende Gewalttat sei auf besondere, schicksalhafte Umstände zurückzuführen, beteuert der Mann. Dass er dafür mehrere Jahre hinter Gittern büßen muss, hat er akzeptiert: „Es ist fair, dass ich da bin. In der Karlau sitzt man nicht aus Jux und Tollerei. Viele hier haben das nicht verstanden. Ich bin das erste Mal eingesperrt und musste erkennen, wie schwer es ist, wenn man nicht mehr raus darf.“

Patriotistische Entscheidung
Nach dem rechtskräftigen Urteil konnte der Pensionist zwischen den Hochsicherheitsgefängnissen Karlau und Stein wählen. „Die Entscheidung ist aus Patriotismus gefallen, immerhin bin ich Steirer.“

Oberstes Gebot: nicht auffallen!
Klingt lustig, ist aber todernst. „Diskretion ist oberstes Gebot. Ich halte mich in meiner Zelle auf, raus gehe ich nur zum Duschen. Viele unterschiedliche Kulturkreise erschweren alles ein bisschen. Aber man muss jeden akzeptieren.“

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Ich weiß, worum es geht, wer noch aller da ist. Das ist ein Hochsicherheitsgefängnis. Das ist Realität. Die habe ich angenommen.

Karlau-Häftling

Feiertage ziehen vorbei
Einen Bezug zu Feiertagen hat er nicht. „Da schalte ich ab, auch Geburtstage laufen nebenher.“ Schreiben, Singen und Arbeit erleichtern den Alltag. „Beim Zwiebelschneiden singe ich gerne, da lasse ich alles raus.“ Seinem Job als Koch – „47 Jahre habe ich in dem Beruf gearbeitet“ – wollte Herr G. hier nicht mehr nachgehen. „Ich bin jetzt wieder der Lehrbub. Das ist okay, so verrinnt die Zeit“.

„Delikt kann man nicht beschönigen“
Seine Tat arbeitet er intensiv in einer Therapie auf. „Der Therapeut hat alles aus mir herausgeholt. Es war hart, aber jetzt blockiere ich nicht mehr. Das Delikt kann man nicht beschönigen.“

Jakobsweg per Fahrrad
Was passiert danach? „Nach Hause kann ich nicht. Aber ich habe Freunde und Verwandte, die mir helfen. Und ich möchte den Jakobsweg mit dem Rad fahren.“ Bis dahin muss sich G. aber noch gedulden. „Ich weiß, worum es geht, wer noch aller da ist. Das ist ein Hochsicherheitsgefängnis. Das ist Realität. Die habe ich angenommen.“

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