Streit um ein Foto
Premier Boris Johnson nahm Reporter Handy weg
Drei Tage vor der vorgezogenen Parlamentswahl in Großbritannien hat Premierminister Boris Johnson wegen einer Auseinandersetzung mit einem Journalisten Kritik auf sich gezogen. Johnson nahm einem Reporter des Fernsehsenders ITV am Montag das Handy aus der Hand, nachdem dieser versucht hatte, dem Premier das Foto eines kranken Buben auf dem Boden eines Krankenhauses zu zeigen.
In der Auseinandersetzung ging es um Johnsons Pläne für das britische Gesundheitssystem NHS. Der Journalist Joe Pike wollte dem Premier das Foto eines Vierjährigen mit einer Sauerstoff-Atemmaske zeigen, der in einem Krankenhaus auf dem Boden des Warteraums schläft. Der Bub, bei dem später eine Mandelentzündung und Durchfall diagnostiziert wurden, soll sieben Stunden in dem Warteraum verbracht haben.
Johnson weigerte sich zunächst, das Foto anzusehen, nahm Pike das Handy aus der Hand und steckte es in seine Tasche. Später zeigte sich der konservative Politiker dann doch bereit, das Bild zu betrachten, und sagte: „Ein schreckliches, schreckliches Foto.“
Gesundheitsversorgung wichtiges Wahlkampfthema
Die Zukunft der Gesundheitsversorgung ist ein wesentliches Wahlkampfthema vor dem Urnengang am 12. Dezember. Sowohl Johnsons konservative Tories als auch die oppositionelle Labour-Partei haben angekündigt, mehr Geld in die Gesundheitspolitik zu investieren.
Ende November warf Labour-Chef Jeremy Corbyn allerdings Johnson den „Verkauf“ des Gesundheitssystems NHS vor und präsentierte ein 450 Seiten starkes Dokument, das belegen sollte, dass die Gesundheitsversorgung in Großbritannien Gegenstand von Verhandlungen mit den USA über ein Handelsabkommen ist.
In der Auseinandersetzung mit dem ITV-Reporter versuchte Johnson, dem dramatischen Bild des kranken Buben eine positive Wendung zu geben. Seine Regierung investiere stark in NHS, sagte Johnson. Corbyn warf dem Premier hingegen Sorglosigkeit vor: „Ein Bub, der auf dem Boden behandelt wird, ist eine Schande für unsere Gesellschaft.“
Premier Johnson liegt in Umfragen klar voran
Umfragen zufolge kann Johnson bei der Wahl am Donnerstag mit einer deutlichen Mehrheit rechnen. Labour liegt demnach rund zehn Prozentpunkte hinter den Tories zurück.
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