Diäten

Low Carb, Glyx und Paleo

Gesund
21.10.2019 05:03

Der Diätwahn trieb in den vergangenen drei Jahrzehnten oft merkwürdige Blüten, und so manch ein Abnehmwilliger wurde nicht schlank, sondern krank.

Eiweiß rauf, Kohlenhydrate runter - was der amerikanische Mediziner Robert Atkins in den 1970er-Jahren propagierte, erlebte in den 1990er-Jahren eine Wiederauferstehung. Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte sollten reichlich, Brot, Nudeln, Reis und Gemüse nur in kleinen Mengen verzehrt werden. Laut Studien zeigte sich durch die eiweißreiche Diät kein Gewichtsvorteil gegenüber anderen Abnehmformen. Sie erhöhten auf Dauer aber das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem wurden Nieren belastet und durch die vermehrte Ausscheidung von Kalzium die Osteoporosegefahr erhöht.

Ebenfalls in den 1990er-Jahren kam die „Glyx-Diät“ auf. Deren Prinzip: Je rascher der Blutzucker nach dem Konsum bestimmter Lebensmittel steigt, desto höher ist der Glykämische Index (GI). Die Theorie lautete, dass ein hoher Blutzuckerspiegel eine hohe Insulinausschüttung zur Folge hat, und diese wiederum den Blutzucker rasch sinken lässt. Heißhungerattacken seien die Folge. Studien zeigten aber, dass es keinen Unterschied für das Hunger- oder Sättigungsgefühl macht, ob eine Diät mit hohem oder niedrigem GI durchgeführt wird.

Bei der „Paleo-Diät“ (Steinzeitdiät) ist alles erlaubt, was unsere Vorfahren vor Tausenden Jahren jagen, sammeln, pflücken und fischen konnten: Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse, Obst und Nüsse. Auf andere Lebensmittel wie Getreide, Hülsenfrüchte, Zucker und Milchprodukte soll dagegen verzichtet werden. Der hohe Verzehr tierischer Lebensmittel ist unter Gesundheits- und Nachhaltigkeitsaspekten kritisch zu sehen. Wenn Getreideprodukte (Lieferanten für Ballaststoffe und B-Vitamine), Hülsenfrüchte und Milchprodukte (wichtige Quellen für z. B. Kalzium, Jod) gestrichen werden, könnte es langfristig zu Nährstoffmangel kommen. Was steckt hinter der „Paradies-Diät“? Wie durch ein Wunder soll man mit Rohkost 20 Kilogramm abnehmen. „Was gesund klingt, kann ein extremer Weg in eine Mangelernährung sein“ erklärt Internist Prof. Friedrich Hoppichler, Vorstand des vorsorgemedizinischen Instituts SIPCAN.

Der Verzicht auf jegliche tierische Lebensmittel (auch Milch, Käse, Eier etc.) und Getreide kann zu Unterversorgung von wichtigen Nährstoffen führen. Wer zudem Öle aus seinem Speiseplan streicht, erschwert die Aufnahme von Vitaminen teils erheblich. Wird für die Zubereitung der Speisen auch noch der Herd abgelehnt - ausschließlich Rohkost gegessen -, können die Inhaltsstoffe der Nahrung schwerer aufgespalten werden und bleiben teilweise für den Körper ungenützt, was eine Mangelsituation noch verstärkt. „Ohne den Kochtopf hätte sich der menschliche Organismus und vor allem das Gehirn nie so gut entwickelt, wir würden noch heute als Steinzeitmenschen in einer Höhle hausen“, berichtet Prof. Hoppichler. Wer langfristig abnehmen möchte, sollte auf gesunde Mischkost setzen. Mindestens 55% Kohlenhydrate, maximal 30% Fett, 15% Eiweiß. „Mit dieser Ernährungsform können sehr gute Abnehmerfolge erzielt werden, und man muss sich nicht sein Leben lang kasteien“, betont Prof. Hoppichler.

Karin Rohrer-Schausberger, Kronen Zeitung

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