100 Verdachtsfälle

Fatale neue Lungenkrankheit durch E-Zigaretten?

Digital
17.08.2019 12:33

In den USA untersuchen die Gesundheitsbehörden eine mysteriöse neue Lungenkrankheit, die vom Gebrauch elektronischer Zigaretten ausgelöst werden soll. In 14 Bundesstaaten gibt es 100 Verdachtsfälle, zumindest 31 davon wurden bestätigt. Erkrankte wurden in Krankenhäuser eingeliefert, ein Teil befindet sich in Intensivbehandlung und wird künstlich beatmet.

Die mysteriöse Lungenkrankheit wurde insbesondere bei Teenagern und jungen Erwachsenen beobachtet, berichtet die „Washington Post“. Zur Stunde sei unklar, ob sich die Erkrankten wieder vollständig erholen werden. Die Betroffenen klagten über Atemschwierigkeiten, Kurzatmigkeit und stechende Schmerzen in der Brust, bevor sie ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Auch Fieber, Husten, Übelkeit und Durchfall werden als Symptome aufgeführt.

In mehreren US-Bundesstaaten untersuchen die Gesundheitsbehörden den Ursprung der Krankheit. Von einem Zusammenhang mit dem Gebrauch elektronischer Zigaretten wird ausgegangen, noch sei aber unklar, ob die Krankheit durch die E-Zigaretten an sich oder bestimmte Inhaltsstoffe in den verwendeten Nikotin-Flüssigkeiten ausbricht.

Erkrankte konsumierten verschiedene Flüssigkeiten
Die Patienten sollen vor Ausbruch der Krankheit verschiedene Substanzen mit ihren E-Zigaretten eingenommen haben - Nikotin-Flüssigkeiten, Marihuana-Konzentrate und „selbst gemachte Flüssigkeiten“. Die Gesundheitsbehörde hat angesichts der Krankheit eine offizielle Warnung ausgesprochen und Ärzte in den gesamten USA über die Symptome informiert.

Elektronische Zigaretten erfreuen sich seit einigen Jahren als vermeintlich weniger schädlicher Ersatz für den klassischen Glimmstängel steigender Beliebtheit, besonders bei der jüngeren Zielgruppe. Die Geräte erhitzen mit einem Heizelement eine meist nikotinhaltige Flüssigkeit, die in der Regel auf Basis von Glycerin zusammengemischt wird, und bringen sie so zum Verdampfen. Der Dampf wird vom Nutzer inhaliert.

Industrie warnt vor zusammengepanschten Flüssigkeiten
Die Interessensvertretung American Vaping Association schätzt die Zahl der E-Zigaretten-User in den USA auf zehn Millionen und geht nicht davon aus, dass offizielle Produkte die Krankheit auslösen. „Es erscheint uns wahrscheinlicher, dass es sich bei den Produkten, die Lungenschäden verursachen, um von Amateuren zusammengepanschte Flüssigkeiten von der Straße handelt, die statt Nikotin THC oder illegale Drogen enthalten.“ Juul, der größte Hersteller von E-Zigaretten, beteuert, „robuste Sicherheitsüberwachungssysteme im Einsatz“ zu haben.

Studie: E-Zigaretten weniger schädlich als Zigaretten
Tatsächlich ergab eine Studie der National Academies of Sciences, Engineering and Medicine im Jänner 2018, dass E-Zigaretten weniger schädlich als konventionelle Zigaretten sein dürften, aber noch immer ein Gesundheitsrisiko darstellen. Damals fand man „moderate Evidenz für die Zunahme von Husten und Keuchen“, auch ein erhöhtes Risiko für Asthma-Attacken wurde festgestellt. In einer Studie an Labortieren wurde auch ein erhöhtes Krebsrisiko durch E-Zigaretten nachgewiesen.

Die Erforschung der Folgen von E-Zigaretten steht noch am Anfang. „Wir haben nicht so viel Erfahrung mit dem Dampfen, dass wir irgendjemandem - schon gar nicht Teenagern - versichern könnten, dass das ungefährlich ist“, sagt Ärztin Emily Chapman von der Kinderklinik Children’s Minnesota.

„Sehr schwierig zu diagonstizieren“
Sie hat selbst Patienten, die an der neuen Krankheit leiden, behandelt. „Die Fälle sind sehr schwierig zu diagnostizieren, weil die Symptome zuerst nach einer gewöhnlichen Infektion aussehen, aber zu schweren Komplikationen und langen Krankenhausaufenthalten führen können.“ Die Behandlung mit Antibiotika und Sauerstoffzufuhr erwies sich bei einigen Erkrankten als nicht zielführend, manche mussten trotz intensiver Behandlung an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden, weil ihr Atmungssystem versagt hat.

Für Chapman ist der Zusammenhang der Krankheit mit E-Zigaretten evident. Man habe zuvor zwar schon „vereinzelte Fälle“ von Lungenkrankheiten gesehen, die von E-Zigaretten ausgelöst worden sein dürften, ein Muster zeige sich aber erst bei den jüngsten Erkrankungen. „Ich denke, es ist wichtig, festzuhalten, dass das Dampfen von E-Zigaretten von vielen für sicher gehalten wird, obwohl wir eigentlich noch kaum etwas darüber wissen“, sagt Chapman.

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