Großer Mangel

Die Steiermark holt jetzt Lehrlinge aus Spanien

Steiermark
24.07.2019 08:15

50.000 Stellen für Handwerker werden laut Prognosen in den nächsten Jahren in der Steiermark nicht mehr besetzt werden können! Fachkräfte werden damit so rar wie teuer. Mit dem Dachprojekt „Talents for Europe“ versucht man dagegenzuhalten. Die Installateure kommen gerade aus Spanien zurück, wo sie aktiv versuchen, junge Menschen für die Lehre zu begeistern und als Fachkräfte in unser Bundesland zu holen. Welche Chancen er dieser Initiative gibt, warum bei uns die Lehrlinge fehlen und was die Eltern damit zu tun haben, sagt uns Innungsmeister Anton Berger.

„Krone“:Herr Berger, warum holt man sich jetzt die Lehrlinge aus Spanien? Wir haben doch genug junge Steirer?
Anton Berger: Wir haben leider in ganz Österreich ein Defizit bei den Bewerbern. Das ist zum einen ein demografisches Problem; zwei gehen in Pension, nur einer rückt nach. Und zum anderen ein hausgemachtes.

Was heißt das? Kann man junge Leute bei uns schlichtweg zu wenig begeistern?
Es liegt oft genug nicht an den Jungen. Leider ist es oft so, dass in den Köpfen der Eltern verhaftet ist, dass das Kind keine Lehre, sondern die Matura machen und studieren muss.

Warum ist das so?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Oft genug wollen die Eltern die Karriere, die sie für sich selbst geplant hatten, über ihre Kinder verwirklichen. Was sehr schade ist. Die Vorlieben des Kindes stehen dabei leider nicht an erster Stelle. Dabei sollte man gerade dem Nachwuchs die Chance geben, den Beruf zu lernen, den dieser selbst gerne ausüben möchte.

Es liegt also nicht daran, dass wir keine Talente haben?
Keinesfalls! In der Wirtschaftskammer gibt es mit dem Talentcenter ja eines der weltbesten, innovativsten Testsysteme, das Neigungen und Begabungen bestens erkennt. Da merkt man den Unterschied ganz deutlich: Sind Eltern dabei, kommt ein anderes Ergebnis heraus, als wenn die Jungen allein entscheiden.

Es ist jetzt oft schon schwer, einen guten Handwerker zu finden. Heißt das aus Ihrer Sicht, dass Installateur, Maurer, Mechaniker und Co. künftig zu den bestbezahlten Berufen gehören werden?
Die Frage ist selbstbeantwortend. Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Und im Endeffekt den Preis.

Bitte umreißen Sie Ihre Mission in Spanien.
Auf den Kanaren herrscht eine Jugendarbeitslosigkeit von fast 40 Prozent. Wir bieten die Möglichkeit an, sich fortzubilden. Wer dort vor Ort eine Lehre beginnt, bekommt den Deutschkurs gesponsert. Und das Angebot, im 2. Lehrjahr in der Steiermark einzusteigen und die Lehre hier zu vollenden. Natürlich mit dem Begehr, dass die Leute dann auch bleiben. Wir helfen auch bei der Wohnungssuche.

Eine Aktion aus der Verzweiflung heraus?
Aus der Notwendigkeit.

Aber wie viele werden dann bleiben und nicht, bestens ausgebildet und mit Deutsch als Zusatzqualifikation, zurück in ihre Heimat gehen?
Wir haben natürlich die Hoffnung, dass sie bleiben. Die ersten sechs kommen schon im November.

Welche Botschaft haben Sie an steirische Eltern?
In den nächsten Jahren werden 50.000 Handwerker gebraucht. Und es gibt keinen einzigen guten Facharbeiter, der arbeitslos ist. Lassen Sie Ihr Kind ein Handwerk lernen.

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