Die Forderung liegt auf dem Tisch: Doch eine landesweite Öffi-Jahreskarte um 365 Euro nach Wiener Vorbild wurde bislang als unfinanzierbar abgelehnt. Nun schaltet Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko einen Gang rauf: Er bringt eine Studie mit Zündstoff ins Spiel, wonach das 365-Euro-Ticket „keinen Effekt“ habe.
Zwar habe sich die Zahl der Jahreskartenbesitzer um 120 Prozent mehr als verdoppelt - das Fahrgastplus entspräche aber nur dem Bevölkerungszuwachs. „Mehr Öffifahrer gibt es also auch durch billigere Tarife nicht“, deutet Schleritzko. Dennoch müssten die Strecken vor der Einführung der günstigeren Zeitkarte massiv ausgebaut werden, sagt Studienautor Friedemann Brockmeyer. Vor allem West- und Südbahn, die bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze angelangt sind. Schleritzko beziffert den Ausbau der Infrastruktur mit 2,5 Milliarden Euro in den kommenden fünf Jahren. Zusätzlich müsste man jährlich mehr als 285 Millionen Euro beisteuern, um den Entgang durch Ticketverkäufe abzufedern, heiß es.
Grüne strafen Studie als „billige Ausrede“ ab
„Die Studie so einfach auf unser Bundesland umzumünzen ist unseriös“, lautet die Reaktion von Grünen-Chefin Helga Krismer. In Niederösterreich habe man den Ausbau des öffentlichen Verkehrs „verschlampt“ und wolle sich so nun aus der Verantwortung ziehen. Krismer: „Lieber hält man an einer dritten Piste am Flughafen Schwechat oder einer Waldviertelautobahn fest, als wirklichen Klimaschutz zu betreiben.“ SP-Landesvize Franz Schnabl tritt ebenfalls weiter für das 365-Euro-Ticket ein: „Wien und auch Vorarlberg machen es vor. Das Projekt ist umsetzbar, wenn man will.“ Die kolportierte Höhe der Mehrkosten zweifelt er an: Derzeit gäbe es rund 43.000 VOR-Jahreskartenbesitzer, die durchschnittliche 1000 Euro pro Jahr bezahlen. Samt einer geschätzten Steigerungsrate würden die rund 52 Millionen Euro einbringen. „Bei einem Gesamtbudget von 9,5 Milliarden Euro ein verhältnismäßig kleiner Beitrag, den das Land hier leisten müsste.“
Thomas H. Lauber, Kronen Zeitung
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