Ein türkisches Gericht hat einen deutschen Staatsbürger wegen Beleidigung des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu zehn Monaten Haft verurteilt, die Strafe aber zur Bewährung ausgesetzt. Das Urteil sei am Dienstag in Ankara ergangen, sagte Erdal Güngör, Anwalt des Braunschweigers Hüseyin M., am Donnerstag.
Außerdem wurde M., der nach 45 Tagen in Untersuchungshaft im Oktober nach Deutschland hatte ausreisen dürfen, zu einer Geldstrafe von 7080 türkischen Lira (rund 1100 Euro) verurteilt. Auch diese Strafe sei zur Bewährung ausgesetzt worden, sagte Güngör. Beide Bewährungen sollen fünf Jahre gelten.
Der Prozess hatte im Oktober begonnen. Die „Braunschweiger Zeitung“ berichtete am Donnerstag, dass Hüseyin M. bei der Fortsetzung des Prozesses selbst nicht in der Türkei gewesen sei, weil er befürchtete, wieder ins Gefängnis zu müssen.
Im Urlaub wegen Erdogan-Beleidigung verhaftet
M. war Ende August während seines Urlaubs festgenommen worden. In der Anklageschrift hieß es, dass er Erdogan am 23. Mai 2014 und am 27. Juli 2015 in Facebook-Einträgen beleidigt habe. 2014 war Erdogan noch Ministerpräsident, ab 2015 dann Präsident.
Erst im August 2018 wurde M. allerdings unter mysteriösen Umständen denunziert, und zwar mit gleich mehreren E-Mails, unter anderem an das Präsidialamt, sagte Güngör. M. drohten bis zu sechs Jahre Haft.
Wegen Präsidentenbeleidigung landen Türken fast jede Woche vor Gericht. Der Palast verklagt regelmäßig Oppositionspolitiker, Journalisten und ganz normale Bürger.
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