„Tatort“-Kommissarin:

„Rechtspopulisten lenken von echten Problemen ab“

Österreich
29.03.2019 12:41

Die in Griechenland geborene und in Wien aufgewachsene Schauspielerin Adele Neuhauser erklärt im Interview mit „Spiegel Online“, warum immer mehr Menschen in Österreich grantig sind und welche Rolle dabei Rechtspopulisten spielen. Der hohe Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund ist für die Kommissarin im „Österreich-Tatort“ kein Grund zur Panik. Vielmehr der von rechtspopulistischen Parteien gezielt erzeugte Hass und Angst, wie die Wienerin meint. Die nationalistischen Tendenzen in Europa „werden uns noch so was von auf den Kopf fallen“, warnt die 60-Jährige.

„Ich glaube, je mehr die Menschen haben, desto größer ist die Angst, es wieder zu verlieren“, meint Neuhauser im Gespräch mit spiegel.de. Und Angst hätten viele vorwiegend wegen der „Dauerbeschallung durch bestimmte politische Kreise“, die den Menschen Angst einredeten und damit von den eigentlichen Problemen ablenkten.

Die Versäumnisse der EU
Was diese aus ihrer Sicht sind? Neuhauser sieht die mangelnden Aufstiegschancen für viele Menschen als großes Problem: „Ihnen wird vorgegaukelt, sie könnten alles erreichen, aber der Weg ist sehr steinig.“ Auch das Gefühl, dass die EU lediglich Klientelinteressen durchsetze und sonst „undurchschaubar“ bleibe, verstärke die Wut und die Angst. Hier habe die EU selbst verabsäumt, sich klar zu definieren. „Die Reaktion ist, dass viele sich abschotten und wieder ein Nationalbewusstsein entwickeln, in dem Glauben, dass es nur so funktioniert. Sie denken, man muss nur einen Zaun hochziehen und schauen, dass innerhalb der eigenen vier Wände alles in Ordnung ist, und schon ist alles gut. Das wird uns so was von auf den Kopf fallen!“, warnt die Schauspielerin.

Kritik übt Neuhauser auch an der Kommunikation zwischen den Menschen, die vorwiegend über soziale Medien ablaufe. Die Schauspielerin vermisst konstruktive Kommunikation und meint: „Man plärrt sich nur noch die eigene Meinung zu und schiebt anderen die Schuld für was auch immer zu, anstatt gemeinsam über ein Problem zu sprechen und eine Lösung zu finden.“

Shitstorm wegen Transparent
Sie selbst ist kein Mitglied in einer politischen Partei, aber sie hält mit ihrer Meinung zu bestimmten Themen aber auch nicht hinter dem Berg. Aus diesem Grund erntete sie auch einen Shitstorm, als sie die Initiative des oberösterreichischen Landesrats Rudi Anschober (Grüne) unterstützte, der gegen die Abschiebung von Asylwerbern in einer Ausbildung kämpft. „Keine Ministerämter für Rechtsextreme und Hetzer“ stand auf einem Transparent, das Neuhauser damals hochhielt.

Wie Neuhauser aggressiven Menschen begegnet? „Ich bin sicherlich streng mit manchen Leuten, aber bei aller Kritik, die ich übe, versuche ich zu verstehen, woher das kommt (…) Viele werden aggressiv aus Unwissenheit, Angst, Hoffnungslosigkeit.“ Mit diesen Menschen müsse man ein „echtes Gespräch“ führen, betont die 60-Jährige gegenüber spiegel.de.

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