Viele Betroffene

Schlafprobleme finden meist kaum Beachtung

Tirol
24.03.2019 14:47
Etwa ein Drittel der Tiroler Bevölkerung leidet unter Schlafstörungen. Seit 2002 erforscht und behandelt der Lungenfacharzt Christoph Puelacher in seinem privaten Schlaflabor in Telfs genau diese. Er ist davon überzeugt, dass die Forschung bereits sehr fortgeschritten ist und bei vielen gesundheitlichen Problemen helfen kann. Doch dieses Gebiet findet laut ihm noch nicht genug Beachtung.

Alles beginnt mit einem Gespräch, bei dem der Patient seine Beschwerden beschreibt. In weiterer Folge bekommt er ein Polygraphiegerät mit nach Hause. Dieses zeichnet nachts acht verschiedene Parameter auf, anhand welcher der Arzt dann feststellen kann, ob überhaupt eine Schlafstörung vorliegt. Ist das der Fall, folgt eine sogenannte Polysomnographie, das bedeutet, der Patient verbringt eine ganze Nacht im Schlaflabor.

Vielfältige Ursachen
Dort werden während des Schlafes ganze 18 Parameter gleichzeitig gemessen. Sensoren an der Stirn zeichnen beispielsweise die Hirnströme auf. Puelacher erklärt: „Die Schlafstruktur der Person wird später grafisch dargestellt. Man kann genau erkennen, wann und wie tief die Person geschlafen hat.“ Augensensoren können sogar Traumphasen registrieren. Im Traumschlaf ist die Muskulatur gelähmt, doch die Atmung und die Augenbewegung funktionieren normal.

Das Team zeichnet sogar Bein- und Kieferbewegungen auf. „Zähneknirschen weckt das Hirn auf“, erklärt Puelacher, „Dasselbe gilt für sogenannte Zappelbeine.“ Am wichtigsten sind jedoch die Atem- und Sauerstoffsensoren sowie der Pulsmesser.

60 Sekunden Atempause
„Rund 80 Prozent unserer Patienten leiden unter Schlafapnoe“, gibt Puelacher an. Dabei handelt es sich um nächtliche Atempausen verbunden mit Schnarchen. Er erläutert: „Diese können problemlos 60 Sekunden andauern und bis zu 600 Mal in einer Nacht vorkommen.“

Das klingt nicht harmlos und ist es auch nicht. Denn durch die ständigen Atempausen kommt es zu einem Sauerstoffabfall in lebenswichtigen Organen. Ungefähr ein Drittel aller Hochdruckpatienten und Herzkranken sind Schlafapnoiker. Außerdem steigt das Demenzrisiko und ein Zusammenhang mit Diabetes ist sehr wahrscheinlich.

Viele Schlafapnoiker leiden außerdem unter ständiger Müdigkeit tagsüber. „Oft wenden sie sich deswegen an uns“, erläutert Puelacher. „Aber manchmal auch wegen ihrer Partner. Denn die Atempausen sind beängstigend und die Schnarchgeräusche unangenehm.“.

Forschung unterschätzt
Eine einfache Beatmungstherapie schafft Abhilfe. Doch viele schreckt die unbequeme Nasenbeatmungsmaske ab. Das führt Puelacher zu dem Dilemma der Schlafforschung: „Die mediale Berichterstattung wird immer besser. Aber erst seit etwa zehn Jahren steigt das Empfinden der Bevölkerung für Schlafstörungen und deren Gefahren. Dabei ist die gesellschaftliche und gesundheitliche Relevanz enorm.“ Dennoch war die Schlafforschung kein Thema beim diesjährigen Kardiologiekongress in Innsbruck.

Doch die frischeren Generationen werden immer aufmerksamer, sagt Puelacher: „Junge Ärzte stellen immer häufiger eine Verbindung zu einem Schlafproblem her. Unsere Patienten werden auch immer jünger“.

Mirjana Mihajlovic, Kronen Zeitung

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