Jüngstes Beispiel für ein durch eine Gleitschneelawine ausgelöstes Unglück ist die Tragödie von der Schäferblässe nahe dem Plansee am Samstag, bei der mindestens ein Mensch starb. „Das passt leider zum Trend heuer“, weiß Rudi Mair, Chef vom Lawinenwarndienst Tirol. Unglücke durch Schneebretter sind derzeit deutlich in der Unterzahl.
Erste Schneefälle erst spät
„Diese Lawinenform stellt eine Folge des Klimawandels dar“, weiß der Experte. „In den vergangenen Jahren blieb es im Herbst meist sehr lange warm, der erste starke Schneefall setzte erst sehr spät im Jahr ein. Dadurch gefror der Boden in Lagen bis etwa 2500 Meter nicht mehr. Die Grenzfläche zwischen Boden und Schnee hat dann null Grad, deshalb wird der Schnee feucht – beste Voraussetzungen, dass ein Hang abrutscht.“
Steile Wiesenhänge
Betroffen sind in erster Linie steile und damit glatte Wiesenhänge ab einer Neigung von etwa 25 Grad. Risse im Hang stellen Vorboten für das mögliche Abgehen einer Gleitschneelawine dar. „Bei einem Schneebrett würde ein Riss die Spannung aus dem Hang nehmen“, erklärt Rudi Mair. Eine Gleitschneelawine hingegen braucht keine Spannung, keine Schwachstelle. „Es rutscht einfach die völlig stabile Schneedecke ab“, so der Experte.
Dilemma für Lawinenkommissionen
Entsteht ein solcher Riss, gibt es mehrere Szenarien: Er kann den gesamten Winter über stabil bleiben, der Hang kann zum Beispiel in zwei Stunden oder zwei Wochen später abrutschen. „Ob überhaupt bzw. wann, das lässt sich einfach nicht prognostizieren“, beschreibt Mair das Dilemma dieser besonders heimtückischen Lawinenform. Mit diesem Dilemma müssen besonders die Lawinenkommissionen irgendwie leben, wenn sie über die Sperren von Verkehrswegen entscheiden. „Gleitschneelawinen können Straßen meterhoch verschütten und Häuser beschädigen“, warnt Rudi Mair. Selbstverständlich stellen sie auch für die Wintersportler eine enorme Gefahr dar.
Das Außerfern, das Unterland, Osttirol und mit Abstrichen der Arlberg sind besonders von dem neuen Phänomen betroffen.
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