Interaktiver Film

„Bandersnatch“: Netflix‘ Joker im Streaming-Krieg

Digital
04.01.2019 15:27

2019 wird ein spannendes Jahr für den Streaming-Markt. Platzhirsch Netflix steht unter Druck und hat einstige Partner als neue Rivalen. Es ist zu befürchten, dass ein Schrumpfen der Streaming-Kataloge Nutzer zum Zweit- oder Dritt-Abo oder zur Raubkopie treibt. Doch Netflix hat eine Geheimwaffe in den Streaming-Kriegen: seinen interaktiven Spielfilm „Black Mirror: Bandersnatch“.

In dem seit kurzem auf Netflix abrufbaren Thriller „Black Mirror: Bandersnatch“ wählt der Zuseher auf Fernbedienung oder Controller im Verlauf des Films immer wieder, wie es weitergehen soll. Je nachdem, wie er sich entscheidet, schreitet er unterschiedliche Erzählstränge ab und gelangt zu einem individuellen Ende.

Das ermutigt nicht nur, den Film mehrmals zu erleben, sondern könnte sich für Netflix auch als Geheimwaffe in den aufziehenden Streaming-Kriegen entpuppen. Denn: Wie das IT-Portal „The Verge“ analysiert, profitiert Netflix an Werken wie „Bandersnatch“ an gleich drei Fronten.

Weniger Raubkopien, Kundenbindung, Marktforschung
Erstens lassen sich interaktive Filme nicht so leicht raubkopieren wie klassische Filme oder TV-Serien, die sich ein Nutzer schnell auf illegalen Wegen besorgen kann, wenn er sie beim Streaming-Dienst seiner Wahl nicht findet. Zweitens dürfte die Interaktivität das Publikum stärker an Film oder Serie binden als beim rein passiven Konsum - beliebte Computerspiele mit teils riesigen Fan-Gemeinden lassen grüßen. Und drittens sind interaktive Filme ein Instrument für den Streaming-Anbieter, um sein Publikum besser kennenzulernen und ihm maßgeschneiderte Inhalte anzubieten.

„Bandersnatch“ verrät, wie das Publikum tickt
Seit jeher eines der Erfolgsrezepte des Streaming-Dienstes - er errechnet schon längst, welche Filme und Serien die Nutzer auf Basis ihrer Sehgewohnheiten mögen - könnten interaktive Filme den Netflix-Marktforschern die Möglichkeit geben, die Persönlichkeiten und die Entscheidungsfindung der Nutzer besser zu verstehen.

Damit lässt es sich zielgerichteter arbeiten als je zuvor und Netflix - der Streaming-Anbieter ist ja auch großer Inhaltsproduzent - kann genau das produzieren, was den Geschmack des Publikums trifft.

Interaktiver Film verrät, welche Produkte jemand mag
Theoretisch könnten die Daten aus interaktiven Filmen und Serien aber weit über die Streaming-Plattform hinaus genutzt werden. Am Beispiel „Bandersnatch“: Eine der ersten Entscheidungen, die der Zuseher in diesem Werk als junger Programmierer Stefan treffen muss ist, welche Marke Frühstücksflocken er lieber essen möchte.

Das wirkt auf den ersten Blick völlig irrelevant für den Fortschritt der Handlung des Films, generiert aber Daten über den Nutzer, für die Marketing-Leute der Cornflakes-Industrie sicherlich viel Geld bezahlen würden. Interaktive Filme könnten von ihnen etwa auch als Testfeld für neue Produkte genutzt werden.

Netflix teilt Nutzerdaten bisher nicht
Bisher sind diese Möglichkeiten nur eine Theorie. Das Wirtschaftsmagazin „Fortune“ berichtete erst vor einigen Monaten: Netflix gilt beim Schutz seiner Nutzerdaten als mustergültig und verwendet diese - ganz anders als etwa Facebook - bisher ausschließlich für die eigenen Zwecke. Doch Firmen ändern ihre Geschäftspolitik bisweilen schnell, wenn das Geld stimmt …

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