




Der weltberühmte US-Architekt und Pritzker-Preisträger Frank Gehry ist am Freitag mit 96 Jahren in seinem Haus in Santa Monica gestorben. Gehry schuf nicht nur zahlreiche Museen und Konzerthallen, er entwarf auch den früheren Konzernsitz von Facebook im Silicon Valley.
Zu Frank Gehrys bekanntesten Bauten gehören das Guggenheim Museum in Bilbao, die Walt-Disney-Konzerthalle in Los Angeles, die Art Gallery of Ontario in Toronto oder die Louis Vuitton Foundation for Creation in Paris.
Besonders mit dem Guggenheim-Museum in Bilbao nahm er wesentlichen Einfluss auf das Stadtbild der nordspanischen Stadt, die durch an sein Bauwerk angelehnte, später errichtete Gebäude eine modernere und innovativere Optik bekam. In der Fachwelt bezeichnet man dies als den „Bilbao-Effekt“.
Die „New York Times“ vermeldete das Ableben des Architekten unter Berufung auf eine Mitarbeiterin. Bereits zu Lebzeiten huldigte die Zeitung ihm als „höchstgepriesenen amerikanischen Architekten seit Frank Lloyd Wright“. In den USA entwarf er unter anderem die Dwight-D.-Eisenhower-Gedenkstätte in Washington und Wohngebäude unter anderem in Prag, New York und vielen anderen Städten.
In Prag verwirklichte er das „Tanzende Haus“, ein Bürogebäude, welches ob seiner ungewöhnlichen Optik heute noch Besucher anzieht und ein beliebtes Fotomotiv ist.
Sohn jüdischer Einwanderer aus Polen
Gehry wurde 1929 in einfachen Verhältnissen als Ephraim Owen Goldberg in Toronto geboren. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus Polen. Als Teenager zog die Familie nach Los Angeles weiter, wo Gehrys Vater und auch er selbst Jobs als Lastwagenfahrer annahmen. Auf einer Abendschule, wo er den Abschluss nachmachte, entdeckte ein Lehrer sein Interesse für Architektur und unterstützte ihn.
In den 1960er-Jahren gründete Gehry dann sein eigenes Architektur-Studio in Los Angeles und bekam erste Aufträge. „Gebäude sind der Hintergrund für Aktivität, aber die Aktivität muss Leben sein. Es muss mehr sein als Geld zu machen. Es ist eine kulturelle Sache und sie bringt Menschen zusammen, um miteinander zu sprechen, zu leben und zu arbeiten. Das Gebäude alleine ist nicht so relevant.“ Er habe sich immer mehr als Künstler gesehen, sagte Gehry. Schon in der Schule habe er immer mehr mit den Künstlern als mit den Architekten abgehangen – „weil ich gefühlt habe, dass ich dorthin gehöre. Das ist immer noch so“.





„Fische als Teil meines Vokabulars“
Seiner Architektur war das anzusehen. „Ich habe ästhetisch nach einer Art Bewegung in den Werken gesucht. Ich war genervt von der Postmoderne und der Tendenz, griechische Tempel wiederzukäuen. Ich dachte, gut, wenn wir schon zurückgehen, dann gehe ich 300 Millionen Jahre zurück, bevor es überhaupt Menschen gab, zu den Fischen. So wurden Fische Teil meines Vokabulars – und das nicht nur, weil auch schon meine Großmutter die immer mit nach Hause gebracht hatte.“
Das führte zu reinen Fisch-Skulpturen wie in Barcelona, aber auch zu Bauwerken, deren Oberflächen an Schuppen erinnern zu scheinen, und die sich bewegen zu scheinen wie durch Wasser. Besonders deutlich wird das am 1997 fertiggestellten Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao – ein dekonstruktivistisches, funkelndes Wunderwerk aus Glas, Titan und Kalkstein, das schnell ein beliebtes Touristenziel wurde. „Als ich das erste Mal diese Kurven im Regen gesehen habe, warm glühend, habe ich geweint. Als ich gelernt hatte, dass Metall Emotionen ausdrücken kann, habe ich mich nach anderen Wegen umgesehen, das umzusetzen. Ich versuche, ein Gefühl einzufangen.“
Das Guggenheim in Bilbao begeistert auch Menschen, die sonst wenig mit Architektur anfangen können. Der 2005 gestorbene Architekt Philip Johnson bezeichnete es einmal als „das großartigste Gebäude unserer Zeit“. Aber nicht alle finden so großen Gefallen am wilden und experimentellen Stil Gehrys, für manche Kritiker sind seine Bauten nicht mehr als sündhaft teure Spielzeuge eines Egozentrikers. „Die Museumswelt denkt ja, ich mache absichtlich schräge Ausstellungsräume, um es den Künstlern schwer zu machen, aber das stimmt nicht“, sagte Gehry einmal der Deutschen Presse-Agentur. „Ich mag nur diese weißen Schuhschachteln nicht. Neutralität ist nicht neutral, sie entwertet Kunst.“
Modelle mit den Händen erdacht
Einen Computer benutzte Gehry bis zuletzt nicht. Modelle erdachte er mit seinen Händen: Er zerknitterte Pappe oder zerriss Papier und klebte die Fetzen zusammen. Weil sich solch komplexe geometrische Gebilde kaum stabil und günstig bauen lassen, entwickelt Gehrys Studio, in dem auch ein Sohn mitarbeitet, sogar ihre eigene Design-Software mit ähnlichen Mitteln wie die Luft- und Raumfahrtindustrie.
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