Georg Willi rät:

„Grüne sollten wieder mit Pilz zusammengehen“

Tirol
31.12.2018 08:09

Innsbrucks Grünen-Bürgermeister Georg Willi tritt für ein frisches Gesicht als Spitzenkandidat der Öko-Partei bei der Nationalratswahl im Jahr 2022 ein. „Aus der Riege der Landtagsabgeordneten“ gebe es einige, denen er eine solche Spitzenkandidatur zutraue, erklärte Willi im Interview mit der APA. Zudem plädierte er mittelfristig für ein Zusammengehen mit der Liste „Jetzt“ (vormals Pilz).

Die grüne Frontfigur für die Nationalratswahl solle jedenfalls „ein, zwei Jahre“ vor dem Urnengang gekürt und gleichzeitig auch zum Bundessprecher und damit Nachfolger von Werner Kogler gewählt werden, so Willi. Kogler, der im November zum Bundessprecher der aus dem Nationalrat geflogenen Partei gewählt worden war, hatte angekündigt, nach zwei Jahren an einen Nachfolger zu übergeben.

„Man braucht jemanden, der gut mit den Leuten kann“
Auf die Frage, welche Landtagsabgeordneten ihm etwa konkret für die Spitzenfunktion vorschweben, nannte Willi den oberösterreichischen Mandatar Stefan Kaineder sowie die Vorarlbergerin Nina Tomaselli. „Kaineder hat ein gutes, sehr einnehmendes Auftreten. Tomaselli ist so eine Art Katharina Schulze, die erfolgreiche Spitzenkandidatin der Grünen bei der bayrischen Landtagswahl. Man braucht jemanden, der gut mit den Leuten kann“, legte Willi seiner Partei mögliche Kandidaten ans Herz.

Seinen Vorstoß für ein Zusammengehen mit der Liste des früheren grünen Urgesteins Peter Pilz begründete der Innsbrucker Bürgermeister nüchtern: Es mache „rational Sinn, weil das grüne Stimmenpotenzial derzeit auf zwei Parteien aufgeteilt ist“. „Emotional ist es für viele Grüne noch zu früh. Das merke ich“, schränkte Willi gleichzeitig ein.

„Die Zukunftschancen von ,Jetzt‘ sind nicht sehr ausgeprägt“
Das Vorgehen von Pilz habe bei vielen grünen Funktionären zu „menschlichen Verletzungen“ geführt. Trotzdem solle man versuchen, ins Gespräch zu kommen. Er würde jedenfalls mithelfen, Brücken zu bauen. „Man muss auch sehen: Die Zukunftschancen von ,Jetzt‘ sind nicht sehr ausgeprägt. Sie schaffen es auch nicht, in die Breite zu kommen - also auch auf Gemeinde- oder Landesebene Fuß zu fassen“, ortete der frühere Nationalratsabgeordnete und langjährige Tiroler Landtagsklubobmann weitere Argumente für ein Zusammengehen. „Ich halte es für machbar“, zeigte sich Willi optimistisch.

Vorerst gelte das Hauptaugenmerk der Grünen jedoch der EU-Wahl im kommenden Jahr, so Willi. „Um Selbstvertrauen zu tanken, brauchen wir einen Wahlerfolg“, betonte er. Ziel müsse es sein, „zu gewinnen“. Konkret bedeute dies ein zweistelliges Prozentergebnis. Bei der EU-Wahl im Jahr 2014 hatten die Grünen 14,5 Prozent eingefahren.

„Grün-Wähler nehmen eine EU-Wahl traditionsgemäß sehr ernst“
„Super wäre es zudem, wenn wir die damals errungenen drei Mandate halten“, sagte der 59-Jährige. Ein positives Wahlergebnis sei absolut möglich. Willi vertraut vor allem auf die Mobilisierungskraft der Öko-Partei für einen europäischen Urnengang: „Und Grün-Wähler nehmen eine EU-Wahl traditionsgemäß sehr ernst.“ Zudem spiele das derzeitige „Themensetting“ auf europäischer Ebene den Grünen in die Hände. Die Partei müsse jedenfalls „selbstbewusst, optimistisch und einladend“ um Wählerstimmen werben und das „Jammertal“ nach dem Super-GAU bei der Nationalratswahl endgültig hinter sich lassen.

Mit dem Bundeskongress sei die Trendwende eingeläutet worden, gab sich der Innsbrucker Stadtchef überzeugt. Werner Kogler sei der ideale Spitzenkandidat für die EU-Wahl - ein „Super-Unterhalter“ und thematisch äußerst kompetenter Mann.

Er selbst schließe zwar sowohl ein bundespolitisches als auch ein landespolitisches Amt in den kommenden Jahren aus, werde aber den Grünen mit Rat und Tat zur Seite stehen - etwa als frisch bestellter „Sonderbeauftragter für leistbares Wohnen“. Sein Hauptfokus gelte aber der Landeshauptstadt Innsbruck, machte der seit Mai im Amt befindliche Willi klar. Bei der nächsten Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl im Jahr 2024 wolle er jedenfalls „nach derzeitigem Stand“ erneut antreten.

„Stimmung seit meinem Amtsantritt entspannter“
Im Bürgermeisteramt sah sich Willi inzwischen angekommen. In den ersten sieben Monaten sei bereits „sehr viel gelungen“, so der Stadtchef, der einer Viererkoalition aus Grünen, Für Innsbruck, SPÖ und ÖVP vorsteht. Auf der Habenseite verbucht er etwa auch Atmosphärisches: „Die Stimmung in der Verwaltung ist seit meinem Amtsantritt entspannter.“ Angesichts der angespannten Finanzlage sei zwar für große Projekte weniger Geld vorhanden, von einer Notlage könne aber keinesfalls gesprochen werden. Die Bereiche Soziales, Gesundheit, Bildung und Kultur würden zudem von Sparmaßnahmen ausgenommen.

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