Im „Sunshine State“

Florida: Auch im Winter der Sonne entgegen

Reisen & Urlaub
27.12.2018 09:00

361 Tage Sonnenschein im Jahr, 56 Kilometer langer weißer Sandstrand, 24 Grad Durchschnittstagestemperatur - eine Entdeckungsreise zu den versteckten Zielen rund um das „andere“ St. Petersburg zwischen dem Golf von Mexiko und der Tampa Bay im „Sunshine State“ Florida.

Schließen Sie mal bitte die Augen, und stellen Sie sich vor: Im Hintergrund rauscht das Meer, die ersten Sonnenstrahlen wärmen das Zimmer, durch das offene Fenster kitzelt eine leichte Salzbrise Ihre Nase. Im Küstenort Clearwater Beach in Florida wacht man auf wie in einem Film, entsteigt dem Kingsize-Bett und schreitet auf die Terrasse des Wyndham Grand-Hotels. Der Sand strahlt weiß. Der tiefe Atemzug wird umgeben von einer wunderbaren Geräuschkulisse aus heranrollenden Wellen und Möwen, die kreischend ihre Kreise ziehen. Keine Hektik, keine Termine – einfach nur Sommergefühl im Winter. Zugegeben, diese Szene lädt zum Verweilen ein, doch lockt die Region um St. Petersburg noch mit viel mehr. Der Tag scheint kaum genug Stunden für das Programm zu haben, das der „Sunshine State“ bietet.

Es gibt zahlreiche schöne Strände auf der Welt. Feinsandig, mit Kiesel oder Steinen - alles Geschmackssache. Der breite, vier Kilometer lange Strand von Clearwater Beach ist wie Staubzucker. Weiß, pulverig und federleicht. Die Auszeichnung „Best Beach Town in Florida“ hat sich dieses Fleckchen Erde wahrlich verdient. Spektakuläre Sonnenuntergänge erlebt man hier 365 Tage im Jahr. Sobald die Sonne untergeht, steigt täglich das „Sunset at Pier 60“-Festival mit Straßen- und Lebenskünstlern, Musikern und Kunsthandwerkern. Zwischen Stelzengehern, Feuerschluckern und Zauberern lässt man feierlich den Tag ausklingen. Dabei ist der Sonnenuntergang hier eigentlich schon ein Erlebnis für sich. Wer diesen in romantischer Atmosphäre genießen mag, zahlt einen Dollar für den letzten Teilabschnitt am Pier. Dafür hat man einen exklusiven Blick auf den langsam sinkenden Sonnenball, während Möwen,

Reiher, Pelikane mit Delfine am feuerroten Horizont um die Wette „tanzen“. Clearwater Beach ist belebt und lockt neben einem aufregenden Nachtleben allzeit mit spannenden Outdooraktivitäten zu Land, Wasser und in der Luft wie Beachvolleyball, Skimboarding, Tauchen, Windsurfen, Paragleiten oder für Abenteuerlustige mit einem Jet-Pack am Rücken.

Seit 1981 ist das Clearwater Marine Aquarium ein Krankenhaus für Meerestiere, die dort gesund gepflegt und schließlich wieder ins Freie entlassen werden. Berühmt geworden ist es durch „Winter“, den Delfin mit der Schwanzflossenprothese. Die Geschichte seiner Rettung beruht auf einer wahren Begebenheit und wurde in „Mein Freund, der Delfin“ mit Morgan Freeman und Kris Kristofferson in zwei Teilen verfilmt. Was die meisten nicht wissen, ist, dass der Meeressäuger mit dem Handicap kranken Menschen wieder Lebensfreude bereitet. Ein Treffen mit dem Leidensgenossen „Winter“ ist für Invalide eine Motivation geworden, die Mut macht.

Willkommen auf Caladesi Island!
Nördlich von Clearwater Beach. Das pittoreske Naturschutzgebiet erreicht man mit einer Fähre von der benachbarten Honeymoon-Insel. Kapitän Dan Mann und sein Matrose steuern gekonnt im Stundentakt das Ausflugsboot auf die „stille Insel“ für Romantiker. Wer Glück hat, wird auf dem Wasserweg dorthin schon von springenden Delfinen begleitet. Am Eiland angekommen, findet man abgesehen von einem kleinen Getränkegeschäft im Hafen ausschließlich Natur, Wald und einen kilometerlangen weißen Sandstrand. Für einen Tagesausflug packt man am besten einen Picknickkorb. An einem kurzen Strandabschnitt kann man Liegen und Sonnenschirme ausleihen, doch schon wenige Schritte davon entfernt genießt man dieses Paradies ganz für sich alleine. Eines der schönsten Mitbringsel findet man ebenfalls hier: das Skelett eines Sanddollars. Bei der Suche nach den hübschen flachen Seeigel-Scheiben braucht man Geduld und Zeit. Zutaten, die nur Orte mit sich bringen, die zum Glück noch im Schatten der anderen stehen.

Der „Fort de Soto“-Park südlich von St. Petersburg – benannt nach dem spanischen Eroberer Hernando de Soto – ist ein wahres Naturparadies. Mehr als 300 Vogelarten leben hier, es gibt verschlungene Kanäle durch Mangrovenwälder, die mit Kanus und Kajaks erkundet werden können, kilometerlange Wege zum Radfahren, Skaten, Laufen, Wandern. Natur so weit das Auge reicht auf über 400 Hektar Fläche in fünf miteinander verbundenen Inselwelten am azurblauen Wasser: Mullet Key, Bonne Fortune Key, St. Christopher Key, Madelaine Key und St. Jean Key. In der südwestlichen Spitze liegt das historische Fort de Soto, das während des Spanisch-Amerikanischen Krieges 1898 erbaut wurde, und dessen Artillerie die Tampa Bay schützen sollte. Sie kam nie zum Einsatz, weil der Krieg zu Ende war, bevor das Fort fertiggestellt werden konnte. Der Naturpark ist seit 1963 für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Wer mit dem Auto anreist, zahlt fünf Dollar Parkgebühr.

Gefüllte Weinblätter, Moussaka Mittagessen im Restaurant Mykonos. Ja, es gibt auch ein Stückchen Griechenland an Floridas Westküste. Etwa die Hälfte des 24.000-Einwohnerortes Tarpon Springs sind Griechen. Auch typisch für den Ort: Meeresschwämme! Wie es dazu kam? Griechische Taucher ließen sich hier vor mehr als 100 Jahren wegen der Fülle an Schwammbetten im Golf nieder. Der Grieche John Corcoris holte seine Familie und zahlreiche Freunde aus der Heimat nach Tarpon Springs und machte den kleinen Ort damit Anfang des 20. Jahrhunderts zur Welthauptstadt der Schwammfischerei.

Während eines Bootsausflugs wird Besuchern eindrucksvoll präsentiert, wie die Naturschwämme vom Meeresboden an die Oberfläche geholt werden – selbstverständlich in antiquierter Taucherausrüstung. Das Equipment wiegt 80 Kilogramm, etwa so viel wie der Mann im Anzug auch. „Vor zehn Jahren haben wir noch mehr als zwölf Millionen Schwämme pro Jahr aus dem Golf geholt, jetzt sind es höchstens noch zwei Millionen“, erzählt Bootsführer Georgius Billiris. Sein Vater war einer der ersten Griechen in Tarpon Springs, er selbst war auch Schwammtaucher. Heute ist der Tourismus an die Stelle des einst blühenden Handels mit dem Badeutensil aus dem Meer getreten. Ein typisches Mitbringsel von hier darf heute nicht fehlen: Schwämme, was sonst.

Wer St. Petersburg hört, denkt nicht automatisch an Sonnenstrahlen. St. Petersburg – von Einheimischen liebevoll St. Pete genannt – in Florida hält im Gegensatz zu seinem russischen Namensvetter den Weltrekord der meisten Sonnentage ohne Unterbrechung: 768 Tage! Der Ortsname wurde 1876 per Münzwurf entschieden, als der russische Aristokrat und Journalist Pjotr Dementjew, der sich später Peter Demens nannte, gemeinsam mit John Williams die Orange-Belt-Eisenbahn bis ans Meer ausbauen ließ. Demens gewann und gab dem Ort den Namen Saint Petersburg.

Die Stadt strahlt vor Farbe, Kreativität und Lebensfreude. Neben dem James Museum of Western & Wildlife Art, das durch die Ära der Cowboys und Indianer im Wilden Westen führt, empfängt einen hier das größte Dalí-Museum außerhalb von Europa mit 2140 Werken des exzentrischen Künstlers. Die wertvolle Sammlung erhielt St. Petersburg vom Industriellenpaar Eleanor Reese und Albert Reynolds Morse. Die lebendige Kunst-Szene der Stadt wird nach einer Streetart-Tour durch Downtown mit dem lokalen Künstler Derek Donnelly noch deutlicher. Farbenreiche, zum Teil skurrile Bilder zieren hier die sonst tristen öffentlichen Wandflächen. Mehr als70 „Urban Murals“ verschönern das Stadtbild von St. Petersburg, Trend weiter steigend.

Und am Ende des Tages: Schließen Sie an dieser Stelle bitte die Augen nicht! Denn jeder Sonnenuntergang verheißt auch ein Wiederkehren ans Meer – wie an den Pier 60 in Clearwater Beach Florida

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