Ehemann erschossen

Romanzen-Autorin wurde zur kaltblütigen Mörderin

Ausland
08.09.2018 12:07

Dieser Mord sorgt in den USA für Schlagzeigen: Eine Autorin von romantischer Literatur soll bereits im Juni in Portland im Bundesstaat Oregon ihren Ehemann, einen beliebten Küchenchef und Kochlehrer, kaltblütig erschossen haben. Erst jetzt wurde Nancy Brophy festgenommen und dem Richter vorgeführt. In der Zeit nach der Bluttat hatte die 68-Jährige auf Facebook öffentlichkeitswirksam um ihren geliebten Gatten getrauert, habe aber laut Nachbarn und Bekannten ansonsten kaum Anzeichen von Trauer über den Tod ihres Mannes, den sie als ihren besten Freund beschrieb, erkennen lassen. Dass die Schriftstellerin ihren Ehemann auf dem Gewissen hat, wollen ihre geschockte Familie und auch Freunde nicht glauben. Sie hoffen auf einen Fehler der Ermittlungsbehörden.

Sie publiziert Romane mit Titeln wie „Der falsche Ehemann“ und „Hölle für das Herz“. Nancy Brophys Bücher handelten von „rauen Männern, starken Frauen und einer guten Geschichte“, wie die Autorin auf ihrer persönlichen Webseite schreibt. Ihr Repertoire umfasst laut Eigenbeschreibung gut aussehende Helden - und mindestens eine Heldin - mit gemeißelten Körpern und dunklem Haar. Ihre überlebensgroßen Charaktere weichen oft der Gefahr aus, während sie Glück und Liebe suchen. Eine Zusammenfassung ihres 2015 erschienenen Romans „Der falsche Ehemann“ erzählt von einer Frau, die während eines Schiffsunglücks im Mittelmeer einem gewalttätigen und mächtigen Ehemann entkommt und sich später in einen der Männer verliebt, die sie suchen.

Im echten Leben schien die 68-Jährige allen Anzeichen nach seit 27 Jahren glücklich verheiratet mit Daniel Brophy zu sein - einem in Portland beliebten und bekannten Chefkoch und Kochlehrer am Oregon Culinary Institute, einer renommierten Gastronomie-Schule. Nancy und Daniel seien unzertrennlich gewesen und schienen sich sehr nahe zu stehen, sagte eine Bekannte gegenüber dem „Oregonian“. Die beiden hatten demnach in der Vergangenheit sogar ein Catering-Unternehmen zusammen betrieben. Das Vorstadthaus des Ehepaares wirkte idyllisch, inklusive Truthähnen, Hühnern und „einem fabelhaften Gemüsegarten“, wie auf der Webseite der Autorin zu lesen ist.

Doch im Juni wurde das Eheglück des Paares für immer zerstört. Der 63-jährige Koch wurde nach Schüssen schwer verletzt in der Küche der Schule entdeckt. Daniel war von mehreren Projektilen getroffen worden, er verstarb noch am Tatort. Eine Mahnwache mit Hunderten Kerzen wurde für den beliebten Gastronomen abgehalten, Lehrer und Studenten der Schule zeigten sich tief betroffen von Daniels Tod, es gab zahlreiche Beileidsbekundungen. Nur vom Mörder des Küchenchefs fehlte jede Spur - bis der Fall jetzt eine neue Wendung nahm.

Denn am Donnerstag klickten plötzlich die Handschellen für Nancy Crampton Brophy. Familie, Nachbarn und Freunde der Autorin zeigten sich gegenüber Journalisten völlig geschockt von der Festnahme, wollten am Tag danach nicht glauben, dass die 68-Jährige etwas mit dem Tod ihres Gatten zu tun haben könnte. Ganz zu schweigen davon, ihn kaltblütig aus nächster Nähe erschossen zu haben. Sie hoffen auf einen Fehler seitens der Ermittlungsbehörden. Doch es kommen auch Zweifel an der Schriftstellerin auf: War alles nur Fassade - das idyllische Vorstadtleben, die Liebesbekundungen, das Eheglück?

Es sind Fragen, die bislang nicht beantwortet werden konnten. Der Fall bleibt auch nach der Festnahme der Romanzen-Autorin mysteriös. Polizei und Staatsanwaltschaft schweigen beharrlich über mögliche Motive. In einem laut Medien seltenen Schritt billigte der zuständige Richter zudem einen Antrag der Anklagebehörde, ein Gerichtsdokument zu versiegeln, das üblicherweise den Fall gegen einen Angeklagten darlegt - und somit ein erstes Licht auf die Hintergründe der Tat werden hätte können. So mancher Nachbar und Bekannte musste nun zumindet eingestehen, dass bei Nancy Brophy auffällig wenige Anzeichen von Trauer über den Tod ihres Mannes, den sie als ihren besten Freund beschrieb, zu spüren gewesen seien.

Don McConnell, ein langjähriger Nachbar der Brophys, erinnerte sich gegenüber dem „Oregonian“ an ein Gespräch, das er in diesem Sommer mit Nancy Brophy geführt hatte. Sie hätten darüber gesprochen, wie seltsam es doch sei, dass der Mörder ihren Mann bei der Arbeit ins Visier genommen habe. Der Nachbar fragte damals, was das Motiv sein hätte können. „Es klang für mich eher wie ein verärgerter Schüler, der etwas mit Ihrem Mann zu tun hatte“, erinnert sich McConnell an die Unterhaltung mit der Witwe. „Ich sagte: ,Sind sie (die Polizei) in Kontakt mit dir?‘ Sie sagte: ,Nein, ich bin eine Verdächtige‘“ ...

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