Vertagung bis März

UNO-Tribunal brummt Karadzic Verteidiger auf

Ausland
05.11.2009 22:33
Das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag stellt die Selbstverteidigung des bosnisch-serbischen Ex-Präsidenten Radovan Karadzic ab. Der wegen Völkermords im Bosnien-Krieg (1992-95) angeklagte 74-Jährige bekommt einen Pflichtverteidiger, der Prozess wird deswegen bis März 2010 vertagt.

Karadzic hatte das am 26. Oktober eröffnete Verfahren zunächst blockiert und dann am Dienstag eine Verschiebung gefordert. Er habe die 1,3 Millionen Seiten Beweismaterialien mit seinen Beratern nicht in der Frist durcharbeiten können, hieß es.

Der 74-Jährige ist wegen Kriegsverbrechen und Völkermords im Bosnien-Krieg (1992-95) angeklagt. Er will sich selbst verteidigen, forderte aber immer wieder mehr Zeit zur Einarbeitung in die umfangreiche Anklageschrift. Eigentlich hätte bereits am Mittwoch die erste Zeugenanhörung stattfinden sollen. Mit einem Pflichtverteidiger kann das Verfahren theoretisch auch in Abwesenheit des Angeklagten fortgeführt werden.

Karadzic will Pflichtverteidiger boykottieren
Am Dienstag war die Verhandlung vom Vorsitzenden Richter O-Gon Kwon unterbrochen worden, nachdem Karadzic zwar zur Verhandlung erschienen, aber eine Verschiebung des Prozesses gefordert hatte. Anklägerin Hildegard Uertz-Retzlaff kündigte als Kompromiss an, dass Karadzic im Laufe des Prozesses mehr Zeit erhalten soll. Zugleich forderte sie die Ernennung eines Pflichtverteidigers, sollte Karadzic den Prozess weiter behindern.

Karadzic wies alle Vorschläge zurück und machte zugleich klar, dass er mit einem Pflichtverteidiger nicht zusammenarbeiten werde. "Ich selbst leite ein Beraterteam mit erstklassigen Profis aus allen Teilen der Welt", sagte er. Kein Pflichtverteidiger könne sich so gut in die 1,3 Millionen Seiten umfassenden Beweismaterialien zur Anklageschrift einarbeiten wie er selbst.

Lebenslange Haftstrafe droht
Der frühere Präsident der bosnischen Serbenrepublik ist wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen während des Bosnien-Krieges in elf Fällen angeklagt. Er soll einer der Hauptverantwortlichen für den gewaltsamen Tod zehntausender Menschen und die Vertreibung von etwa zwei Millionen Menschen sein. Das schwerste ihm zur Last gelegte Einzelverbrechen ist der Völkermord an 8.000 bosniakischen Männern und Burschen im ostbosnischen Srebrenica im Juli 1995. Die Bosniaken-Enklave war damals von bosnisch-serbischen Truppen eingenommen worden. Karadzic, der bisher alle Vorwürfe bestritten hat, droht eine lebenslange Haftstrafe.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele