Leopoldseder setzte in einem Rückblick auf drei Jahrzehnte Ars Electronica einen noch weiteren Fokus: "Alles ist anders" seit dem Jahr 1979, als die Ars Electronica gegründet wurde. Viele jener Themen, mit der sich das Linzer Festival früh beschäftigt hat, seien heute aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken.
Vifer Bursch
Zu Beginn der Gala gab es den Auftritt eines Nachwuchs-Medienprofis: Mit der Initiative "Plant for the Planet" will der zwölfjährige Bayer Felix Finkbeiner in jedem Land der Welt eine Million Bäume pflanzen, um die Klimagerechtigkeit zu fördern. Dafür hat er bereits Pressekonferenzen, Treffen mit internationalen Politikern und "auch meine erste Wahlkampfrede" abgehalten, wie Finkbeiner schilderte.
Menschen in Folie und ein künstlicher Sturm
Menschen in Plastikfolie hat der Künstler Lawrence Malstaf dann auf die Bühne gebracht: Bei "Shrink" werden Darsteller gleichsam "vakuumverpackt" und so zu Objekten der Technik gemacht (auch wenn es etwas wie "eine neue Foltermethode des CIA" aussieht, wie "Ars Electronica"-Leiter Gerfried Stocker sagte). Für seinen künstlichen Sturm namens "Nemo Observatorium" wurde Malstaf mit einer "Goldenen Nica" ausgezeichnet. Passend zum Festivalthema "Human Nature" auch die Auszeichnung der Kategorie "Hybrid Art", die an ein Mischwesen zwischen Mensch und Blume ging: Der US-Künstler Eduardo Kac hat unter dem Motto "Natural History of the Enigma" eines seiner Gene in eine Pflanze übertragen und so aus einer Petunie eine "Edunia" geschaffen.
Bloggen gegen Gewalt und Drogen
Bei den "Digital Communities", die sich mit online geformten Bürger-Initiativen, politischen Bewegungen oder anderen sozialen Plattformen auseinandersetzen, wurde eine kolumbianische Blog-Plattform ausgezeichnet: "Nur 20 Leute haben 'HiperBarrio' gestartet", sagte Stocker. Entstanden ist diese Plattform für junge kolumbianische Blogger, die über ihr von Gewalt, Drogen und Kriminalität geprägtes Leben schreiben können, in einer öffentlichen Bibliothek. Doch selbst online müssen sie "die Realität umschreiben", um sich nicht zu gefährden, schilderten die Gründer. "Wenn man Menschen, die sonst keinen Zugang zu Medien haben, die Möglichkeit gibt, ihre Geschichten zu erzählen und zu zeigen, dass sie existieren, dann ergreifen sie diese."
Eishockey verfremdet
Wem Eishockey-Übertragungen zu schnell und unübersichtlich sind, der ist bei "HA'Aki" der schwedisch-kanadischen Filmemacherin Iriz Pääbo richtig. Die in der Kategorie "Animation" ausgezeichnete Arbeit verfremdet die akustische und räumliche Darstellung eines Spieles. "Ich mag Eishockey nicht, aber Kanada ist verrückt danach", so die Kanadierin. Wie sich der weltberühmte Glocken-Klang von "Big Ben" ausbreitet, macht Klangkünstler Bill Fontana mit "Speeds of Time Versions 1 and 2" nachvollziehbar: Mit einem Netzwerk an Mikrofonen zeichnet er ein räumliches Bild der Klangwellen und ihrer allmählichen Verformungen im ständigen Rauschen Londons. Dafür bekam er die "Nica" im Bereich "Digital Musics".
Jugendpreis an Schüler aus Bruck an der Leitha
Den Nachwuchspreis "u19 - freestyle computing" erhielt der Schüler Matej Petrek aus Bruck an der Leitha für "In den Tiefen". Auf einem "ganz normalen PC" wurde der Film erstellt, wie der Schüler trocken sagte. "Mit ganz guter Grafikkarte und einfach mehr RAM." Der heurige "Media.Art.Research Award" geht an den Kunsthistoriker Simon Shaw-Miller, der sich unter dem Titel "Eye hEar: Music, Art, Film & the Culture of Synesthesia" mit den visuellen Aspekten von Musik beschäftigt. Und das Stipendium zur Verwirklichung einer Idee - "the next idea" - bekommt die "Open_Sailing_Crew".
Über 3.000 Einreichungen aus 65 Länder
Mehr als 3.000 Arbeiten aus 65 Ländern wurden beim Prix Ars Electronica eingereicht. Aus diesen wurden von einer internationalen Jury die Gewinner in acht Kategorien - darunter sechs "Goldene Nicas" - gekürt. Sie erhielten Preise im Gesamtwert von 122.500 Euro.
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