Kindesmisshandlung

Prozess in Graz endet mit Freispruch

Steiermark
27.05.2009 12:55
Mit einem Freispruch endete in Graz ein Verfahren wegen Kindesmisshandlung. Eine Steirerin und ihr türkischer Ehemann mussten sich am Mittwoch vor Gericht verantworten, weil sie ihren 16-jährigen Sohn und ihre 13-jährige Tochter geschlagen, schlecht ernährt und hygienisch vernachlässigt haben sollen. Doch eindeutige Beweise dafür gab es nicht.

Die 42-jährige Steirerin ist in zweiter Ehe mit dem 44-jährigen Türken verheiratet. Das 13-jährige Mädchen und der 16-jährige Bub stammen aus der ersten Ehe - und auf einer Intrige des Ex-Mannes soll die ganze Sache auch beruhen, so die Beschuldigte vor dem Richter.

"Habe mir nichts vorzuwerfen"
"Ich habe mir nichts vorzuwerfen, das stimmt alles nicht", meinte die Frau. Die Staatsanwältin warf ihr vor, die Kinder unter anderem mit einem Kochlöffel geschlagen und in ein kleines Zimmer gesperrt zu haben. Die beiden gingen nachweislich oft monatelang nicht zur Schule, außerdem sollen sie dort durch ihr ungepflegtes Äußeres aufgefallen sein.

Jugendwohlfahrt stellte "Entwicklungsdefizite" fest
"Ich habe meine Kinder nicht vernachlässigt", so die Beschuldigte mit Nachdruck. Sie sei mit ihrem Sohn, der unter einer Herzkrankheit leidet, regelmäßig beim Arzt gewesen. Seitens der Jugendwohlfahrt hatte man aber bei beiden Kindern "Entwicklungsdefizite" festgestellt, die auf eine mangelnde Betreuung zurückzuführen sein könnten.

Oma schaltete Jugendamt ein
"Die Kinder hatten auch Betreuung vom Sozialamt, es war alles in Ordnung", beteuerte auch der Stiefvater. "Warum war überhaupt eine Sozialarbeiterin im Haus?", hakte die Staatsanwältin nach. "Das kann ich nicht sagen", meinte der Angeklagte. Tatsächlich hatte die Mutter der Beschuldigten das Jugendamt eingeschaltet. "Das war eine abgekartete Sache mit dem Vater der Kinder", so die Mutter. Dieser wollte, so die Frau, nur das Sorgerecht, das er mittlerweile auch - zumindest vorläufig - bekommen hat.

Krankenhaus erstattete Anzeige
Die Sozialarbeiterin will von Misshandlungen, hygienischen Mängeln oder schlechter Ernährung nichts bemerkt haben. "Die Zusammenarbeit mit der Mutter war nicht immer leicht", meinte sie nur. Von Misshandlungen "höre ich heute zum ersten Mal", so die Zeugin. Im Krankenhaus Wagna wurden aber im vorigen Sommer sehr wohl Spuren von Schlägen festgestellt. Dadurch war es auch zu einer Anzeige und in weiterer Folge zu einer Übertragung des Sorgerechts an den Vater gekommen.

Dem Richter, der zunächst wegen Einholung eines medizinischen Gutachtens eine Vertagung angekündigt hatte, war die gesamte Beweislage zu dünn. Er sprach das Ehepaar frei. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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