Shell vor US-Gericht

Nigerianer klagt Ölkonzern wegen Tod des Vaters

Ausland
26.05.2009 22:22
Vor einem New Yorker Gericht beginnt am Mittwoch ein womöglich auch für andere Unternehmen wegweisender Zivilprozess gegen den britisch-niederländischen Energiekonzern Shell. Dabei geht es um die Rolle des Unternehmens bei der Hinrichtung des nigerianischen Menschenrechtsaktivisten und Dichters Ken Saro-Wiwa nach einem Gerichtsurteil im Jahr 1995. Der Prozess vor dem US-Gericht sei nun die Möglichkeit, seinem Vater und dessen Mitstreitern endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sagte Ken Saro-Wiwa Junior (Bild). Gemeinsam mit einer Gruppe von Opfern der damaligen Militärregierung in Nigeria wirft er Shell Mittäterschaft bei der Hinrichtung seines Vaters vor.

Zudem soll das in Nigeria stark vertretene Unternehmen auch in die Festnahme, Folter und Exilierung von Ken Saro-Wiwas Bruder, Owens Wiwa, verwickelt gewesen sein.

Kläger nutzen Gesetz aus dem Jahr 1789
Um den Konzern in den USA gerichtlich überhaupt belangen zu können, nutzen die Kläger ein bisher wenig beachtetes US-Gesetz aus dem Jahr 1789. Die Regelung verpflichtet Firmen mit einer umfangreichen Vertretung in den USA, überall auf der Welt auch die US-Gesetze zu befolgen. Ist die Klage erfolgreich, drohen weiteren Firmen Prozesse.

Kampf für Beteiligung an den Gewinnen aus der Erdölförderung
Im Jahr 1995 wurden der Dichter Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter der von ihm geführten Mosop-Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes hingerichtet. Die Mosop kämpfte um mehr Rechte für das Volk der Ogoni und eine Beteiligung an den Gewinnen aus der Erdölförderung, die internationale Gesellschaften wie der Shell-Konzern auf ihrem Land betreiben. Zudem warfen sie Shell vor, die Umwelt in der Abbauregion zu zerstören. Mit ihren Protesten gelang es der Gruppe um Saro-Wiwa sogar, die Aktivitäten von Shell im Süden des Landes zu unterbrechen.

Saro-Wiwa nach höchst umstrittenem Prozess hingerichtet
Die damalige Militärdiktatur ließ Saro-Wiwa festnehmen und stellte ihn vor ein Sondergericht. Dem Pazifisten und acht weiteren Aktivisten wurden vier Morde vorgeworfen. Nach einem höchst umstrittenen Prozess sprach das Tribunal die Todesstrafe durch Erhängen aus, die trotz internationaler Proteste vollstreckt wurde. Schon damals wurde von Kritikern der Verdacht geäußert, Shell sei in das Vorgehen gegen Saro-Wiwa und die anderen Angeklagten verwickelt. Der Konzern bestritt die Anschuldigungen stets.

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