Beinahe-Tragödie

Freund von Drogenopfer versucht Selbstmord

Oberösterreich
14.09.2008 14:05
Nach dem Drogentod der 16-jährigen Micheldorfer Schülerin Natalie landete ihr 18-jähriger Freund Daniel mit Atemlähmungen in der Welser Intensivstation: Er hat von einer Leondinger Ärztin die mörderische Menge von 360 Tabletten jenes Schlafmittels verschrieben bekommen, das seine Freundin umgebracht hatte. Jetzt ermitteln die Welser Amtsärztin und die Ärztekammer gegen ihre skrupellose Kollegin.

Die empörten Eltern appellieren aber auch an Politiker, Polizisten und Staatsanwälte, jede derart sträfliche Beihilfe zum Drogentod in den Ordinationen und Apotheken zu stoppen. Auch ein Linzer Arzt soll Drogenpatienten kiloweise berauschende Beruhigungsmittel verschrieben haben. "Einen Wahnsinn" nennt der Linzer Drogentherapeut Dr. Bernhard Lindenbauer diese ärztlichen Rezepte für unberechenbare Schlafmittel-Rauschgift-Cocktails, die heuer schon 14 junge OberösterreicherInnen umgebracht haben.

Nach dem erschütternden Tod der 16-jährigen Handelsschülerin Natalie S. in Kirchdorf wollte auch ihr 18-jähriger Freund Daniel E. (siehe Interview unten) in Wels auf gleiche Weise sterben: Der depressive Drogenpatient mehrerer Entziehungskuren schwindelte einer Leondinger Ärztin vor, dass er für eine längere Reise eine größere Ration Somnubene benötige, um sich mit 30 Tabletten täglich zudröhnen zu können. Dafür erhielt der Süchtige ein Rezept für 36 Zehner-Packungen - zum Spottpreis von 1,70 Euro. Der Verkauf der selbstmörderischen Billig-Schlafmittel wurde in einigen Apotheken noch halbwegs gewissenhaft auf drei Packungen limitiert. Doch von einer Pillendreherin bekam der Drogenkranke dann seine restlichen 26 Tablettenschachteln, nachdem sich die Welser Pharmazeutin bei der Leondinger Ärztin telefonisch vergewissert hatte: "Passt schon!"

Ihr Kunde schrieb einen Abschiedsbrief und schluckte eine Überdosis. Daniel wurde zum Glück rechtzeitig bewusstlos gefunden und in der Intensivstation gerettet - zum zweiten Mal in seinem jungen Leben. Diesmal solls ihm eine Lehre sein: "Ich bin jetzt trocken und will wieder in eine Therapie", dankt der Bursch seiner Schwester Sandra (21) und seiner Mutter Silvia (39), die ihm helfen.

Die Familie gibt jedoch Ärzten und Gesetzgebern die Hauptschuld an dem Drama: "Eine Frechheit, dass man das Gift wie Hustenzuckerln verteilt! Im Wahlkampf wird über alles diskutiert, nur über nichts wirklich Wichtiges."

Doch nicht nur die Prävention, sondern auch die Behandlung leidet an Geldnöten: siehe dazu Link in der Infobox!

Interview mit Daniel E.
Er hat seine Freundin verloren  und fast sein Leben: Daniel E. (18) will über seine Drogenkrankheit offen reden, um andere zu warnen. Die oö. Krone sprach mit ihm über Sucht, Entzug und wie es jetzt weitergeht.

Du hast einen Abschiedsbrief geschrieben und eine Überdosis geschluckt...
Ja, ich wollte sterben wie Natalie. Und weil mein Leben hinten und vorn nicht mehr passt.

Warum hast du nicht versucht, von Drogen und Heroin wegzukommen?
 Ich war eh schon öfter auf Entzug beim Point, im Wagner-Jauregg und beim Grünen Kreis, ich bin aber immer wieder rückfällig geworden.

Warum?
Das ist die Million-Euro-Frage! Und die Antwort ist: aus Dummheit!

Somnubene wirkt entspannend und angstlösend - wie viel nimmst du?
Die Dosis ist wie beim Alkohol unterschiedlich: Ich brauch 30 Tabletten pro Tag und Alkohol dazu. Dann weiß man nicht mehr, was man tut: Dann rennst mit verdrehten Augen herum wie ein Zombie. Es ist erschütternd!

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