Völkermord-Prozess

Ex-Außenminister der Roten Khmer vor Gericht

Ausland
30.06.2008 08:21
Der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagte frühere Außenminister des Terrorregimes der Roten Khmer in Kambodscha, Ieng Sary, hat am Montag Haftverschonung beantragt. Der 82-Jährige erschien vor dem Völkermordtribunal in Phnom Penh, wo seine Anwälte nach lokalen Medienberichten argumentierten, ihr Mandant sei zu gebrechlich für einen Prozess.

Ieng Sary ist einer der fünf noch lebenden Führungskräfte des von China unterstützten Regimes, das in dem südostasiatischen Land in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre für den Tod von nahezu zwei Millionen Menschen verantwortlich war. Er wurde erst im vergangenen November festgenommen. Er war bereits 1979 von einem kambodschanischen Gericht in Abwesenheit zum Tod verurteilt, aber 1996 amnestiert worden.

Der Führer der Roten Khmer, Pol Pot, starb 1998 in einem Dschungelversteck nahe der thailändischen Grenze. Das Pol-Pot-Regime (1975-79) wurde durch eine vietnamesische Militärintervention gestürzt. Dem Sondertribunal, das aus 17 kambodschanischen und 13 von den Vereinten Nationen gestellten ausländischen Juristen besteht, sind enge Grenzen gesteckt. Angeklagt werden nur Spitzenvertreter des Regimes und keine ausländischen Unterstützer oder Mitwisser. Andernfalls wäre die Einsetzung des Tribunals im UNO-Sicherheitsrat an einem chinesischen Veto gescheitert.

"Ich bin ein sanfter Mensch" - Intellektuelle ermordet
"Ich habe nichts Falsches getan", sagte Ieng Sary im Vorjahr in Bangkok, wo er sich ärztlich untersuchen ließ. "Ich bin ein sanfter Mensch. Ich glaube an gute Taten." Der in Frankreich ausgebildete Marxist war als Chefdiplomat das Gesicht des Regimes im Ausland. Er überredete viele geflüchtete Studenten und Diplomaten zur Rückkehr nach Kambodscha, wo sie als Intellektuelle ermordet wurden. Die von China unterstützten Roten Khmer herrschten mit brutaler Gewalt. Ihr Ziel war es, das südostasiatische Land in eine kollektivistische Agrargesellschaft umzuwandeln. Die Angehörigen der Intelligenz wurden systematisch ausgerottet.

Vietnamesische Armee setzte Schreckensregime ein Ende
Wegen der unvorstellbaren Massaker bekam das geschundene Land den Beinamen "Killing Fields". Die vietnamesische Armee marschierte Ende 1978 in das Nachbarland ein, eroberte am 7. Jänner 1979 die Hauptstadt Phnom Penh und stürzte das Schreckensregime. Die Roten Khmer zogen sich daraufhin in den Dschungel zurück, behielten den UNO-Sitz und erhielten auch vom Westen Hilfe. Sie führten einen verlustreichen Untergrundkrieg gegen die Vietnamesen und das mit deren Hilfe installierte Regime in Phnom Penh. Erst 1991 kam es zur Unterzeichnung des Pariser Friedensabkommens, das die Voraussetzung für eine UNO-Friedensoperation und demokratische Wahlen schuf.

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