Nach Gasexplosion

Fast keine Hoffnung mehr für verschüttete Kumpel

Ausland
10.06.2008 14:55
Die Hoffnung auf ein Überleben von zwölf verschütteten Bergleuten im Osten der Ukraine ist am Dienstag dramatisch gesunken. "Die Chancen sind winzig, aber die Hoffnung bleibt", sagte der stellvertretende Ministerpräsident Olexander Turtschinow. Die Retter wüssten, wo die Arbeiter sich zum Zeitpunkt der schweren Schlagwetterexplosion am Sonntagmorgen aufgehalten hätten, und sähen daher wenig Anlass zu Optimismus.

Am Montag waren 24 Arbeiter aus den Tiefen der Grube lebend geborgen worden, auch ein Toter wurde gefunden. Die Explosion war so heftig, dass die Flammen durch die Schächte bis an die Oberfläche schlugen und Bergwerksbauten beschädigten.

"Der Standort aller Vermissten ist mehr oder weniger bekannt, und diese Informationen sind nicht sehr ermutigend", sagte Turtschinow. Seinen Angaben zufolge ereignete die Explosion sich nicht - wie zunächst angenommen - in tausend Metern Tiefe, sondern bei etwa 500 Metern. Zu diesem Zeitpunkt seien neun Arbeiter im Aufzug und zwar etwa 200 Meter unter der Erdoberfläche gewesen. Der Lift sei durch die Detonation bis auf tausend Meter Tiefe abgestürzt. Die Insassen und drei weitere Arbeiter, die sich am Grund der Grube aufhielten, seien vermutlich völlig verschüttet worden.

Das Ministerium für Notfallsituationen teilte am Dienstag mit, die Suche nach den zwölf Vermissten werde fortgesetzt. Eine Sprecherin der Behörde für Bergwerksicherheit, Marina Nikitina, wies erneut auf Probleme wegen des steigenden Grundwasserpegels hin, der auf den Ausfall der Pumpen durch die Explosion zurückzuführen sei. "Das Wasser steigt, aber es ist immer noch möglich weiterzusuchen", sagte Nikitina.

Das Karl-Marx-Bergwerk in Jenakijewo rund 60 Kilometer östlich der Regionalhauptstadt Donezk im Osten des Landes besteht seit 1858 und ist damit eines der ältesten des Landes. Die Bergwerke im östlichen "Kohlebecken" der Ukraine sind größtenteils überaltert und anfällig für Unglücke. In 20 Minen war nach einem Unfall vom 23. Mai die Arbeit ausgesetzt worden, bei dem elf Menschen ums Leben kamen. Im November hatte sich in Sasjadko im Donezk-Becken der schwerste Bergwerkunfall in der Geschichte der Ukraine ereignet: Bei einer Schlagwetterexplosion starben damals 101 Mensch.

Eine Sprecherin von Präsident Viktor Juschtschenko hatte am Montag die Regierung für ihr Management des Kohlebergbaus scharf kritisiert. Die Haltung der Behörden sei "unverantwortlich", sagte Iryna Wannykowa. "Die Situation der Kohleindustrie verschlechtert sich weiter und der Beruf des Bergmannes wird äußerst gefährlich", sagte die Sprecherin. Nach der Explosion zirkulierten Berichte, wonach die Mine trotz einer Schließungsanordnung weiter in Betrieb war.

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