¿Sündenfall¿

¿Unter Tränen schütt´ ich die Milch weg¿

Oberösterreich
03.06.2008 08:45
„Wenn das keine Sünde ist, was ist dann eine Sünde? Da kommen mir die Tränen…“, erzählt der Regauer Bauer Franz Kroismayr vom Wegschütten seiner Milch: Der psychische Druck unter den Bauern, die um gerechte Milchpreise kämpfen, ist groß. Der existenzielle sowieso: Der Boykott weitet sich aus.

„Es geht an die psychische Substanz - weil ich nicht aushalte, was da passiert. Ich muss Milch in den Kanal schütten…“, erzählt Kroismayr, dessen Kühe täglich 170 Liter Milch geben. Aber derzeit gehe es  „schweren Herzens“ nicht anders: „Der Milchpreisverfall darf so nicht weitergehen! Keine Putzfrau arbeitet um das bisschen Geld, das uns bleibt!“

„Kommen Sie und schauen Sie sich das an. Es bleibt uns derzeit nichts anderes übrig“, lädt Bauer Fritz Azesberger die „OÖ-Krone“ auf seinen Hof in Arnreit ein: „Wir können unter den Gestehungskosten keine Milch mehr hergeben. Wir verlieren den Hof!“ Mit 1. April gebe es um fünf Cent weniger, damit verliere er 10.000 Euro im Jahr, rechnet Azesberger vor: „Zugleich wurde die Förderung um 10 Prozent gekürzt. Glauben Sie uns - wir schütten die Milch nicht aus Lust und Laune weg!“

Der Protest geht mittlerweile weit über die IG Milch hinaus, auch im Bauernbund der VP rumort es gewaltig. Zu Beispiel hat sich der neue Bauernbundobmann im Bezirk Vöcklabruck, Rudolf Stockinger aus Ungenach - Nachfolger des rebellischen Leo Steinbichler ,- dem Milchliefer-Boykott angeschlossen. Und Bauernbundchef Hannes Herndl sieht sich zu scharfer Kritik genötigt, nämlich „an den großen Handelsketten, die durch Schleuderaktionen bei Milch- und Fleischprodukten einen Preiskampf am Rücken der Bauern austragen“. Der Bauernbund „stellt es nun jedem Milchbauern frei, seine Milch zu liefern oder nicht“; vom Wegschütten distanziert sich Herndl aber doch.

 

Foto: Hannes Markovsky

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