"Opfer betrunken"

Afghane enthaftet: Anwältin sorgt für Wirbel

Österreich
09.08.2017 08:17

Für Kopfschütteln im Web hat die plötzliche Enthaftung eines 19 Jahre alten Afghanen am Dienstag im Zuge eines Prozesses um versuchte Vergewaltigung am Wiener Donauinselfest gesorgt. Quasi mitten in der Verhandlung war der junge Angeklagte trotz dringenden Tatverdachts auf freien Fuß gesetzt worden. Doch besonders die Aussage der Verteidigerin des 19-Jährigen in Richtung des 21 Jahre alten mutmaßlichen Opfers stieß so manchem überaus sauer auf ...

Es war eine überaus überraschende Wende, die die Verhandlung am Dienstagnachmittag im Wiener Straflandesgericht genommen hatte. Wie berichtet, stand ein 19 Jahre alter Afghane vor Gericht, der eine Studentin am Wiener Donauinselfest betatscht, geküsst und dann auch noch in einem Gebüsch zu vergewaltigen versucht haben soll.

Nachdem sich das Gericht zur zeugenschaftlichen Einvernahme des 21-jährigen Opfers auf unbestimmte Zeit vertagt hatte, gab der Senat plötzlich dem Enthaftungsantrag der Verteidigerin - unter Auflagen - statt. Zudem wurde vorläufige Bewährungshilfe angeordnet. Zudem wird nun auch noch die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten per Gutachten geklärt, da sich Hinweise auf eine verzögerte sexuelle Reife des Afghanen gefunden hätten.

Verteidigerin: "Die Frau war alkoholisiert"
Doch nicht nur die plötzliche Enthaftung des Angeklagten sorgte im Web für Wirbel, sondern vor allem die Reaktion der Verteidigerin des 19-Jährigen in Richtung Opfer, als dessen Aussage aus dem Polizeibericht verlesen wurde. Die 21-jährige Studentin war nämlich nicht zur Verhandlung erschienen.

Die junge Slowakin war zum Tatzeitpunkt - ebenso wie der Angeklagte - betrunken gewesen. Für die Anwältin des Afghanen Grund genug, die protokollierte polizeiliche Aussage des Opfers gegenüber der Polizei mit folgenden Worten in Zweifel zu ziehen: "Die Frau war zum Zeitpunkt des Verhörs alkoholisiert." Denn unmittelbar nach der Tat hatte die 21-Jährige gegenüber der Polizei erklärt, sie sei vor dem 19-Jährigen geflüchtet, von ihm verfolgt, "mit einem Würgegriff gepackt" und "mit einem Schwung ins Gebüsch gezerrt" worden.

Angeklagter leugnete Vergewaltigungsversuch
Davon wollte der junge Afghane aber nichts wissen. Vielmehr sei er, nachdem sich die slowakische Studentin laut seinen Aussagen "freizügig" verhalten, mit "ihm getanzt" und auch geschmust hatte, ihr nachgegangen, als sie sich von der Bühne entfernte - doch nicht, um mit ihr Sex zu haben, wie er beteuerte. Er habe vielmehr mit ihr weitertanzen, sie allenfalls nach Hause begleiten wollen. Beim Versuch, sie erneut zu küssen, "sind wir dann beide umgefallen und die Böschung heruntergefallen, weil wir betrunken waren. Und dann waren gleich die Polizisten da", erklärte der junge Mann.

Der Prozess wurde auf unbestimmte Zeit vertagt. Beim nächsten Verhandlungstermin soll die 21-Jährige, allenfalls per Videokonferenz, als Zeugin einvernommen werden.

Kurz drängt auf härtere Strafen für Gewalttäter
Die Verhandlungs-Farce spielte sich übrigens nur wenige Tage nach der Forderung von ÖVP-Chef Sebastian Kurz nach härteren Strafen für Gewalttäter ab. So hatte Kurz milde Urteile in der Vergangenheit stark bekrittelt, gerade im Vergleich zu Vermögensdelikten. "Die Strafe hat auch die Aufgabe, das Unrecht der Tat widerzuspiegeln, wenn das Leben anderer Leute zerstört worden ist", erklärte Kurz im Gespräch mit der "Krone".

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