Derartige Beträge schrecken Jewtuschenkow nicht: Über seinen Mischkonzern "Sistema" ist er an vielen Unternehmen im Telekom- und Energiesektor beteiligt, er gilt als Putin-Vertrauter und ist mit der Schwägerin des Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow verheiratet, die selbst zu den reichsten Oligarchinnen Russlands zählt. Jewtuschenkows Privatvermögen wird vom US-Magazin "Forbes" auf 6,3 Milliarden Dollar geschätzt
Als Manager für derartige Übernahmen hat sich der superreiche Russe den Ex-Chef der Deutschen Telekom, Ron Sommer, geholt. Sommer amtiert als Vizepräsident bei "Sistema" und leitet die MTS, die in Konkurrenz zu Vimpelcom steht, wo übrigens der Österreicher und Ex-Telekom-Chef Boris Nemsic als Chef agiert.
Angebot deutlich über Börsenkurs
Dem Vernehmen nach sind die Russen bereit, für die Mehrheit an der Telekom Austria einen deutlich über dem Börsekurs liegenden Preis zu bezahlen. Sollte die ÖIAG nicht verkaufswillig sein, könnten die Russen versuchen, direkt Aktienpakete zu erwerben. Telekom-Austria Chef Ametsreiter, mit den Plänen der Russen konfrontiert, kommentiert das gegenüber der "Krone" "extra dry": "Das ist Sache der Eigentümer und nicht des Managements..."
Die ÖIAG hält 27,37 Prozent an der TA, die restlichen Anteile befinden sich im Streubesitz, wobei mehr als ein Drittel der Aktienbesitzer in Österreich sitzen, die nächstgrößte Gruppe (15%) in den USA. Wäre der Ausverkauf eines so wichtigen Infrastruktur-Unternehmens überhaupt politisch denkbar? Dazu müsste das ÖIAG-Gesetz geändert werden, derzeit gibt es nämlich keinen Privatisierungsauftrag für die Telekom Austria.
Personalvertretung gegen Verkauf
Die Personalvertretung der Telekom Austria lehnt einen Verkauf des Unternehmens kategorisch ab. "Ein Verkauf nach Russland kommt nicht in Frage", erklärt Markus Hinker, Vorsitzender der Personalvertretung. "Hinter vorgehaltener Hand hat man uns am Abend versichert, dass ein Verkauf aktuell nicht zur Debatte steht. Wir verlangen vom Eigentümervertreter, Finanzminister Josef Pröll, und vom Eigentümer ÖIAG ein klares Bekenntnis in der Öffentlichkeit, dass der Staat seine Beteiligung an einem der wichtigsten Infrastruktur-Unternehmen dieses Landes behält", so Hinker am Freitag.
Von Georg Wailand ("Krone"-Wirtschaftsmagazin) und krone.at
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