Der Geek-Atlas

Reiseführer bietet 128 Urlaubsziele für Computerfreaks

Elektronik
25.11.2009 12:38
Der Ausdruck "Geek" bezeichnet einen überdurchschnittlich intelligenten Menschen, der sich intensivst mit Mathematik, Technologie oder Computern beschäftigt. Da es um seine sozialen Fähigkeiten nicht zum Besten bestellt ist, verbringt der gemeine Geek dem Klischee nach seine Zeit am liebsten hinter dem Computerbildschirm. Reisen zählt demnach nicht zu den Leidenschaften der Geeks, und dennoch hat ihnen John Graham-Cumming mit dem "Geek-Atlas" nun eine eigene Reiselektüre gewidmet.
Darin zu finden: "128 Plätze, an denen Wissenschaft und Technologie lebendig werden", und die man deshalb als Geek unbedingt besucht haben sollte. Von dem lauschigen Plätzchen, wo angeblich einst ein Apfel auf Isaac Newtons Kopf plumpste, bis zu dem Pub, in dem der US-Amerikaner James Watson und der Brite Francis Crick Anfang der 50er-Jahre das Erbgut entschlüsselten: Der "Geek-Atlas" des britischen Autors, seines Zeichens studierter Mathematiker und Entwickler des E-Mail-Filterprogramms "POPFile", umfasst nahezu jeden wissenschaftlich bedeutsamen Ort dieser Welt.

Boltzmann-Grab am Wiener Zentralfriedhof
In Österreich wird den Geeks der Wiener Zentralfriedhof mit dem Grab des Physikers Ludwig Boltzmann ans Herz gelegt - der Grabstein zeigt dessen Gleichung für das zweite Gesetz der Thermodynamik. In der Schweiz werden der seit dem Wochenende wieder in Betrieb befindliche Teilchenbeschleuniger des CERN bei Genf und das Historische Museum Bern mit seinen Erinnerungen an Albert Einstein vorgestellt.

Wurzeln des Raketenantriebs in Deutschland
In Deutschland gibt es immerhin fünf Reiseziele: Mainz mit dem Gutenberg-Museum, München mit dem Deutschen Museum, Remscheid mit dem Röntgen-Museum, Peenemünde mit seinen kriegsbedingten Wurzeln des Raketenantriebs sowie der Stadtfriedhof in Göttingen, wo es "mehr Gräber von Nobelpreisträgern pro Quadratmeter als überall sonst auf der Welt" gibt.

Auch nach Spanien dürfen Geeks fahren - aber dann bitteschön zu einem Besuch des Solarkraftwerks Solucar PS 10 in der Nähe von Sevilla. Dort gibt es einen Turm, der das von Spiegeln reflektierte Sonnenlicht bündelt und dabei so viel Energie aufnimmt, "dass Wasser verdampft und der Staub in der Luft weiß glüht".

Historische Stätte in England
Einen Schwerpunkt bildet in Europa jedoch England. Dort lohnt sich ein Ausflug in die südostenglische Ortschaft Downe, wo Charles Darwin vor 150 Jahren sein Werk über "Die Entstehung der Arten" schrieb. Über den Garten im Anwesen des Naturforschers heißt es im "Geek-Atlas": "Schlendert man heute diesen von Bäumen gesäumten Weg entlang, ist es nicht schwer, sich vorzustellen, wie Darwin ... täglich eine gesetzmäßige und intelligente Selektion wahrnahm."

Garagen, in denen Computer-Geschichte geschrieben wurde
Mehr als ein Drittel der Reiseziele liegen allerdings in den USA, darunter auch drei Garagen, in denen Computer-Geschichte geschrieben wurde. Die wohl berühmteste befindet sich in der Addison Avenue 367 im kalifornischen Palo Alto. Hier konstruierten die Herren Bill Hewlett und David Peckard 1938 mit einem Startkapital von 536 US-Dollar und einer Bohrmaschine ihr erstes Produkt: den A200 – ein Audio-Oszillator, zu dessen ersten Käufern Walt Disney zählte, der das Gerät für den Soundtrack zu "Fantasia" verwendete und damit nicht unwesentlich zum Aufstieg der Marke Hewlett-Packard beigetragen haben dürfte.

1989 ernannte Kalifornien die Garage (Bild) offiziell "zum Geburtsort des Silicon Valley". Elf Jahre später kaufte HP, inzwischen eines der umsatzstärksten IT-Unternehmen der Welt, die Garage auf und versetzte sie in fünfjähriger Arbeit in ihren Originalzustand zurück. Besichtigen können Geeks diese historische Stätte allerdings nur von außen.

Nur wenige Meter davon entfernt, auf dem Crist Drive Nummer 2066 in Los Altos, befindet sich die Garage, in der Steve Jobs und sein Partner Steve Wozniak 1976 die Firma Apple gründeten. Und dann wäre da noch jene 180 Quadratmeter große Garage an der Santa Margarita Avenue 232 in Menlo Park, wo Larry Page und Sergey Brin im September 1998 eine damals noch unbedeutende Firma namens Google ins Leben riefen.

Jeder Ort wird auf vier bis sechs Seiten anschaulich vorgestellt, wobei neben der Technik die praktischen Besucherinformationen nicht zu kurz kommen. Zwecks Orientierung sind für jeden Ort außerdem auch die geografischen Daten angegeben, die Website zum Buch (siehe Infobox) präsentiert die entsprechende Google Map.

Das ultimative Reiseziel: Der magnetische Nordpol
Mit dem letzten Kapitel stellt Graham Cumming seine Leserschaft allerdings vor eine besondere Herausforderung: "Der magnetische Nordpol ist nicht nur schwer zu erreichen, sondern er verschiebt sich auch noch jedes Jahr um über zehn Kilometer und bewegt sich außerdem jeden Tag 80 Kilometer auf einer ungefähr ovalförmigen Bahn". Den genauen Weg zum magnetischen Nordpol kennt der Wirt im Qausuittuq Inn in der nordkanadischen Ortschaft Resolute Bay.

"Der Geek-Atlas. 128 Orte auf der Welt, um Wissenschaft und Technik zu erleben" von John Graham-Cumming ist im O'Reilly Verlag erschienen.

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