"Generation Six"

VW T6: Im Van der unbegrenzten Möglichkeiten

Motor
29.06.2015 10:16
Es ist gerade modern unter den Automobilherstellern, möglichst verschiedene Modelle auf den Markt zu bringen. VW treibt das mit dem Bulli, der jetzt in sechster Auflage startet, auf die Spitze: Diese eine Baureihe ist in insgesamt über 500 Varianten erhältlich, vom Nutzfahrzeug bis zum Lounge-Shuttle, lang, kurz, hoch oder garagentauglich, mit Front- oder Allradantrieb. Kein Wunder, dass VWs T-Baureihe bei uns mit gewaltigem Vorsprung Marktführer ist - und wohl bleiben wird.
(Bild: kmm)

"Bulli" heißt das, was wir immer "VW-Bus" genannt haben, seit dem Urahn, der vor 65 Jahren die aufstrebende Wirtschaft mobilisiert hat. Insgesamt wurden seither mehr als 12 Millionen Stück verkauft, ohne dass der lustige Name offiziell an einem Fahrzeug aufgetaucht wäre. Das könnte sich mit der "Generation Six" ändern. Aber natürlich ist das nicht die wesentlichste Änderung, obwohl die Expertenmeinungen darüber auseinandergehen, ob es sich hier um eine tatsächlich neue Generation handelt oder doch nur um ein sehr umfangreiches Facelift.

Fakt ist: Der T6 stellt einen Riesensprung vom T5 dar, obwohl die Basis, auf der er steht, dieselbe ist. Fahrwerk, Motoren, Komfort, Infotainment, Optik - alles neu, alles frisch, wie ich bei ersten Proberunden in der Gegend um Stockholm erfahren konnte.

Teilweise nutzt er Komponenten des von den Konzern-Pkw-Baureihen bekannten Modularen Querbaukastens (MQB), auf dem z.B. der VW Passat aufbaut. Für den Nachfolger, den T7 arbeitet man bereits an einem Modularen Nutzfahrzeugbaukasten, weil die Ansprüche an ein Nutzfahrzeug (was die T-Vertreter allesamt sind) andere als bei Pkws sind, schon aufgrund der oft intensiveren Nutzung und Belastung. Immerhin darf schon das schwächste Modell als Gespann mit 4,8 Tonnen Gesamtmasse unterwegs sein.

Besonders robuste Motoren, auf 300.000 km ausgelegt
Das ist auch der Grund, warum die Motoren im T6 - allesamt neu und EU6-tauglich - besonders robust ausgelegt sind. "300.000 Kilometer Laufleistung sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel", tönte man bei der Präsentation. Zum Marktstart sind vier Dieselaggregate zwischen 84 PS und 204 PS sowie zwei (auf europäischen Märkten bedeutungslose) Benziner mit 150 PS und 204 PS erhältlich, alles Vierzylinder mit verstärkten Komponenten und allesamt mit zwei Liter Hubraum, sogar beim Einstiegsaggregat. Man verzichtet hier ganz bewusst auf Downsizing-Aggregate. Start-Stopp-Automatik ist überall serienmäßig. Im Durchschnitt sind die Motoren 0,7 Liter sparsamer als ihre Vorgänger, der Top-Asket (BlueMotion, 102 PS) fährt mit 5,5 Liter Normverbrauch. Einen Fünfzylinder wird es nicht mehr geben. Geschaltet wird manuell oder automatisch per Doppelkupplungsgetriebe.

Das Fahrwerk wurde komplett überarbeitet und wirkt deutlich geschmeidiger als beim T5. Mehr Komfort und Fahrdynamik war das Ziel, das ganz offensichtlich auch erreicht wurde. Erstmals ist sogar ein adaptives Fahrwerk erhältlich, drei deutlich unterscheidbare Stufen stehen zur Wahl. Comfort ist tatsächlich komfortabel, Normal entspricht mir schon eher, Sport vermittelt richtig Fahrfreude. Trotz allem hört man bei Bodenunebenheiten noch immer ein Poltern von der Schräglenker-Hinterachse - ein Kompromiss, den die Konstrukteure eingingen, um im Lade-/Fahrgastraum maximale Möglichkeiten hinsichtlich Platz und Flexibilität zu erreichen, wie mir Cheffahrwerker Andreas Richter erklärt hat. Etwa eine verschiebbare Sitzbank in der dritten Reihe. "Die Alternative wäre eine Starrachse oder weniger Platz, beides wollen wir nicht."

Funktionaler Innenraum
Ansonsten geht es sehr ruhig zu im Innenraum, auch an der Motorakustik hat man erfolgreich gearbeitet. Apropos Innenraum: Der ist komplett neu gestaltet und sehr stimmig gezeichnet. Stauraum für Fahrer und Beifahrer ist ausreichend vorhanden - je nach Version. Die Materialien sind angenehm und wirken (jedenfalls im getesteten Multivan) wertig. Nur im Sondermodell "Generation Six" leidet die Wirkung der Kunststoffflächen etwas unter dem Kontrast zu den sehr eleganten Flächen in Wagenfarbe und aus Alu-gebürstet-Imitat.

Das bis zu 6,3 Zoll große Navi-/Radiodisplay mit Näherungssensor ist leicht nach oben geneigt und dadurch nicht ganz ideal ablesbar. Es dürfte auch gerne etwas größer sein, aber das wird wohl erst im T7 etwas werden. Technisch spielt das Infotainment aber so ziemlich alle Stückln: MirrorLink spiegelt das Smartphone aufs Display, mit Internetverbindung zeigt das Navi Verkehrsflussinfos, per Car-Net kann man nach Parkhäusern mit freien Parkplätzen suchen.

Ganze Palette an Komfort-Extras und Assistenzsystemen
Auch ansonsten ist in Sachen Ausstattung viel möglich: City-Notbremsfunktion (bis 30 km/h) aus dem MQB, Bergabfahrassistent für die Allradmodelle, Gespannstabilisierung, Radiobedienung per Tablet, Frontscheibenheizung, LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera, elektrisch einstellbare Sitze, beheizbare Frontscheibe u.v.m. Nettes Detail: Auf Wunsch verstärkt das Audiosystem das, was der Fahrer spricht, über die Lautsprecher in den Fahrgastraum. Ab Frühjahr 2016 erhältlich ist eine elektrisch betätigte Heckklappe samt Fußkick-Öffner, dann wird es für alle Modelle auch Zweifarblackierung geben.

Vielfältige Versionen
In der Basis ist der VW T6 4,89 m lang, 1,97 m hoch und hat einen Radstand von drei Meter; zusätzlich gibt es die Version mit 40 cm mehr Länge und Radstand, drei verschieden hohe Dächer (bis 2,48 m Höhe), höher oder tiefer gelegte Fahrwerke, Kastenwagen, Kombi, Pritschenwagen, Multivan Caravelle oder einfach nur das Fahrgestell für Spezialaufbauten. Die Preise beginnen bei 23.940 Euro für den Kastenwagen (Lkw) bzw. 31.490 Euro für den Kombi (Pkw-Modell). Zur Markteinführung bietet VW das topausgestattete, zweifarbig lackierte Sondermodell "Generation Six" an, ab 60.846 Euro. Im Herbst folgen dann auch noch die Campingbusmodelle namens California.

Unterm Strich
Volkswagen hat beim T6 auf Evolution gesetzt. Darüber rümpfen manche die Nase, was aber an den Qualitäten des Neuen ebenso wenig ändert wie daran, dass diese Baureihe auch künftig in Sachen Verkaufszahlen alles in den Schatten stellen wird. Die Revolution lässt allerdings noch auf sich warten.

Warum?

  • Ausgreift bis ins Detail, und jetzt auch noch perfektioniert
  • Bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten

Warum nicht?

  • Concept Cars machen seit Jahren Lust auf einen NEUEN Bulli

Oder vielleicht …

… Mercedes Vito/V-Klasse, Ford Tourneo, Fiat Scudo, Renault Trafic, Hyundai H1

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(Bild: kmm)



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