Angreifer erschossen

Vier Tote nach Messerattacken in Jerusalem

Ausland
04.10.2015 10:34
Zwei Palästinenser haben in Jerusalem mit Messern Israelis angegriffen und zwei Menschen getötet. Die Polizei erschoss beide Angreifer bei den Vorfällen am Samstagabend und in der Nacht auf Sonntag. Stunden zuvor waren bei einer Razzia der israelischen Armee nach der Ermordung eines jüdischen Siedlerehepaares im Westjordanland zehn Palästinenser verletzt worden. Nach den Vorfällen wurde die Altstadt von Jerusalem für zwei Tage für Palästinenser gesperrt.

Am Samstagabend ging zunächst ein Palästinenser in der Jerusalemer Altstadt mit einem Messer auf mehrere Israelis los und tötete zwei Menschen. Anschließend griff er sich die Schusswaffe eines der Getöteten, bevor er selbst von Polizisten erschossen wurde. Ein zweijähriges Kind und eine Frau wurden verletzt. Laut Behördenangaben handelte es sich bei dem Messerstecher um einen 19-jährigen Palästinenser aus dem von Israel besetzten Westjordanland. Stunden später verletzte ein weiterer Palästinenser im Westen von Jerusalem einen Israeli mit einem Messer schwer, bevor er von Polizisten erschossen wurde.

Seit Wochen ist die Lage rund um den Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem angespannt, immer wieder kommt es dort zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei. Der Tempelberg ist das wichtigste Heiligtum im Judentum und nach Mekka und Medina das drittwichtigste im Islam. Die Palästinenser befürchten, dass die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu den Status des Tempelbergs verändern will. Netanyahu bestreitet das.

"Das Volk fordert Rache"
Nach dem ersten Messerangriff marschierten rund 50 rechtsradikale jüdische Demonstranten am Samstagabend in Richtung der Jerusalemer Altstadt und riefen Parolen wie "Krieg" oder "Das Volk fordert Rache". Mehrere Palästinenser wurden geschlagen, Autos von Palästinensern angegriffen, wie ein AFP-Reporter beobachtete.

Die US-Regierung verurteilte den tödlichen Messerangriff. Washington sei sehr besorgt über die zunehmenden Spannungen im Westjordanland und in Jerusalem, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Der UN-Sondergesandte Nickolay Mladenov verurteilte den Angriff ebenfalls und erklärte, dieser sei "ebenso gefährlich für die Palästinenser wie für die Israelis".

Die Palästinenserbewegung Hamas begrüßte den tödlichen Angriff dagegen als "heldenhafte Tat des Widerstands", die Terrororganisation Islamischer Dschihad, die sich zu dem Angriff bekannte, sprach von einer "Antwort auf die terroristischen Verbrechen Israels" gegen die Palästinenser. Hamas-Mitglied Mahmoud Zahar hatte die Palästinenser zuvor am Samstag dazu aufgerufen, zu den Waffen zu greifen und den Tempelberg zu "verteidigen".

Altstadt für Palästinenser gesperrt
Als Reaktion auf die tödlichen Messerangriffe in Jerusalem ließ die Regierung erstmals die Altstadt zwei Tage lang für Palästinenser sperren. Am Sonntag und Montag dürften nur Bewohner der Altstadt, israelische Staatsbürger, Touristen, Ladeninhaber und Besucher von dortigen Bildungsstätten die Altstadt betreten, verfügte die israelische Polizei. Das Verbot betrifft damit einen Großteil der 310.000 palästinensischen Einwohner des von Israel besetzten Ostteils Jerusalems.

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