Neues Gift getestet

US-Häftling stirbt nach misslungener Hinrichtung

Ausland
30.04.2014 11:31
In den USA ist ein Mörder nach dem Abbruch seiner Hinrichtung an einem Herzinfarkt gestorben. Der 38-jährige Clayton Lockett, der eine 19-jährige Frau getötet hatte, sollte am Dienstagabend nahe Oklahoma City per Giftinjektion exekutiert werden. Beim Spritzen eines von drei Medikamenten sei jedoch eine Vene geplatzt, berichtete der Fernsehsender KFOR-TV. Dem Todeskandidaten war eine nicht erprobte Giftmischung verabreicht worden.

Der Mann blieb bei Bewusstsein, wälzte sich minutenlang umher und rang um Luft. Er starb schließlich 43 Minuten nach der ersten Spritze an einem Herzinfarkt - nachdem der Gefängnisdirektor angeordnet hatte, die Hinrichtung zu stoppen. Nach Angaben der Justizvollzugsbehörde von Oklahoma wurde festgestellt, dass der Drogencocktail nicht wie geplant gewirkt hatte. Eines der Medikamente sei nicht in den Blutkreislauf des Verurteilten gelangt.

Zweite Hinrichtung ausgesetzt und verschoben
Die für denselben Abend geplante zweite Hinrichtung von Charles Warner wurde wegen des Vorfalls ausgesetzt und verschoben. Oklahoma hatte erstmals seit 80 Jahren zwei Hinrichtungen an einem Tag angesetzt.

Lockett war vor 14 Jahren wegen der Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Frau verurteilt worden, die er entführt und lebendig begraben hatte. Warner wurde wegen der Vergewaltigung und Ermordung eines elf Monate alten Mädchens im Jahr 1997 schuldig gesprochen. Das Baby, die Tochter seiner damaligen Freundin, war an den schweren Verletzungen, die ihr Warner während der Vergewaltigung zugefügt hatte, gestorben.

Scharfe Kritik an Giftcocktail-Experimenten
Die US-Strafvollzugsbehörden haben bei den Mitteln für die tödlichen Giftspritzen seit Längerem Nachschubprobleme, da sich die europäischen Hersteller der Substanzen weigern, diese weiter für Hinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Mehrere US-Staaten testen daher neue und nicht erprobte Giftmischungen von nicht bundesweit zertifizierten Herstellern, was auf scharfe Kritik stößt.

Oklahomas Gouverneurin Mary Fallin ordnete eine Untersuchung des Vorfalls an und setzte für die kommenden zwei Wochen alle weiteren Exekutionen aus. Besonders die Dosierung der eingesetzten Drogen soll geprüft werden. Auch die Staatsanwaltschaft prüft nach eigenen Angaben den Vorfall.

Zuvor hatten Locketts Anwälte Auskunft über Herkunft und Zusammensetzung des Drogencocktails verlangt. Das Oberste Gericht des Bundesstaates verweigerte dies mit der Argumentation, die Hersteller der Medikamente, durch die unter anderem Atmung und Bewusstsein ausgesetzt werden, müssten geschützt werden.

"Clayton Lockett wurde zu Tode gefoltert"
Die Anwältin des Mannes, dessen geplante Hinrichtung nach dem Tod von Lockett gestoppt wurde, äußerte massive Kritik an den Behörden: "Clayton Lockett wurde zu Tode gefoltert", sagte Madeline Cohen. Sie forderte eine unabhängige Untersuchung. "Ohne Frage, wir müssen vollständige Antworten darüber erhalten, was schiefgegangen ist." Sie forderte die Behörden auf, Informationen über die eingesetzten Drogen zu veröffentlichen, darunter deren Herkunft und Wirksamkeit.

Auch das regionale Büro der amerikanischen Bürgerrechtsorganisation ACLU verurteilte das Vorgehen und besonders die Geheimhaltung der Behörden über die eingesetzten Mittel. "Unser Bundesstaat hat sich vor der Nation und der Welt blamiert", hieß es in einer Mitteilung der ACLU Oklahoma.

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