Traurige Gewissheit

Ministerium: Österreicher in Libyen in IS-Gewalt

Österreich
09.03.2015 14:19
Jener 39-jährige Oberösterreicher, der nach einem Angriff der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat auf ein Ölfeld in Libyen mit mehreren anderen Personen vermisst wird, ist in der Hand der IS-Terroristen. Das bestätigte das Außenministerium Montagmittag erstmals offiziell. Damit bewahrheiteten sich die Befürchtungen vom Wochenende.

"Es liegen nunmehr gesicherte Informationen vor, dass sich die Gruppe von Ausländern, die sich auf dem Ölfeld al-Ghani befand, als dieses am 6. März von IS-Terroristen angegriffen wurde, in den Händen der IS-Terroristen befindet", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. "Zu dem Zeitpunkt, als die Gruppe in mehreren Fahrzeugen vom Ölfeld in Richtung Norden abtransportiert wurde, waren die Mitglieder dieser Gruppe unverletzt." Über den derzeitigen Aufenthalt der Gruppe gebe es keine gesicherten Informationen.

Die Nachricht bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Österreicher noch am Leben ist: Seit dem Abtransport der Geiseln von al-Ghani am Freitagnachmittag gibt es von der Gruppe laut Martin Weiss, dem Sprecher des Außenministeriums, "weder ein Lebenszeichen noch einen Todesbeweis." Die Familie des Entführten - des Linzers Dalibor S., dessen Identität das Ministerium jedoch weiter nicht bestätigt - sei informiert, ebenso alle übrigen betroffenen Regierungen.

"Schwierige Tage": Kurz sagt Frankreich-Reise ab
Außenminister Sebastian Kurz sagte aufgrund der Geiselkrise seinen für Mittwoch und Donnerstag geplanten Besuch in Frankreich ab. Geplantes Thema der Gespräche mit seinem Amtskollegen Laurent Fabius: der Kampf gegen den Extremismus. Laut Ministeriumssprecher Weiss hat man in Wien jetzt sämtliche Netzwerke befreundeter Staaten, Institutionen und Dienste aktiviert und sich auf "schwierige Tage und Wochen" eingestellt.

Auch andere betroffene Regierungen bestätigten mittlerweile die Entführung von offenbar neun Männern in Libyen: Laut einem Sprecher des tschechischen Außenministeriums sind es außer dem Österreicher ein Tscheche, vier Philippinos, zwei Männer aus Bangladesch und ein Ghanaer. "Niemand hat sich zu der Entführung bekannt und der Arbeitgeber hat keine Lösegeldforderungen erhalten", sagte ein Sprecher des philippinischen Außenministeriums.

Noch unbestätigten Berichten zufolge war der Linzer Dalibor S., ein Ex-UNO-Soldat, für das maltesisch-österreichische Unternehmen VAOS (Value Added Oilfield Services) in Libyen. VAOS ist als eine von wenigen ausländischen Firmen in Libyen noch auf mehreren Ölfeldern tätig und liefert Fachkräfte, Catering und Infrastruktur. Die Ölförderung in Libyen ist seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gadafi und dem fortschreitenden Bürgerkrieg massiv eingebrochen. Auch die OMV, seit vielen Jahren im Land engagiert, hat ihre Tätigkeit vor einiger Zeit eingestellt.

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