Lage dramatisch

Hochwasser: Katastrophenalarm in NÖ

Österreich
03.06.2013 08:05
Die Hochwasserlage entlang der Donau ist seit Sonntagabend dramatisch: In Niederösterreich wurden die Bezirke entlang des größten Flusses des Landes zum Katastrophengebiet erklärt. Der Fernverkehr an der Westbahnstrecke musste wegen des Hochwassers eingestellt werden. Die Lage spitzte sich auch in Oberösterreich weiter zu: In Schärding trat der Inn über die Dämme und flutete große Teile der Stadt. Entlang des Flusses wurden zahlreiche historische Höchstmarken überschritten.

Der Schwerpunkt des verheerenden Hochwassers hatte sich am Sonntag immer mehr Richtung Osten und Niederösterreich verlagert. Bei Kienstock in der Wachau wurden dann am Montagmorgen gegen 6.30 Uhr laut der Homepage des Landes bereits 9,59 Meter gemessen. Für den frühen Abend lautete die Prognose vorerst auf 10,92 Meter. Das würde dem Wert des August-Hochwassers 2002 (10,90 Meter) entsprechen. Weiterhin voll im Einsatz standen Hunderte Helfer auch im westlichen Niederösterreich. Im Bezirk Amstetten wurden bereits mehr als 40.000 Sandsäcke gefüllt und verlegt, berichtete Feuerwehrsprecher Philipp Gutlederer.

Die Gemeinden und Bezirke an der Donau in Niederösterreich waren bereits am Sonntagabend zum Katastrophengebiet erklärt worden. An der Donau sei - wie zuletzt im August 2002 - mit einem hundertjährlichen Ereignis zu rechnen, sagte der für Katastrophenschutz zuständige Landesrat Stephan Pernkopf. Für Aufwand und Kosten der Freiwilligen komme aufgrund der Entscheidung die öffentliche Hand auf, sagte Pernkopf. Der Führungsstab tage permanent und beobachte die Hochwasserlage rund um die Uhr.

Überflutung von Krems "nicht ganz ausgeschlossen"
Weil aufgrund der Hochwasserprognosen ein Übertritt der Donau in Krems-Stein nicht ausgeschlossen werden könne, hat der Einsatzstab den Bewohnern in dem gefährdeten Stadtteil - betroffen ist der Bereich der Steiner Donaulände und Steiner Landstraße - in der Nacht auf Montag empfohlen, "Hab und Gut aus den unteren Geschossen in Sicherheit zu bringen". Auch Fahrzeuge seien aus dem Bereich zu entfernen, so die Feuerwehr auf ihrer Homepage. Die Zufahrt nach Stein ist seit Montag früh nur mehr für Einsatzkräfte möglich.

Auch die Stadtgemeinde Krems teilte auf ihrer Homepage mit, dass eine Überflutung von Stein "nicht ganz ausgeschlossen werden" könne. Die Betriebe in der Steiner Landstraße und an der Donaulände wurden angehalten, am Montag "nicht aufzusperren".

Der Krisenstab - seit Freitagabend im Einsatz - sei "darauf bedacht, rechtzeitig alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen", wurde Bürgermeister Reinhard Resch zitiert. In der Nacht auf Montag wurden in Krems-Stein überdies 9.000 Sandsäcke bereitgestellt.

St. Valentin und Melker Altstadt überschwemmt
In St. Valentin wurden die Feuerwehrzentrale und das ÖBB-Zentralstellwerk vor einer drohenden Überflutung bewahrt. Allein in der Stadt sind 20.000 Sandsäcke verlegt worden. Für ein wenig Entspannung sorgte laut Gutlederer das Sinken der Pegel - mit Ausnahme der Donau. Am frühen Sonntagabend waren Teile von St. Valentin - für die Ortschaft wurde Zivilschutzalarm ausgelöst - von der Enns überflutet worden. Eine Frau musste aus einem vom Hochwasser eingeschlossenen Haus gerettet werden. In Aschbach mussten mehrere Menschen evakuiert werden.

Auch in Wallsee sorgte die Donau für Überschwemmungen. In Strengberg mussten nicht nur die Bewohner, sondern auch Tiere aus fünf landwirtschaftlichen Anwesen evakuiert werden. Ebenso wurde die Altstadt von Melk überschwemmt. In der Gemeinde Marbach wurde am Montag Zivilschutzalarm ausgelöst. Das Bezirksfeuerwehrkommando Krems wies darauf hin, dass trotz des Vollaufbaus der Hochwasserschutzwände in der Wachau ein Wasserübertritt ab Montagmittag "nicht ausgeschlossen werden" könne.

ÖBB stellen Fernverkehr auf Westbahnstrecke ein
Aufgrund von Überflutungen entlang der Weststrecke wurde der Zugverkehr am Sonntag stark reduziert, es würden keine Fernverkehrszüge von Wien-Westbahnhof abfahren, teilten die ÖBB mit. Ausgenommen seien Intercity-Züge, die bis maximal Amstetten fahren und dort enden. Weitere Streckensperren seien jederzeit möglich. Auch ein Schienenersatzverkehr könne nicht sichergestellt werden.

Lediglich zwischen St. Valentin und Salzburg wurde ein IC-Shuttle eingerichtet, um ein Grundbedürfnis an Mobilität zu gewährleisten. "Die ÖBB bitten alle Kunden, ihre Zugfahrt wenn möglich zu verschieben. Wir können derzeit aufgrund drohender Vermurungen leider nicht garantieren, dass das Reiseziel erreicht wird. Züge fahren schon jetzt nur mit massiven Verspätungen", hieß es. Auch für den Frühverkehr war die Prognose der Bahn nicht sonderlich optimistisch. "Aus derzeitiger Sicht werden auch am Montagvormittag keine Fernzüge entlang der Weststrecke fahren. Auch im Pendlerfrühverkehr ist mit erheblichen Ausfällen und Verspätungen in den betroffenen Hochwassergebieten zu rechnen", so die ÖBB.

Räumungen rund um Wien veranlasst
Auch im Bezirk Wien-Umgebung ist mit Überschwemmungen zu rechnen: Die Bezirkshauptmannschaft und die Polizei forderten am Sonntagabend die Bewohner der Siedlungen im Augebiet der Donau in Klosterneuburg und in der Katastralgemeinde Kritzendorf auf, ihre Objekte zu verlassen und ihre Fahrzeuge zu entfernen. Für Montag und Dienstag werde ein weiterer Anstieg des Pegels des Stroms um etwa eineinhalb Meter erwartet, berichtete die Landespolizeidirektion.

Die Rollfährverbindung zwischen Klosterneuburg und Korneuburg sei bereits eingestellt worden. Auch am gegenüberliegenden Ufer würden Teile der alten Schiffswerft und das Tuttendörfl überflutet werden, so ein Sprecher.

Oberösterreich: "Land unter" in Schärding
In Oberösterreich kamen vor allem aus Schärding dramatische Meldungen: Dort trat der Inn in der Nacht auf Montag über den Hochwasserdamm und überflutete große Teile der Stadt. Nur der obere Stadtplatz ist laut Polizei nicht mit Wasser bedeckt, berichtete der ORF. Der Inn-Pegel erreichte Montag früh fast die Zehn-Meter-Marke. Die Feuerwehr erwartet, dass die Wassermassen im Verlauf des Tages auf etwa 10,70 Meter steigen werden. Dies ist mehr als das Doppelte des normalen Wasserstands - beim Jahrhunderthochwasser 2002 waren es nur 8,80 Meter.

Rund 210 Häuser wurden laut Feuerwehr überflutet, manche bis zum ersten Stock. Vielerorts musste aus Sicherheitsgründen der Strom abgeschaltet werden. Zahlreiche Bewohner wurden evakuiert, einige blieben aber auch in den Gebäuden und zogen sich in die oberen Stockwerke zurück. Die Feuerwehren versuchten, das Wasser mit tausenden Sandsäcken, Pumpen und gewaltigem Personalaufgebot so weit wie möglich hintanzuhalten. Rund 200 Helfer von 20 Ortsgruppen standen Montag früh teils bereits seit 50 Stunden im Einsatz. Die bayerische Partnerstadt Grafenau schickte zudem Verstärkung.

Am Inn wurden nach Angaben des deutschen Hochwassernachrichtendienstes in der Nacht zum Montag vielfach historische Höchstmarken überschritten. In Passau wurden am Montagmorgen Scheitelstände am Pegel des Inn um 9,50 Meter erwartet. "Für die Donau erwarten wir am Mittag den historischen Höchststand von 12,55 Meter", sagte ein Sprecher des Passauer Krisenstabes. Die historische Altstadt und Teile des Zentrums der Dreiflüssestadt sind großflächig überspült.

Bereits bis zum späten Sonntagnachmittag waren in ganz Oberösterreich rund 7.600 Freiwillige Feuerwehrleute bei 814 Einsätzen an Ort und Stelle. 4.000 Mitarbeiter des Roten Kreuzes waren in Bereitschaft. In zahlreichen Ortschaften waren Evakuierungen notwendig. In Schwertberg, Schärding und im Steyr-Tal wurde Zivilschutzalarm ausgelöst.

Verkehrsprobleme in Linz
In Linz mussten zahlreiche wichtige Einfahrtsstraßen gesperrt werden. Die Pendler müssen nun ausweichen, wodurch mit Staus zu rechnen ist, hieß es in einem ORF-Bericht. Die Donau steigt weiter an. Der Höchststand wird in Linz am Montagnachmittag mit 9,20 Meter erwartet. Der Scheitelwert der Donau in Mauthausen mit 8,80 Meter wird für die Abendstunden erwartet, in Grein Dienstagvormittag mit 14,80 Meter. Das ist nur ganz knapp unterhalb des dort aufgebauten Hochwasserschutzdammes.

In Gmunden stand der Stadtplatz in den Morgenstunden unter Wasser. Der Traunsee trat über die Ufer und sorgte nicht nur in Gmunden für Straßensperren. Die Straße im Stadtzentrum entlang des Sees war in der Früh nicht passierbar. Auch Ebensee und Bad Ischl waren gar nicht oder schwer erreichbar.

Eine Chronik der schlimmsten Hochwasser in Öst

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