Promilletest im Lkw

Pilotprojekt mit “Alkolocks”: Vor der Fahrt bitte blasen

Österreich
18.10.2010 14:54
Vor der Fahrt bitte blasen! Den Startschuss für ein Projekt im Schwerverkehr mit sogenannten "Alkolocks" hat am Montagvormittag Verkehrsministerin Doris Bures gegeben. Im November soll der Test mit 30 Lkws starten, bereits 26 Frächter haben ihre Teilnahme zugesagt.

Das Gerät sieht einem Navi ziemlich ähnlich, nur das Mundstück aus Plastik verrät, dass es hier nicht um Orientierungshilfe geht, sondern um etwas wesentlich Gefährlicheres: Alkohol. In der Peripherie Wiens präsentierte Bures am Montag den "Alkohol-Interlock", quasi den Alkomaten für jedermann. Bläst man angetrunken in den Apparat, lässt sich der Wagen nicht mehr starten.

Ohne Alkotest kein Starten
In sechs bis acht Prozent aller tödlichen Unfälle sei laut Bures Alkohol im Spiel, die Dunkelziffer liege jedoch weit darüber - Experten zufolge beträgt der Anteil bis zu 25 Prozent. Der rund 1.000 Euro teure "Alkolock" soll dem entgegenwirken. Er prüft vor Fahrtantritt den Atemalkohol des Lenkers und setzt im Fall einer Alkoholisierung die Zündung außer Kraft. In den USA, Kanada und Schweden werden diese Geräte im Rahmen von Präventionsprogrammen eingesetzt, die auch medizinische und psychologische Unterstützung beinhalten.

Nun soll der "Alkolock" auch in Österreich zum Einsatz kommen - vorerst im Zuge eines Pilotprojekts, bei dem Verkehrsministerium und Wirtschaftskammer kooperieren. 30 Lkw sollen noch im November damit ausgerüstet werden. Wolfgang Herzer, Obmann des Fachverbandes für das Güterbeförderungsgewerbe, bezeichnete den neuen elektronischen Begleiter als "optimales Hilfsmittel". 26 Transportfirmen hätten sich bis dato für das Projekt angemeldet.

Bures will Österreich als Vorreiter positionieren
Auf dem Gelände der Bundesanstalt für Verkehr, nur wenige Meter von der Landesgrenze zu Niederösterreich entfernt, erklomm Bures höchstselbst das Führerhaus eines Schwerlasters, um den "Alkolock" zu inspizieren, den es sowohl mit Kabel als auch "wireless" gibt. Man wolle auf diesem Gebiet zu den Vorreitern gehören, betonte die Ministerin, und wolle somit eine gesamteuropäische Diskussion in Gang bringen.

Begleitet und evaluiert wird das Alkolock-Projekt, das in Summe ein Jahr dauern soll, vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Bures sieht die Tests, aus denen Empfehlungen und Kriterien für einen breiteren Einsatz der Geräte im gewerblichen Transport in Österreich abgeleitet werden sollen, zusätzlich als Grundlage für mögliche gesetzliche Maßnahmen. In der Vergangenheit war auch diskutiert worden, die Geräte als Rehabilitierungsmaßnahme bei Pkw-Alkolenkern einzusetzen.

ÖAMTC: Missbrauch müsste im Gesetz stehen
Positiv wird das Projekt auch vom ÖAMTC bewertet: "Wenn es Schule machen soll, sind allerdings genaue Rahmenbedingungen und ein Maßnahmenmix wichtig. Es geht zum einen um Überwachung und Bestrafung der betroffenen Lenker und zum anderen auch um ein konkretes medizinisches und psychologisches Hilfsangebot", sagte Club-Jurist Andreas Achrainer. Missbrauch sei allerdings nie auszuschließen, warnte Achrainer. Sollten etwa betrunkene Lenker nüchterne Personen bitten, ersatzweise in den "Alkolock" zu blasen, um den Lkw zu starten, könne man "nur noch die Strafrechtskeule schwingen. Wenn das im Gesetz steht, erfüllt Missbrauch ja den Tatbestand des Betruges. Dann sieht man sich vorm Richter wieder".

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