Ja, Herr Inspektor!

Neulich im Audi A7: "Sie fahren ein sehr begehrtes Auto ..."

Motor
24.07.2012 16:53
"Sie fahren ein sehr begehrtes Auto." Es ist ein Uhr nachts, und der Satz kommt nicht von einer schönen Blonden, während sie an der Bar lasziv mit meinem Autoschlüssel spielt, sondern aus dem Mund eines spröden Polizeibeamten in Zivil, der mich gerade aufgehalten hat. Gesprächsgegenstand ist "mein" schneeweißer Audi A7 Sportback 3.0 TDI quattro.
(Bild: kmm)

Der ist ihnen auf der Lauer an der A5 Richtung Osten aufgefallen, als ich auf dem Heimweg war. Sie nahmen unauffällig die Verfolgung auf und stoppten mich nach der nächsten Abfahrt. Führerschein, Fahrzeugpapiere. Nein, das Auto ist nicht auf mich zugelassen, nein, es ist nicht gestohlen. Ja, ich habe eine Visitenkarte.

Das Heck ist die Schokoladenseite
Währenddessen leuchtet der Kollege mit der Taschenlampe das Auto ab. Keine schlechte Idee, denn der A7 sieht auch auf der A5 gut aus. Das Heck ist die Schokoladenseite des Ingolstädters, grob angelehnt an den seligen Audi 100 Coupé. Von einem Coupé darf man hier strenggenommen nicht sprechen, denn es handelt sich um einen Viertürer, der der Gattung angehört, die der Mercedes CLS eröffnet hat und die inzwischen auch den BMW 6er Gran Coupé zur Familie zählt.

Der Lichtkegel fährt die 4,97 Meter lange coupéartige Linie ab, beinahe scheint der Beamte zu vergessen, dass er auch in den Innenraum blicken sollte. Das zahlt sich zwar nicht wegen eventuellem Diebesgut oder Einbruchswerkzeug aus, sondern wegen dessen edler Gestaltung. Innenräume gestalten können sie gut bei Audi, da macht ihnen beim A7 keiner was vor.

Bei der Bedienung, gut, da hätte ich schon die eine oder andere Idee, das Ganze übersichtlicher zu machen, vielleicht mit Augenmerk darauf, dass man das Meiste bedienen können sollte, ohne hinzuschauen. Nicht nur den Scheibenwischer. Ich weiß, ich werde etwas zynisch, aber das geht mir öfter so, wenn ich mich auf der Straße Angehörigen der Exekutive gegenüber sehe.

Radarstrafe immer in Reichweite
Dabei darf ich mich ja eh nicht beschweren. So leise, wie der Audi ist, ist man gschwind mal zu schnell unterwegs. Hier ist alles unaufgeregt, diese gelassene Kraft ist eine Freude, 500 Nm lassen sich bereits bei 1.400 Touren nicht mehr bitten, sondern geben alles, um den 1,8-Tonner behände antreten zu lassen. 6,3 Sekunden für Null/100, 250 maximal. 8,3 l/100 km genehmigt sich der Motor im Testschnitt. Er ist kein schwerer Junge (auch wenn der Ununiformierte einen solchen vielleicht am Fahrersitz erwartet haben mag): Gran Coupé und CLS sind in der Sechszylinder-Diesel-Version jeweils rund 100 Kilo schwerer (allerdings mit mehr Leistung, wobei es den A7 auch mit 313 PS gibt). Jedenfalls habe ich mich diesmal zusammengerissen, sonst wäre es auch noch teuer geworden.

Wie schnell man fährt, zeigt hier das Head-up-Display, was sehr praktisch ist. Man lernt das erst zu schätzen, wenn man es mal ausprobiert hat. Andere Assistenten sind dagegen entbehrlich. Tempolimitanzeige zum Beispiel. Die Anzeige stimmt zu selten mit dem tatsächlichen Limit überein, aber das gilt nicht nur bei Audi. Oder der Fernlichtassistent, der blendet viel zu häufig den Gegenverkehr und reagiert auch dann, wenn er reagiert, später als ein aufmerksamer Fahrer. Einen kurzen, zynischen Moment bin ich versucht, ihn dem Beamten zu empfehlen, als er mir mit der Taschenlampe in die Augen leuchtet.

In der Ruhe liegt die Kraft
Also entspannen. Meine Hand legt sich auf den Wählhebel des Doppelkupplungsgetriebes namens 7-Gang S tronic, der ein idealer Handschmeichler ist. Das Getriebe an sich ist ebenso ideal. Abgesehen von der leichten Verzögerung beim Anfahren, die durch die Stopp-Start-Automatik noch (für Ungeduldige eine Idee zu viel) verzögert wird. Was das betrifft, hat Audi in Mazda seinen Meister gefunden (CX-5!), wenn auch in einer anderen Fahrzeugklasse.

Irgendwann sehen die beiden Männer, die es ja nur gut meinen, ein, dass ich "sauber" bin, lassen mich fahren und blicken mir noch versonnen nach. Ja, ein schönes Auto. An und für sich ist der Audi A7 ja ein Audi A6 mit einem anderen Hintern, und ein bisschen länger, auch der Radstand. Tatsächlich macht das einen charakterlichen Unterschied. Aber nur, wenn man weiß, in welchem von beiden man sitzt, denn bei einer "Blindversitzung" würde man erst beim Blick in den Rückspiegel den Unterschied erkennen. Weiß man es, fährt der Gedanke aber mit und man fühlt sich anders als in der Limousine. Irgendwie cooler.

Das muss einem einen Aufpreis von rund 9.000 Euro wert sein, denn der A7 mit 245-PS-TDI ist mit 66.200 Euro Grundpreis ausgeschrieben. Doch Basis ist in einem solchen Auto ein so hässliches Wort. Viel besser klingt adaptive air suspension (2.563 Euro), Bose Surround Sound (1.249), Glas-Schiebe-/Ausstelldach (1.484, wummert auch bei höherem Tempo nicht), MMI Navigation plus mit MMI touch (3.692, das Touchpad ist manchmal etwas störrisch) oder Rückfahrkamera (592).

Da kann man budgettechnisch nur hoffen, dass der aufhaltende Polizeibeamte das nächste Mal nicht fragt: "Sie wissen, warum ich sie aufgehalten habe?"

Warum?

  • Weil der A7 ein ganzes Stück cooler ist als der A6.
  • Diese perfektionistisch angehauchte Entspanntheit.

Warum nicht?

  • Für Emotionalität ist er zu cool.

Oder vielleicht …

... BMW Gran Coupé, Mercedes CLS, Audi A6, A8, auch der Porsche Panamera.

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(Bild: kmm)



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