M-bitionierter Kombi

BMW M550d: Verdient ein Diesel die M-Medaille?

Motor
09.10.2012 21:14
Nein, der BMW M550d ist kein M5 mit Dieselmotor, und doch kann er manches besser als sein M-Markenbruder mit V8-Benziner: Es gibt ihn als Kombi und er hat serienmäßig Allradantrieb. Sein Sechszylinder-Dieselmotor verdient sich das M mit drei Turboladern und turbinenartigem Schub von unten heraus: 381 PS und 740 Nm machen ihn zum Stärksten seiner Art.
(Bild: kmm)

Gerne wird in diesem Zusammenhang das Wort "Revolution" bemüht, weil M-BMWs schließlich immer Benziner waren. Um diesen M-Nimbus nicht zu verwässern, haben die Münchner die "M Performance Automobile" eingeführt. Dabei passieren echte weiß-blaue Revolutionen ganz woanders, immerhin wird nächstes Jahr der erste BMW-Dreizylinder eingeführt, was ganz Eingefleischte den Niedergang der Marke befürchten lässt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Motorenfreaks durften sich austoben
Am M550d zeigen die Herrschaften von BMW jedenfalls, warum der Firmenname ausgeschrieben "Bayerische Motoren Werke" heißt. Dieses Triebwerk ist ein echtes Meisterstück. Drei Turbolader zelebrieren so perfektes teamwork, dass man sie und ihr Zusammenspiel ausschließlich als nachdrückliche Kraftentfaltung wahrnimmt, aber nicht in Form von Turbo-Leistungssprüngen oder -löchern.

Der erste Lader täuscht in dem 3-Liter-Motor schon knapp über Leerlaufdrehzahl fetten Hubraum vor; bei 1.500/min setzt ein zweiter, großer Turbolader ein und sorgt auf dem Plateau zwischen 2.000 und 3.000 Touren für das maximale Drehmoment von 740 Nm. Ab 2.700/min wird der dritte Lader in Dienst gestellt, der die Luft vor dem großen Turbo vorkomprimiert. Das ist "zweistufige Aufladung mit drei Turboladern", erklären die Ingenieure. Gedreht wird bis zu für einen Dieselmotor ungewöhnlich hohen 5.400/min.

Spurtstarkes Schwergewicht
Der Fahrer kriegt praktisch nicht mit, dass er einen Selbstzünder unter der Haube hat, denn der Klang könnte auch von einem V8-Benziner stammen (allerdings nicht vom M5). Im Wesentlichen fällt es an der geringen Fallgeschwindigkeit der Tanknadel auf: Bei normaler Fahrweise begnügt sich der bayerische Superdiesel in der Touring genannten Kombi-Version mit anständigen 9 Litern auf 100 km. Gibt man ihm die Sporen oder ist ungeduldig im Stadtverkehr unterwegs, sind es rund 13 Liter (trotz Start-Stopp-Automatik). Ja, das ist weit weg vom Normverbrauch von 6,4 l/100 km, aber für die Leistung und die gewaltigen 2 Tonnen Leergewicht ohne Fahrer auch echt okay.

Die Fahrleistungen sind denn auch ehrenhaft: In 4.9 Sekunden fällt die Hundertermarke, die Limousine schafft es dank 100 kg Gewichtsvorteil noch zwei Zehntel schneller, und das ist nicht sooo weit weg vom M5 mit seinen 4,3 Sekunden. Obwohl leistungsmäßig ungefähr ein BMW 320i zwischen M550d und M5 liegt (381 zu 560 PS).

Der große Vorteil des M550d: Mit dem serienmäßigen Allradantrieb findet die Kraft über die Achtgang-Sportautomatik problemlos den Weg in den Boden, die Hinterräder des M5 hingegen drehen sogar bei 160 km/h noch durch, wenn man aufs Gas steigt.

Über den Fahrerlebnisschalter und das iDrive lässt sich der Charakter des M550d beeinflussen, wie bei seinen zivilen Brüdern. Der Einzeleingriff in alle Parameter und Systeme wie im M5 ist dagegen nicht vorgesehen. So gibt es die sportliche Gasannahme samt passendem Sound nicht ohne die nervöse Sportstellung der Automatik (man kann natürlich manuell per Paddles schalten, aber bei acht Gängen artet das in Arbeit aus). Immerhin lässt sich auch alles abschalten. Und weil BMW so viel Wert aufs Spritsparen legt, gibt es natürlich auch hier den Eco-Pro-Modus.

Optisch ist der M550d eher zurückhaltend. Einige Anbauteile aus dem M-Sport-Paket, 19-Zoll-Felgen, die Auspuffblenden des 550i. Am auffälligsten sind die vorderen Lufteinlässe – und der M-Schriftzug am Heck. So ist er durch und durch die vernünftige Version des M5: sparsamer, dezenter, allrader, kofferraumer, weiterkommer und billiger. Bei 91.950 Euro fängt's an, der Testwagen kommt auf knapp 110.000 Euro, inklusive empfehlenswerten Extras wie Adaptive Drive und Head-Up-Display.

Das alles macht den M550d nicht zum Sportwagen, aber zu einem sehr M-bitionierten Kombi.

Warum?

  • Genialer Motor
  • M5 gibt's nicht mit Allrad und als Kombi

Warum nicht?

Der Tarif ist schon ganz ordentlich…

Oder vielleicht …

… den 535d xDrive: 313 PS sind auch eine Menge und kosten über 20.000 Euro weniger. Sonst: Audi A6, Mercedes E-Klasse

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(Bild: kmm)



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