Nachfrage hoch

"Doom" & "Skyrim": Nintendos Switch wird erwachsen

Elektronik
16.11.2017 12:01

Allen Unkenrufen zum Trotz: Nintendos daheim am TV ebenso wie mobil nutzbare Konsole Switch ist etwas mehr als ein halbes Jahr nach ihrer Veröffentlichung auf Erfolgskurs. Die anfängliche Knappheit scheint überwunden und die Spieleauswahl kann sich zunehmend sehen lassen, umfasst nun sogar Switch-Versionen großer PC-Titel wie "Doom" oder "Skyrim". Das Weihnachtsgeschäft dürfte entsprechend gut ausfallen und Nintendo gibt sich zuversichtlich: Die Japaner wollen die Produktionsmenge sogar noch verdoppeln.

Zugegeben, zum Start der Switch waren wir skeptisch: Verbesserungswürdige Ergonomie, teures Zubehör und eine eher kurze Akkulaufzeit sprachen im Test unserer Meinung nach gegen die Hybridkonsole. Ihr Handling ist zwar immer noch gewöhnungsbedürftig, mittlerweile gibt es aber einige wirklich gelungene Games als Kaufgrund - neben dem schon zum Start verfügbaren "Zelda: Breath of the Wild" auch "Mario Kart 8 Deluxe" und das exzellente "Mario Odyssey".

Na gut, sehr gute Nintendo-Spiele gab es am Vorgänger Wii U auch. Dass der am Ende trotzdem gefloppt ist, lag eher daran, dass sich die Hardware selbst nicht verkaufte und entsprechend wenige Dritthersteller Games dafür produzierten. Hier scheint die Switch acht Monate nach Release bereits die Nase vorn zu haben. Zu den bereits verfügbaren Nintendo-Games gesellen sich nämlich nun zunehmend Perlen, die man schon auf anderen Plattformen spielen konnte - allerdings nie mobil.

"Doom" zeigt, was auf der Switch möglich ist
Besonders Bethesda scheint an die Switch zu glauben und hat im November gleich zwei sehr gute Spiele dafür abgeliefert. Da wäre einmal der höllische Mars-Shooter "Doom". Der flimmerte zwar bereits letztes Jahr über PC, PS4 und Xbox One. Die Switch-Version ist aber eine willkommene Ergänzung - nicht nur für Gamer, die das Spiel noch nicht kennen. Sondern auch als Beweis, dass moderne Games auf der Mobil-Hardware der Switch eine gute Figur machen können. Klar wird hier - beispielsweise bei den Texturen - nicht der Detailreichtum der PC-Version erreicht, bei mobiler Nutzung scheint "Doom" zudem in etwas geringerer Auflösung gerendert zu werden. Aber trotzdem: Dass ein Shooter dieser Qualität auf einer Mobilplattform läuft, ist schon eine beachtliche Leistung und enorm wertvoll für die Zukunft mobiler Konsolen.

Gelungener "Skyrim"-Port mit Bewegungssteuerung
Ähnliches ließe sich auch über die Switch-Version von "Skyrim" sagen. Bethesdas RPG-Epos verlangt dem Spieler sogar noch weniger optische Abstriche ab als "Doom", immerhin ist ein sechs Jahre altes Game leichter auf die Mobil-Hardware zu portieren als eines, das erst ein Jahr alt ist. Klar hat "Skyrim" - wir sind auf der Switch bereits durch Himmelsrand gewandelt - auf der mobilen Konsole eine etwas geringere Sichtweite, als man sie auf einem potenten PC einstellen könnte. Und natürlich bieten die Texturen keine extrem hohe Auflösung. Davon abgesehen ist aber auch dieser Port eine runde Sache geworden, die sich sowohl mobil als auch am TV-Gerät mit Bewegungssteuerung gut und flüssig spielt. Einziges Problem, das sowohl das RPG-Epos als auch "Doom" auf der Switch plagt: Der Speicherplatzbedarf ist beachtlich. Wer mehrere Games dieses Schlages installieren will, braucht eine entsprechend große und teure microSD-Karte.

Nintendo will Switch-Produktion kräftig hochfahren
Diese Problematik einmal außen vor gelassen, sind "Doom" und "Skyrim" zwei wichtige Indikatoren dafür, wie sich die Drittherstellerunterstützung für die Switch in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln wird. Gelingt es Bethesda, nennenswerte Verkäufe zu erzielen, stehen die Zeichen gut, dass weitere Portierungen hochklassiger PC- und Konsolenspiele für die Switch folgen werden - auch von anderen Publishern. Zahlen sich die Portierungen nicht aus, droht freilich ein ähnliches Schicksal wie bei der von Drittherstellern sträflich vernachlässigten Wii U.

Switch verkauft sich bisher ausgesprochen gut
Eines hat die Switch der Wii U allerdings acht Monate nach Start schon voraus: Sie verkauft sich gut. Laut einem Bericht von "Ars Technica" geht Nintendo davon aus, im ersten Jahr der Switch - also bis März 2018 - 16 Millionen Stück verkaufen zu können. Und damit scheint das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht, die Japaner wollen die Produktion nämlich bisher unbestätigten Informationen des "Wall Street Journal" zufolge noch erheblich steigern - ab Frühling 2018 auf 25 bis 30 Millionen Stück pro Jahr.

Stimmen diese Zahlen, rechnet Nintendo mit einem veritablen Verkaufs-Hit, ähnlich hohe Absatzzahlen hatte man zuletzt mit seiner immens erfolgreichen Bewegungssteuerungs-Konsole Wii. Auch die Zahlen der Konkurrenz zeigen, wie ambitioniert Nintendos Pläne sind: Sonys PS4 ging im zweiten Jahr 17,7 Millionen Mal über die Ladentheken, sogar die sehr erfolgreiche PS2 verkaufte sich in ihrem besten Jahr "nur" 22,5 Millionen Mal.

Fachleute skeptisch: Verschätzt sich Nintendo?
Experten sind angesichts dieser Zahlen gespalten. Manch einer glaubt, Nintendo könnte sich bei der Nachfrage verschätzen. Denn im ersten Jahr verkaufte sich selbst die insgesamt schwache Wii U noch recht gut, später fiel sie schnell hinter die durch ihren günstigen Preis und simple Spiele wie "Wii Sports" bei Gelegenheitsspielern beliebte Wii zurück. Gleichzeitig biete die Switch im Gegensatz zur Wii aber auch eine Chance, glaubt man bei "Ars Technica".

Weil es sich um eine von immerhin einem Drittel der Nutzer primär mobil genutzte Konsole handelt, glaubt man, dass in absehbarer Zeit in vielen Haushalten mehrere Switch-Konsolen vorhanden sein werden - sei es des Multiplayers wegen, oder weil sie der eine Nutzer mitnehmen, der andere derweil daheim nutzen möchte.

Genau diese Besonderheit mobiler Konsolen verhalf Nintendos (3)DS-Reihe zu Rekordverkäufen: Viele Haushalte kauften gleich mehrere Exemplare. Eine Perspektive, die aber wohl erst dann wirklich realistisch wird, wenn der momentan im Vergleich zum DS - vor allem mit Zubehör - noch recht hohe Preis der Switch gesenkt wird.

Produktionssteigerung wäre eine riskante Wette
Damit sind Nintendos kolportierte Pläne, das Produktionsvolumen der Switch zu steigern, vorerst eine Wette auf ihren langfristigen Erfolg. Bei konstant hoher oder steigender Nachfrage könnte sich der Schritt auszahlen, vor allem wenn ein florierendes Software-Ökosystem immer mehr Spieler für die Hybridkonsole begeistert. Der Schuss kann freilich auch nach hinten losgehen. Man denke hier nur an die Unmengen Surface-RT-Tablets, die Microsoft - die Nachfrage völlig überschätzend - von 2012 auf 2013 produziert hat, nur um sie dann als 900 Millionen Dollar schweren Negativposten in der Bilanz abzuschreiben und dann weit unter dem geplanten Preis zu verhökern.

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