Der Kärntner Diözesanjugendseelsorger Jakob Marinus Mokoru traf im Februar in Rom den seit Donnerstag frischgewählten Papst Leo XIV. zum persönlichen Gespräch. Über seine damalige Begegnung und was er sich vom neuen Oberhaupt der katholischen Kirche erwartet, erzählt der 41-Jährige im Gespräch mit krone.at.
21. Februar 2025. Fast 7000 Diakone aus 100 Ländern nahmen am dreitägigen großen Heilig-Jahr-Treffen in Rom teil. Darunter auch Jakob Marinus Mokoru, Diözesanjugendseelsorger der Diözese Gurk und Diakon im Dekanat St. Andrä im Kärntner Lavanttal. In der Basilica di Sant‘Andrea della Valle in der Innenstadt stand ein Vortrag (Kathese) samt Fragestunde eines gewissen US-Kardinals namens Robert Francis Prevost zum Thema „Zeichen der Hoffnung im diakonischen Dienst“ auf dem Programm.
Seine Art, wie er diskutiert und zuhört, hat mich sehr beeindruckt.
Jakob Marinus Mokoru, Diözesanjugendseelsorger und Diakon im Dekanat St. Andrä/Lavanttal
Motto: „Ich muss euch zuerst zuhören“
Mokoru, der mit dem US-Kardinal bis dato nicht viel anfangen konnte, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Er hat ruhig und geduldig jede Frage beantwortet, auch kritische, wie zum Beispiel jene zum umstrittenen Thema Frauendiakonat. Er hat sich auf jeden Diskutanten individuell fokussiert, seine Meinung in aller Sachlichkeit kundgetan, aber auch Lernbereitschaft signalisiert. Seine Art, wie er diskutiert und zuhört, hat mich sehr beeindruckt. Man hat den Geist von Papst Franziskus gespürt. So unter dem Motto: ,Ich muss euch zuerst zuhören, dann sage ich euch meine Meinung und wir finden eine gemeinsame Lösung bzw. einen gemeinsamen Weg. Es war eine tolle Atmosphäre.“
Fotoserie: Jubiläum der Diakone in Rom
„Er hat mich gefragt, woher ich komme“
Nach der Fragestunde hat es sich der dreifache Familienvater Mokoru nicht nehmen lassen, den persönlichen Kontakt mit Prevost zu suchen. „Ich hatte Glück, er hat sich Zeit genommen. Wir haben uns auf Englisch unterhalten. Er hat mich gefragt, woher ich komme und dass er Österreich bzw. Wien kennt.“ Und sonst? „Ich habe ihm mitgeteilt, dass wir nach dem Rücktritt von Christoph Schönborn einen gescheiten Erzbischof für Wien brauchen. Er hat gelacht und gesagt, dass Rom so schnell wie möglich eine Entscheidung treffen wird.“ Zeit für ein gemeinsames Foto blieb natürlich auch noch.
Ich habe ihm mitgeteilt, dass wir einen gescheiten Erzbischof für Wien brauchen.
Jakob Marinus Mokoru
„Da zieht es mir jetzt noch mehr die Gänsehaut auf“
Beeindruckt von den rund zweieinhalbstündigen Erlebnissen berichtete der Religionslehrer der Mittelschule Lavamünd im Lavanttal seinem engsten Umfeld sofort von der Begegnung mit dem US-Kardinal. „Ich habe gesagt, dass ich ihn mir als nächsten Papst wünschen würde, weil er so authentisch ist. Dass das bereits wenige Monate später tatsächlich so eintritt, da zieht es mir jetzt noch immer die Gänsehaut auf und macht mein Gespräch mit ihm noch einmal um ein Vielfaches wertvoller.“
Weißer Rauch inmitten der Geburtstagsfeier
Wie er selbst die Papst-Wahl am Donnerstag mitverfolgte? „Wir haben gerade den dritten Geburtstag meiner jüngsten Tochter Mirjam gefeiert, nebenbei lief der Livestream aus dem Vatikan. Plötzlich schrie meine mittlere Tochter Luzia, dass weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufsteigt“, beschreibt Mokoru den Moment.
Jetzt hat meine Tochter zum Geburtstag einen neuen Papst bekommen.
Jakob Marinus Mokoru
Theologe Zulehner hatte es prophezeit
Die Nervosität ihn ihm stieg. Vor allem ab dem Zeitpunkt, als der Wiener Theologe Paul Zulehner kurz zuvor im ORF mitgeteilt hatte, dass sein persönlicher Geheimtipp Prevost sei. „Ich habe mir zuerst gedacht: ,Wow, das wär‘s.‘ Ich habe dann in meine persönliche WhatsApp-Gruppe das gemeinsame Foto gepostet. Aber so richtig ernstgenommen wurde ich da noch nicht. Ich habe darauf gehofft, aber dass das dann wirklich so eintritt, ist sensationell. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass es Pietro Parolin wird“, gibt Mokoru zu. Und er fügt stolz hinzu: „Jetzt hat meine Tochter zum Geburtstag einen neuen Papst bekommen. Das mach es umso schöner.“
„Spezieller Moment“
Als Prevost schließlich auf dem Balkon des Petersdoms tatsächlich als neuer Papst Leo XIV. erschien, gab es bei Mokoru kein Halten mehr. Sofort postete er das gemeinsame Bild mit dem neuen Papst auf Facebook. Es hagelte Glückwünsche und viele Rückmeldungen. „Das war schon ein spezieller Moment und ich wurde etwas emotional. Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass man behaupten kann, den frischgebackenen Papst zuvor schon mal persönlich getroffen zu haben.“
Nun ist der Diözesanjugendseelsorger in seinem Umfeld quasi ein „Held“. Nach dem Facebook-Posting häufen sich die Anrufe. „Natürlich hab ich schon Anfragen wegen Privataudienzen bekommen, aber sie eher augenzwinkernd zur Kenntnis genommen“, schmunzelt Mokoru.
Mittelfeld-Regisseur, kein Stürmer
Was er sich persönlich vom neuen Papst erwartet? „Ich glaube schon, dass er den Weg von Franziskus weitergehen wird. Franziskus war Reformer und konservativ zugleich. Das sehe ich bei Leo XIV. auch. Er ist Augustiner, wo die Gemeinschaft im Mittelpunkt steht. Leo wird den gemeinsamen Dialog in den Mittelpunkt stellen und auch Brücken bauen. Aber er wird sicher in gewissen Themen auch defensiver agieren als Franziskus. Auf den Fußball umgelegt, würde ich ihn als Mittelfeld-Regisseur sehen, nicht unbedingt als Stürmer.“
Fingerzeig Richtung Weißes Haus?
Ob die Wahl auch als Fingerzeig Roms in Richtung Weißes Haus und US-Präsident Donald Trump gewertet werden könnte? Mokoru: „Es wird vielleicht im Hinterkopf einiger Kardinäle eine Rolle gespielt haben. Aber Papst Leo ist schon lange aus den USA weg, sodass viele ihn gar nicht so sehr als US-Papst wahrnehmen. Aber ja, in seiner ersten Botschaft, wonach der Friede und nicht das Böse siegen wird, könnte man ihm schon auch als Gegenentwurf zur America-First-Politik Trumps sehen. Aber das muss man abwarten.“
Und wann plant Mokoru seine nächste Reise nach Rom? „Vielleicht sogar schon im Sommer, oder sonst im Herbst. Aber es drängt nicht. Ich habe ja einen Vorsprung, weil ein gemeinsames Bild mit dem Papst existiert schon“, lacht Mokoru.
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