Orten "Verfehlungen"

Missbrauchsprozess: Arzt-Kinder zeigen Richter an

Österreich
25.10.2017 16:41

Die Kinder eines oststeirischen Arztes haben Sachverhaltsdarstellungen bezüglich Richter und Staatsanwalt im Missbrauchsprozess eingebracht. Der Arzt war vor einigen Wochen von den Vorwürfen freigesprochen worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Bereits nach dem am 29. September in Graz ergangenen Freispruch standen Vorwürfe seitens der Kinder vor allem gegen Richter Andreas Rom im Raum. Dessen Verhalten während der Hauptverhandlung sei, so die Kinder, "rechtlich nicht nachvollziehbar" gewesen. Ähnliches wird auch Ankläger Christian Kroschl unterstellt, der allerdings gegen das Urteil Berufung angemeldet hat. Der Freispruch für den Mediziner ist daher nicht rechtskräftig. Nun wird auf die schriftliche Urteilsausfertigung gewartet, die laut Staatsanwaltschaft Graz am Mittwoch noch nicht vorlag.

Sachverhaltsdarstellungen verfasst
Konkret handelt es sich um zwei getrennte Sachverhaltsdarstellungen - beide liegen der Austria Presse Agentur vor. Eine bezieht sich auf Richter Andreas Rom, die andere auf Staatsanwalt Christian Kroschl. Beide sollen am Mittwoch auf dem Postweg zur Korruptionsstaatsanwaltschaft geschickt worden sein. Eingebracht wurden sie von den Kindern und mutmaßlichen Opfern des oststeirischen Arztes.

"Etwaige Verfehlungen" des Richters prüfen
Bezüglich des Richters bitten die Töchter und der Sohn um die Prüfung "etwaiger Verfehlungen". So sollen sämtliche Beweisanträge der Anwältin der Kinder vom Richter unbegründet abgewiesen worden sein. "Bei diesen Beweisanträgen handelt es sich beispielsweise um Anträge auf Einvernahme von Zeugen, die in einem ebenso bei der Staatsanwaltschaft Graz anhängigen Verfahren einvernommen wurden und wo Zeugen den Angeklagten massiv belasten", ist dem Schreiben zu entnehmen. Die Beweisanträge hätten die "problematische Persönlichkeit" des Mediziners beleuchten sollen.

Kritik an Gutachten
Die Kinder kritisieren, der Freispruch des Richters werde darauf gestützt, "dass dem Akt kein Anhaltspunkt entnommen werden kann, dass die Handlungen mit derartiger Intensität begangen wurden, dass diese strafbar sind". Das sei für sie "völlig unverständlich", ebenso wie die Ablehnung eines weiteren Gutachtens. Im Verfahren seien "massive Mängel im Gerichtsgutachten von Dr. (Adelheid, Anm.) Kastner aufgezeigt worden". Zuletzt werden auch noch andere Auffälligkeiten aufgelistet - zum Beispiel, dass der Arzt zwei seiner Kinder - sie waren damals acht und 15 Jahre alt - Marihuana überlassen habe.

Auch Staatsanwalt im Visier
In der Sachverhaltsdarstellung bezüglich Staatsanwalt Christian Kroschl wird kritisiert, dass er nicht berücksichtigt habe, was die ehemaligen Mitarbeiterinnen des Mediziners angegeben haben. Sie würden von Substanzmittelmissbrauch des Arztes und Fälschung des Suchtgiftbuches berichten. Außerdem habe Kroschl keine Untersuchungshaft verhängt, obwohl laut dem Gewaltschutzzentrum Steiermark "eine sehr hohe Gefährdung" für ein mutmaßliches Opfer bestanden habe. Insgesamt listen die Kinder zwölf Punkte auf, die im Zusammenhang mit dem Verhalten des Staatsanwalts zu prüfen seien.

Alle vier Kinder haben die beiden Sachverhaltsdarstellungen unterzeichnet, jeweils mit Datum 23. bzw. 24. Oktober 2017. Die Briefe dürften in den kommenden Tagen bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ankommen.

Kronen Zeitung, krone.at

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