Kleine-Welt-Phänomen

Experiment im Web: Wie klein ist die Welt wirklich?

Web
06.09.2011 12:37
Über gerade einmal sechs Ecken kennt jeder jeden. Das besagt zumindest die Hypothese des sogenannten "Kleine-Welt-Phänomens", dem zufolge jeder Mensch auf der Welt mit jedem anderen über eine überraschend kurze Kette von Bekanntschaftsbeziehungen verbunden sein soll. Soziologen versuchen seit Jahrzehnten, diese Behauptung zu beweisen (oder zu widerlegen), das Problem ist jedoch weiterhin ungelöst. Yahoo unternimmt daher jetzt einen eigenen Anlauf und startet sein ganz eigenes "Kleine-Welt-Experiment" im Internet, an dem jeder teilnehmen kann.

Das "Kleine-Welt-Phänomen" geht auf den berühmten US-Psychologen Stanley Milgram zurück, der 1967 300 Briefe an zufällig ausgewählte Personen in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska verschickte und diese darum bat, den Brief an ein einzelnes "Ziel" – einen Aktienhändler in Boston – weiterzuleiten, und zwar über eine andere Person, von der sie glaubten, dass sie der besagten Zielperson "näher" war als sie selbst.

Wie Milgrams Experiment zeigte, waren pro Kette durchschnittlich lediglich sechs Schritte, also Weiterleitungen, nötig, um ans Ziel zu gelangen. Da der überwiegende Teil von Milgrams Briefen allerdings nie das Ziel erreichte – nur rund 60 kamen an -, "wurde von einigen Personen daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass die meisten Personen keine Verbindung miteinander herstellen können", wie Yahoo auf seiner Website schreibt.

750 Millionen Facebook-Nutzer als Grundlage
Da ein fehlender Beweis noch nicht das Gegenteil beweise und die Debatte bis heute nicht abgeschlossen sei, so Yahoo weiter, startet der Internetkonzern nun unter Zuhilfenahme von Facebook sein eigenes "Kleine-Welt-Experiment". Das soziale Netzwerk biete die optimale Grundlage für das Experiment, da nicht nur die Freunde bekannt seien, die als Empfänger der Nachrichten ausgewählt wurden, sondern auch die vollständige soziale Struktur der über 750 Millionen Facebook-Nutzer.

Mit dem sozialen Netzwerk stehe endlich die Technologie zur Verfügung, um die Hypothese einer richtigen wissenschaftlichen Überprüfung zu unterziehen, schreibt Yahoo. Durch die Teilnahme an diesem Experiment könnten Nutzer nicht nur herausfinden, wie sie mit Menschen in Verbindung stehen, die sie anderenfalls vermutlich nie treffen würden, sondern auch zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Grundlagen von sozialen Netzwerken beitragen.

Jeder kann teilnehmen
Interessierte Teilnehmer bekommen nach einer Registrierung über die Website des Experiments eine bestimmte Zielperson zugewiesen, die sie mittels Weiterleitung einer Nachricht erreichen müssen. Am Ende soll damit ein für alle Mal geklärt werden, wie viele Schritte erforderlich sind und ob tatsächlich jeder Mensch über gerade einmal sechs Ecken mit einem anderen bekannt ist.

Ähnliches Experiment mit Messenger-Nachrichten
Zuletzt hatten die Microsoft-Forscher Eric Horvitz und Jure Leskovec 2008 ein ähnliches Experiment durchgeführt, für das sie rund 30 Milliarden Messenger-Nachrichten von 240 Millionen Nutzern auswerteten (siehe Infobox). Anhand dieser Daten gelang es den beiden, ein soziales Netzwerk in Form eines Diagramms zu erstellen. Bei der genaueren Betrachtung fiel den Forschern auf, dass sich die einzelnen Anwender durchschnittlich über 6,6 Ecken kannten. Die längste Verbindung umfasste 29 Schritte.

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