Ex-Mitarbeiter warnen:

So gefährden soziale Medien unsere Gesellschaft

Web
06.02.2018 12:47

"Unsere Gesellschaft wird von Technologie in Geiselhaft genommen!" Diesen Vorwurf erheben gleich mehrere ehemalige Mitarbeiter großer US-Internetdienste wie Google, Facebook, Nvidia oder dem Fahrvermittler Lyft. Mit ihrem "Zentrum für menschliche Technologie" warnen sie vor den negativen Auswirkungen von Facebook & Co. auf unsere geistige Gesundheit, die Demokratie, unsere Beziehungen und Kinder.

Facebook, Twitter, Instagram und Google hätten erstaunliche Produkte hervorgebracht, von denen die Welt enorm profitiert habe, führen die Initiatoren des "Center for Humane Technology" aus. Doch besagte Unternehmen seien auch "in einem Nullsummen-Rennen um unsere endliche Aufmerksamkeit gefangen, die sie brauchen, um Geld zu machen." Ständig gezwungen, ihre Konkurrenten zu übertreffen, "müssen sie zunehmend überzeugendere Techniken anwenden, um uns an sie zu binden", so der Vorwurf. Doch was für unsere Aufmerksamkeit am besten sei, "ist leider nicht gut für unser Wohlbefinden".

Snapchat etwa mache aus Gesprächen sogenannte Streaks, die anzeigen, wie viele Tage infolge Nutzer mindestens einmal täglich miteinander kommuniziert haben, und dadurch neu definieren, wie unsere Kinder Freundschaft messen. Instagram dagegen glorifiziere ein Bilderbuch-Leben und untergrabe damit das Selbstwertgefühl der Nutzer, während Facebook uns in Echokammern unterteile und so die Gemeinschaft fragmentiere. Indes spiele YouTube binnen Sekunden das nächste Video ab, selbst wenn es längst Zeit zum Schlafen sei.

Gefährliche Süchtigmacher?
All diese Produkte seien nicht neutral, sondern Teil eines Systems, das uns süchtig mache und damit die Grundpfeiler unserer Gesellschaft untergrabe. Die Folgen: Menschen könnten immer seltener abschalten, was in Stress, Angst und Schlafstörungen resultiere; Kinder würden immer mehr zu Vergleichen mit anderen gedrängt und das Rennen um Aufmerksamkeit durch "Likes" lasse persönliche Beziehungen von Angesicht zu Angesicht an Bedeutung verlieren. Soziale Medien belohnten zudem Empörung, falsche Fakten und Filterblasen, wodurch die Gesellschaft gespalten werde und sich schließlich nicht mehr auf die Wahrheit einigen könne.

Die Initiatoren der Kampagne – darunter auch der Erfinder des "Like"-Buttons bei Facebook, Justin Rosenstein - räumen ein, dass Menschen sich seit jeher Sorgen gemacht hätten, dass neue Technologien der Gesellschaft schaden. Soziale Medien unterschieden sich jedoch grundsätzlich von vergangenen Innovationen wie dem Fernsehen, Radio oder Computern, indem sie uns rund um die Uhr mit personalisierten Angeboten in unserem Verhalten beeinflussten und die Bedingungen unseres sozialen Lebens neu definierten.

Initiatoren fordern "kulturelles Umdenken"
Das "Center for Humane Technology" fordert deshalb ein kulturelles Umdenken, um die "digitale Aufmerksamkeitskrise umzukehren und Technologien im besten Interesse der Menschheit neu auszurichten". So könnten beispielsweise Geräte von Herstellern wie Apple, Samsung oder Microsoft, deren Geschäftsmodell nicht auf dem Sammeln von Daten beruht, so gestaltet werden, dass sie unsere Bildschirmzeit minimieren und uns vor ständigen Ablenkungen schützen. Virtuelle Marktplätze voller Apps, die gegenseitig um die Nutzung konkurrieren, sollten durch Marktplätze von Werkzeugen ersetzt werden, von denen unsere Leben und die Gesellschaft profitierten, lautet ein weiterer Vorschlag der Initiatoren.

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