Hype oder Humbug?

Ganz Japan macht derzeit die Bananen-Diät

Gesund
21.01.2009 15:47
Seit Mitte September 2008 erlebt Japan eine noch nie da gewesene Bananenknappheit. Die Bananen-Regale der Supermärkte sind fast täglich leergefegt, die Produzenten der krummen Tropenfrüchte kommen mit den Lieferungen nicht mehr nach. Grund dafür ist nicht die Furcht vor einer Hungersnot, sondern eine neue Bananen-„Wunderdiät“ – die sogenannte „Morning Banana Diet“ -, durch die man angeblich, ohne zu hungern, ein paar Kilo abnimmt. Die Frage ist: Handelt es sich dabei um Hype oder Humbug?

Der Run auf die krummen Früchte wurde ausgelöst, als die übergewichtige japanische Operndiva Kumiko Mori am 19. September in der populären TV-Show „Dream Press-sha“ verkündete, dass sie durch eine Diät aus dem Internet, die „Ana Banana Diet“ („Morgen-Bananen-Diät“) heißt, in kurzer Zeit stolze sieben ihrer 100 Kilo abgespeckt habe.  

YouTube-Clip erklärt die Regeln
Die Diät wurde bereits 2006 von dem Präventivmediziner Hitoshi Watanabe und dessen Ehefrau Sumiko, einer Pharmazeutin, im Internet im Socialnetwork Mixi vorgestellt und hat seither zahlreiche Anhänger gefunden. Watanabe berichtete damals, dass er durch den täglichen Genuss einer Banane und eines raumwarmen Glases Wasser zum Frühstück erfolgreich mehrere Kilogramm abgenommen habe. Inzwischen hat das Paar mehrere Bücher über die Wunderdiät geschrieben, und auf YouTube wird in einem Video erklärt, wie die Diät funktioniert (Clip oben starten).

Und so funktioniert die Bananen-Diät:

  • Jeden Tag wird als Frühstück eine Banane gegessen – oder bei großem Hunger bis zu vier Bananen – und dazu ein Glas Wasser getrunken, das Raumtemperatur haben muss. Wer 15 bis 20 Minuten nach der Banane noch immer hungrig ist, darf noch etwas anderes essen. 
  • Empfohlen werden drei Mahlzeiten und ein Snack am Nachmittag. Zu Mittag und zum Abendessen kann gegessen werden, wonach einem ist. Aufs Dessert sollte aber verzichtet werden. Das Abendessen sollte spätestens um acht Uhr am Abend eingenommen werden.
  • Zu den Mahlzeiten darf nur Wasser getrunken werden, egal ob aus der Leitung oder Mineralwasser. Wichtig ist lediglich, dass das Wasser Raumtemperatur hat und weder eisgekühlt, noch heiß getrunken wird. Auch zwischendurch sollte auf gesüßte Getränke verzichtet und lieber Tee oder Wasser getrunken werden.
  • Der Nachmittagssnack darf durchaus auch süß sein, zum Beispiel Schokolade oder Kekse, und sollte gegen 15 Uhr eingenommen werden.

Außerdem wird empfohlen, früh, spätestens um Mitternacht, zu Bett zu gehen. Sport kann betrieben werden, ist aber kein Muss. Und die Erfinder der Diät empfehlen, ein Diättagebuch zu führen, so wird einem bewusst, was man tatsächlich im Laufe eines Tages gegessen hat. Da die Diät zuerst im Internet Verbreitung gefunden hat, führen viele Japaner ihr Diättagebuch online (zum Beispiel im Morning Banana Diet Forum, Link siehe Infobox).

Angeblich funktioniert die Diät, weil Bananen Enzyme besitzen, die die Verdauung anregen. Gemeinsam mit dem dazugetrunkenen Wasser wirken die Ballaststoffe der Banane Verstopfung entgegen - laut „Morningbanana.com“ berichten Diätjünger, dass sie bis zu dreimal am Tag auf die Toilette müssten. Die Banane trägt – so die Website – dazu bei, dass tagsüber weniger und bewusster gegessen wird.

Das sagt der Experte von der Uni Wien
Wir haben mit Univ.-Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien gesprochen und nachgefragt, ob diese Art der Diät wirklich Sinn macht oder als Hype abgetan werden kann. „Prinzipiell enthält diese Diät sehr gute Ratschläge für eine Ernährungsumstellung in die richtige Richtung“, so der Experte. „Es geht darum, nicht zuviel Energie zu sich zu nehmen.“

„Es werden drei Mahlzeiten empfohlen, das ist vernünftig. Ausreichender Schlaf ist sinnvoll. Es wird appelliert, mit Verstand zu essen. Das Dessert sollte man meiden – und nach Möglichkeit nur Wasser zu trinken ist auch gut“, so Ilmadfa. „Allein durch kalorienhältige Getränke – Bier, Wein, Säfte, kommen viele Menschen leicht auf bis zu 600 Kalorien zusätzlich pro Tag. Wenn man sich beherrschen kann und nur Wasser trinkt, spart man diese Kalorien automatisch ein“, ist die Empfehlung des Topwissenschaftlers.

Es ist nicht die Banane
Eines stellt er aber klar: Es sind weder die Bananen, noch sind es die Enzyme in der Banane, die beim Abnehmen helfen. Den Effekt würde jedes Obst, das in großen Mengen gegessen wird, auslösen. Enzyme sind Eiweißstoffe, die nur der Pflanze dienen, im menschlichen Magen werden sie inaktiviert und ausgeschieden.“ Vor Jahren habe eine „Ananas“-Diät mit der Enzym-Geschichte Erfolg gehabt, erinnert sich der Professor. Es sind aber nicht die Enzyme, sondern die Fructose in der Banane, die die Verdauung anregen und in großen Mengen zugeführt, sogar zu Durchfall führen kann. „Obst, Bananen, frische Trauben, Zwetschken enthalten in großer Menge den Fruchtzucker Fructose, der wie ein Abführmittel wirken kann.“ Wer schon einmal zu viele Kirschen gegessen hat, kennt der Effekt.

Zwei Obsttage pro Woche
Der Ernährungswissenschaftler empfiehlt jedem, der eine Ernährungsumstellung machen will, bis zu zweimal die Woche einen Obsttag einzulegen, an dem nur Obst gegessen und dazu reichlich Wasser getrunken wird. So ein „Schalttag“, bei dem zum Beispiel „ungefähr vier bis sechs Äpfel“ gegessen werden, entlastet den Darm, „man bekommt Wasser und Ballaststoffe, aber nur 40 Prozent der üblichen Energiezufuhr. Wer das regelmäßig macht, wird eine deutliche Reduzierung des Gewichts bemerken“, sagt Elmadfa.

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