Die Zahl der Firmeninsolvenzen steigt europaweit. In Österreich erwartet der Gläubigerverband Creditreform heuer sogar einen Rekord mit bis zu 7500 Pleite-Betrieben. Doch René Benko überragt alles: 25 bis 30 Milliarden Euro Schulden und 140 Verfahren machen seine Signa-Gruppe zur größten Insolvenz Europas.
Es ist wohl gar die größte Firmenpleite „seit Ende des Zweiten Weltkrieges, mit internationalen Auswirkungen und insgesamt etwa 140 Insolvenzverfahren in Österreich, Deutschland, Luxemburg, Italien und der Schweiz. Alleine in Deutschland sind es rund 100, in Österreich 30. Die Verbindlichkeiten betragen 25 bis 30 Milliarden Euro“, weiß Gerhard Weinhofer, Österreich-Chef von Creditreform. Als Lehre aus dieser Mega-Pleite fordert der Experte eine Verschärfung des Insolvenzrechts. Derart verschachtelte Unternehmen und mutmaßlich trickreich „versteckte“ Gelder sollen besser aufgearbeitet werden können.
Forderung nach neuem Insolvenzrecht
„Man sollte eventuell den Tatbestand für Anfechtungen erweitern auf Privatstiftungen, damit die Gläubiger auch dort Zugriff auf Vermögen bekommen. Weiters brauchen wir ein Konzern-Insolvenzrecht, das heißt, ein Insolvenzverwalter würde dann alle Verfahren abwickeln.“ Dadurch hätte er den ganzen Überblick – im Fall Signa gibt es hingegen für jede größere ehemalige Tochterfirma eigene Masseverwalter, dazu noch jene im Ausland, was die Sache kompliziert und zeitaufwendig macht.
Doch auch abgesehen von diesem Ausreißer steigt die Zahl der Firmeninsolvenzen stark an. Im Vorjahr gaben laut Creditreform in 14 untersuchten europäischen Ländern über 190.000 Betriebe auf, ein Plus von zwölf Prozent. Das war der höchste Stand seit 2013, Spitzenreiter war Griechenland (+42 Prozent). Deutlich über dem Schnitt schloss allerdings auch Österreich mit einem Zuwachs von 23 Prozent auf 6693 gescheiterte Betriebe ab.
Situation verschärft sich heuer sogar
Und heuer sieht es noch schlimmer aus. Im 1. Quartal verzeichnete Creditreform bereits 1988 Insolvenzen, das waren nochmals 9,4 Prozent mehr als im selben Zeitraum 2024. Es zeichne sich ab, „dass wir das letzte Rekordjahr 2009 mit rund 7200 Fällen sicher erreichen und überschreiten. Es sind 7200 bis 7500 Verfahren zu erwarten“, so Gerhard Weinhofer.
Besonders dramatisch sei, dass bereits 40 Prozent der Insolvenzen gar nicht zu einem Verfahren führen, weil das Unternehmen nicht einmal die Kosten dafür von 4000 Euro aufbringen kann. Sie werden sofort liquidiert, die Gläubiger verlieren somit ihre gesamten Forderungen. „Die Unternehmen versuchen offenbar, bis zuletzt das Steuer herumzureißen, das gelingt aber nicht, und sie fahren mit Karacho an die Wand.“
Kriselnde Industrie reißt viele Zulieferer mit
Gründe sind, dass Österreich erstmals in der Zweiten Republik nun schon das dritte Jahr in der Rezession steckt. Durch die besonders stark kriselnde Industrie sind zudem besonders viele Zulieferer und Dienstleister gleich mit betroffen. Aus Sorge um den Arbeitsplatz sparen die Österreicher zudem 11,4 Prozent ihres Einkommens – das trifft dann auch den Handel hart. Der eskalierende Zollstreit mit den USA dämpft die Erwartungen heuer weiter.
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