Das freie Wort

Zerfällt die Welt?

Die Spaltung der Welt vertieft sich. In den geopolitischen Großkrisen Ukraine und Israel wird der Angegriffene zum Objekt für Aggressionen, nur weil „der Westen“ dahintersteht. Dieser Westen wird gleichgesetzt mit dem USA-Streben nach Dominanz in der Welt, was entsprechende Gegenreaktionen hervorruft. 90 Prozent der Weltbevölkerung lehnen eine Dominanz zunehmend ab. Natürlich sitzen die USA und Europa derzeit noch am längeren Hebel, doch dieser wird zusehends kürzer, der Aufholprozess der 90 Prozent immer rascher, immer deutlicher sichtbar und spürbar. Länder wie China und Russland weiten ihre Militärbudgets drastisch aus, bekämpfen die Dominanz des Dollars als Weltleitwährung und versuchen, technologische Unabhängigkeit von den USA zu gewinnen. Das Beispiel Elektromobilität und Anlagen für erneuerbare Energie zeigt, dass die Chinesen hier bereits zu einer Weltmarktführerschaft unterwegs sind. Im Gegensatz zu Europa sind die USA in den meisten Bereichen autark und können sich jederzeit auf einen isolationistischen Kurs zurückbegeben. Europa hingegen ist abhängig, nicht zuletzt auch in Energie- und Rohstofffragen. Die europäische Strategie kann nur lauten: multipolare Partnerschaften eingehen, bevor bittere Rechnungen serviert werden. Selbstverständlich muss Europa seine Werte verteidigen, vor allem dadurch, dass es sie selbst lebt. Geistiger Neo-Kolonialismus hat keinen Platz, Belehrungen von europäischer Seite sind vor dem historischen Hintergrund und den Verbrechen, die Europa in der Welt begangen hat, nicht angebracht. Europa ist zum Friedenskontinent geworden, es hat daher für Frieden, Dialog, Partnerschaft, Respekt, Wertschätzung und Toleranz einzutreten. Nachdem alle großen Probleme Europas wie die Klimakrise, die Finanzspekulation, die weltweiten Flüchtlingsströme nur noch in Form globaler Lösungen zu bewältigen sind, setzt dies die Einigung innerhalb Europas und damit eine Handlungsfähigkeit auf globaler Ebene voraus. 2024 ist ein entscheidendes Jahr für Europa. Das Europäische Parlament wird neu gewählt, die Europäische Kommission für fünf Jahre bestimmt. Fünf entscheidende Jahre, in denen sich das Gesicht der Welt verändern wird. Verändern in eine positive oder negative Richtung für uns und Europa? Noch haben wir es in der Hand, darüber zu entscheiden. Und darüber sollten wir in den kommenden Monaten ernsthaft diskutieren. Die Zukunft der nachfolgenden Generationen sollte uns das wert sein.

Christoph Leitl, Präsident Europäische Bewegung Österreich, Wien

Erschienen am Mi, 22.11.2023

Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
Voriger Tag

So., 29. Jun. 2025

Datum auswählen
Nächster Tag
  • Mag. Anton Bürger

    Mercosur im Schatten der US-Zollpolitik

    Die sprunghafte Zollpolitik von US-Präsident Trump ist in aller Munde und füllt die Nachrichtenspalten der Medien. Vor lauter Trump-Angst wird aber ...
  • Gerald Forcher

    Bub aus Fenster geworfen

    Mir fehlen die Worte. Mein tiefes Mitgefühl gilt dem Buben, der offenbar über lange Zeit durch die Hölle ging – und niemandem fiel es auf. Oder ...
  • Oliver-Helmut Gerstbauer

    Gewalt in den Schulen

    Erschreckend, was man ständig von unseren Schulen zu hören und zu lesen bekommt. Was man auch hört: dass es sich oft um Schüler mit ...
  • Manfred Limbeck

    Rückkauf von Skulpturen

    Wolfgang Sobotka hat also kurz vor seinem Abgang noch ganz schnell zwei Skulpturen von Erwin Wurm eigenmächtig, aber natürlich auf Staatskosten ...
  • Dr. Wolfgang Geppert

    „Entwurmung“ des Parlaments

    Die Rückabwicklung des Ankaufs von zwei Wurm-Skulpturen erachte ich als wichtiges Zeichen. Jetzt soll Sparsamkeit regieren! Ex-Parlamentspräsident ...
  • Leopold Kummer

    Pensionen

    Warum redet niemand Klartext und spricht an, dass man unterscheiden muss, ob jemand mit 15 Jahren in das Arbeitsleben eintrat oder erst nach nach dem ...
  • Alfred Pretis

    Israel und Gaza

    Es ist einfach nur noch traurig. Israel darf alles, der Rest der Welt schaut zu.
  • Juliane Perner

    Familiennachzug

    Ich bin zu 100% dafür, dass es eine Familienzusammenführung gibt, schließlich gehören Familien zusammen. Aber: Diese muss in den Herkunftsländern der ...
  • Wolfgang Langthaler

    Energiepreise

    Die Regierung will sich in die Preisgestaltung für Energie einbringen und die Preise deckeln. Als gelernter Österreicher kann man das eher als ...
  • Helmut Speil

    Innenministerium

    Dieses Ministerium kann man nun wohl in Nicht-Abschiebe-Ministerium umbenennen. Karner beweist wie Vorgänger Nehammer, dass er ein Schwätzer ist – ...
  • Helmut Belanyecz

    Polizist erschießt Wels

    Ein typisches Zeichen des derzeitigen Naturschutzes. In Bayern hatte ein Wels fünf Badegäste in die Füße gezwickt. Daraufhin hatte ein Polizist den ...
  • Mag. Martin Behrens

    Fachkräftemangel

    Es gibt eine Auflistung von etwa 80 Mangelberufen, die den Fachkräftemangel dokumentiert. Die Massenmigration hat die Fachkräftelücke nicht ...
  • Heinz Gradl

    Windräder im alpinen Bereich

    Die absolute Mehrheit der Bürger will im alpinen Bereich keine Monster-Windräder!
  • Dipl.-Päd. Günther Kraftschik

    Stockerlplatz –zu Recht

    Unauffällig, unaufgeregt, unscheinbar – gerade deshalb für die Opposition unangenehm und unbequem. So erledigt Kanzler Stocker bisher seinen Job sehr ...
  • Helmut Eicher

    Wann schlägt der Drache zu?

    Die halbe Welt ist im Kriegszustand und damit beschäftigt, die Aufrüstung in Fahrt zu bringen. Vom chinesischen Drachen hört man nichts, das ist ...
  • Josef Pratsch

    IV-Präsident Knill

    Georg Knill pocht vehement darauf, das Pensionsantrittsalter auf 68 zu erhöhen. Wenn ich Menschen wie ihn, geschniegelt mit Anzug und Krawatte, sehe ...
  • Peter Krennmair

    Wir zahlen für die Schulden der USA

    Das 5%-Abkommen dient einzig und allein dazu, den Dollar als Weltwährung zu halten und den Kollaps der USA, die mit 38 Billionen verschuldet sind, ...
  • Ingrid Ederer

    Bodenverbrauch

    Unsere Heimat verschwindet unter einer grauen Betonwalze. Aber keine Sorge, wenn wir genügend Windräder in Wälder stellen, alle Häuser in den ...
Voriger Tag

So., 29. Jun. 2025

Datum auswählen
Nächster Tag
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt