Allmählich rückt wieder der politische Alltag in den Vordergrund und gibt den Blick auf die türkis-grüne Regierungsarbeit frei. Diese ist weder so professionell noch so harmonisch, wie das perfekt inszenierte Krisenmanagement während der Coronapandemie vermuten lässt. Der letzte Woche durch den Finanzminister vorgelegte Budgetvoranschlag war schlampig vorbereitet und berücksichtigte nicht die aktuelle wirtschaftliche Situation. Noch vor einigen Wochen hat der Finanzminister, so seine eigene Aussage, den Budgetentwurf in den Mistkübel geworfen, letzte Woche legte er diesen kaum verändert dem Parlament vor. Übertroffen wurde dieser in der Zweiten Republik einmalige Vorgang durch die peinliche Panne bei der Darstellung der Ausgabensumme. Anstelle von Milliardenbeträgen wurden die Staatsausgaben in Tausendersummen angeführt. Der Finanzminister selbst hielt sich bei der Parlamentsdiskussion diskret im Hintergrund, und die Opposition stellte die Frage, ob er es nicht könne oder nicht wolle, zu Recht. Der Vizekanzler wiederum trennt sich nach wenigen Wochen von der von ihm ausgewählten Staatssekretärin für Kunst und Kultur, diese hat sich ins politische Out manövriert und musste abtreten. Der für Kultur verantwortliche Vizekanzler vermied es elegant, sich mit der Frage nach seiner politischen Verantwortung und die nicht vorhandene Rückendeckung für seine Staatssekretärin zu beschäftigen. Politische Moral und ministerielle Verantwortung sehen anders aus. Und der Bundeskanzler, hoch über den Mühen des politischen Alltages schwebend, nahezu sakrosankt im Umfragehoch, ist mehr am persönlichen Image interessiert als an den Mühen der täglichen, politischen Ebene. Bei Bedarf verspricht er locker Unterstützungsmilliarden, jedoch viel zögerlicher und vor allem viel zu spät kommen diese bei den Betroffenen an. Niemand in der Regierung macht sich darüber Gedanken, wie die enorm steigenden Staatsschulden künftig abgezahlt werden. Bisher reichten gutes Krisenmanagement und perfekt gestylte Pressekonferenzen, um den Eindruck guter Regierungsarbeit zu vermitteln. Jetzt, da dies in den Hintergrund tritt, wird die Regierungsarbeit ab-seits von Corona erkennbar. Und diese ist nicht so rund und professionell, wie öffentlich dargestellt.