Daten-Zerfall

So lange halten DVD und Co. wirklich

Digital
06.06.2007 13:28
Fotos, Musik, Textdokumente - fast alles, was uns lieb und teuer ist, wird mittlerweile auf digitalen Speichermedien gelagert. Wer jedoch glaubt, dass die Daten auf CD, DVD und Co. dauerhaft konserviert werden können, der irrt.

Vor allem die CD, der viel gepriesene Tonträger der 80er Jahre, zerfällt langsam, aber sicher. Die Versprechungen der Industrie, mit der CD ein Speichermedium für die Ewigkeit gefunden zu haben, entpuppen sich heute als Ente. "Selbst bei perfekten Lagerbedingungen kann man den langsamen Zersetzungsprozess einer CD nicht aufhalten", klagt Ingo Kolasa, Leiter des deutschen Musikarchivs.

Seit 1983 wird hier von jeder in Deutschland verlegten Audio-CD ein Exemplar in dem Berliner Archiv abgelegt - rund 373.000 Silberlinge sind es mittlerweile. Bereits bei rund 200 CDs, die in den ersten drei Jahren der Archivierung eingegangen sind, zeigt ein Messgerät Zersetzungserscheinungen. "Die CD war der erste Tonträger, der aus einem Material-Mix bestand. Die konnten zu dieser Zeit noch gar nicht wissen, wie diese Stoffe miteinander reagieren", so Kolasa.

Haarrisse, Kratzer und Temperaturschwankungen
Vor allem die Lacke, die früher für den Label-Aufdruck verwendet wurden, entpuppen sich als Killer jeder CD. Sie fressen sich durch die einzelnen Schichten und beeinträchtigen die Reflexionsfähigkeit der CD. Ergebnis: Sie ist nicht mehr zu lesen. Aber auch infolge regelmäßiger Nutzung erleidet das Speichermedium unwiderrufliche Schäden.

Schon durch leichtes Biegen entstehen in ihrem Schutzlack Haarrisse, durch die Feuchtigkeit eindringen und die Schutzschicht so zerstört werden kann. Ist der Tonträger zu lange dem Sonnenlicht oder zu großer Kälte ausgesetzt, werden ebenfalls Zersetzungsprozesse in Gang gesetzt. Fazit: Die CD ist viel zu sensibel, um ewig halten zu können.

Ideale Lagerungsbedingungen
Unter idealen Lagerungsbedingungen könne eine CD 50 bis 80 Jahre lang halten, erklärt der Experte Matthias Hemmje. "Ideal" hieße jedoch, dass die CDs nicht angefasst und staub- sowie lichtgeschützt in klimatisierten Räumen aufbewahrt werden müssten, deren Temperatur 18 Grad Celsius nicht übersteigt. An das Abspielen der CD unter solchen Bedingungen sei kaum mehr zu denken.

Noch kurzlebiger sind selbst gebrannte CDs, wie sie in Privathaushalten zu Hunderttausenden im Einsatz sind, um Fotoalben, Musik oder Videos zu sichern. Laut Hemmje können diese schon nach einem Jahr nicht mehr lesbar sein. Selbiges gilt für die DVD, die noch dazu den Nachteil mit sich bringt, sich nicht mit allen Laufwerken zu verstehen. Unbedingt beachten: Für die Beschriftung immer spezielle Stifte verwenden, da sonst der Zersetzungsvorgang beschleunigt werden kann.

Daten-Aus nach zehn Jahren
Experten empfehlen daher, die Daten auf einer externen Festplatte mit zwei gespiegelten Laufwerken (RAID) zu speichern. Doch natürlich können auch Festplatten nicht ewig dem Verfall trotzen: Vor allem Stöße, Temperaturschwankungen, der Einfluss von Magnetfeldern oder schlichtweg mechanischer Verschleiß können den Datenspeichern zusetzen. Umgekehrt droht auch dann ein Datenverlust, wenn die Festplatte zu lange still steht. Schätzungen zufolge liegt die Lebensdauer einer Festplatte zwischen fünf bis zehn, in seltenen Fällen bei bis zu 30 Jahren.

Auch Flash-Speicher, wie er in USB-Sticks oder etwa Speicherkarten zum Einsatz kommt, ist nicht für die Ewigkeit konzipiert. Nach durchschnittlich zehn Jahren droht den Daten das Aus. Zwar bleiben die Dateien auch bei fehlender Versorgungsspannung erhalten und stecken zudem Stöße oder magnetische Störeinflüsse locker weg, da die Anzahl der Schreib- und Löschzyklen jedoch grundsätzlich begrenzt ist, wird diese Art von Speicher mit zunehmendem Alter fehlerhaft. Flash-Speicher ist zudem in seiner Anschaffung nach wie vor recht teuer und im Vergleich zu Festplatten sehr langsam.

Daten am Leben, Format tot
Von einer Konservierung für die Ewigkeit kann demnach keine Rede sein. Und selbst wenn Daten mehrere Jahrzehnte überdauern sollten, sehen sich die Nutzer mit einem neuerlichen Problem konfrontiert: Die Daten mögen auf dem Datenträger zwar noch erhalten sein, nur fehlt es unter Umständen an entsprechenden Geräten, um die Informationen auch auslesen zu können.

Für eine möglichst lange Archivierung sollten Daten daher auf verschiedenen Speichermedien gesichert und von Zeit zu Zeit an neue Format-Standards angepasst – sprich: überspielt - werden.

Auf Nummer sicher gehen
Für besonders wichtige und am Herzen liegende Dokumente, Fotos oder Musikstücke eignet sich immer noch Plan B: der Schritt in die Vergangenheit. In punkto Haltbarkeit sind Papier, entwickelte Fotos oder die Schallplatte vielen der digitalen Speichermedien nämlich einen Schritt voraus. Mit etwa 40 Euro ist eine beidseitig gepresste Schallplatte jedoch ein eher kostspieliges Vergnügen...

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